Wie es zu erwarten war, sitzt die Masse in den letzten Tagen vor dem Monatsende intensiv an den Seminararbeiten. Auch viele hier in der Bibliothek.
Der eine hat noch sechs Tage Zeit, als ich ihn frage. Natürlich noch für zwei komplette, ehe ich es vergesse, aber er ist optimistisch, da er in den Themen steckt. Der nächste bekommt eine Woche vor der Frist die genauen Instruktionen und wirkt überfordert, will sich mit Energie-Getränken „über Wasser halten“, was bestimmt nicht so gesund ist – er hat’s nicht geschafft. Ein paar Minuten über der Zeitfrist… Der normale Alltag. Neben mir schreibt einer fleißig und orientiert sich an einer alten Arbeit. Alles ist scheinbar wie immer, auch die Frage, ob ich mal einen Blick auf die Arbeit werfen könnte. Klar! Zusammenhalt! Aber was ist das?! Es gibt wirklich noch Leute, die die Stress-Lage erkennen und auch solch eine Hausarbeit mal durchgehen lassen, in der schon die Einleitung mit Unterpunkten gegliedert und praktisch aus ca. fünf Aufsätzen einer gemacht wird. Der krasse Gegensatz ist natürlich auch üblich und mehr Norm als Ausnahme, weshalb der Werbe-Slogan eines Automobilkonzerns vielleicht gar angezweifelt werden könnte: Nichts ist unmöglich…
Ich stehe vor der BB und will zu den Wiesen. Von Äckern umgebene grüne Flächen existieren da nicht einfach so. Oft ist es ein Überbleibsel aus der Eiszeit, oft genug können auch andere Sachen dahinter stecken. Schon eine Weile hatte ich den Wald in der Nähe der Eisenbahnbrücke im Blick. Für Hundebesitzer ist das jetzt kalter Kaffee, da die Wiesen hinter dem Ryck beliebte Strecken für die Vierbeiner sind. Die Route führt an einem Gebiet vorbei, das auf der Karte einst den Namen „Bleiche“ trug. Da war der Name Trumpf. Textilien waren damals von Hause aus öko und dementsprechend etwas dunkler. Die Sachen wurden auf große Rasenflächen gelegt und dann ständig befeuchtet, weshalb an einer Bleiche immer ein Gewässer lag – oder umgekehrt. Damals konnte man das noch machen. Damals, als die Flüsse noch rein und die Tiere sprechen konnten. Wie diese chemische Reaktion genau aussah, kann bestimmt einer von Chemikern besser erklären.
Da wären wir also. Auf der Karte von vor knapp 100 Jahren wuchs an dieser Stelle nur Gras. Jetzt gibt’s hier Laubbäume, Gräser und Dornengestrüpp. Unspektakulär. Wohl eine Weidefläche gewesen, die dann nicht mehr genutzt wurde. Der menschliche Einfluss ist nicht zu übersehen. Es ist Wahnsinn. Da hat irgendwer diesen Ofen für dessen Entsorgung bis hierher geschafft. Geht es noch komplizierter? Von der Straße aus sind das hier schon „ein paar“ Meter. Hier und da liegt auch noch Kleinkram. Im Verhältnis zu anderen Wäldchen ist es an diesem Ort noch idyllisch. Schöner glänzt heut das durch die Sonne angestrahlte Rohr, dass sich sanft im leichten Wind wiegt. Dahinter grüßen schon die drei Türme, in deren Richtung ich mich jetzt wieder aufmachen muss. Ran ans Werk…