Allein aufgrund der antretenden Bewerberinnen scheint die Wahl für die studentischen Vertreter im Senat die einzig relevante zu sein in diesem Jahr. Wir haben die vier angemeldeten Listen, für was sie stehen und wie sie eure Interessen vertreten wollen, genauer angeschaut. 

Seit heute habt ihr die Möglichkeit, die 12 studentischen Vertreterinnen für den akademischen Senat zu wählen. In diesem Jahr haben sich vier Listen mit insgesamt 84 Kandidaten zur Wahl gestellt. Neben der politischen Agenda der einzelnen Listen ist natürlich auch deren Zusammensetzung interessant. Gerade ein Blick auf die Fakultäten hilft oft, um herauszufinden, welche Listen wie gewählt werden. In den vergangenen Jahren hat sich zum Beispiel gezeigt, dass viele Wähler eher dazu neigen, Kandidaten aus ihrer eigenen Fakultät zu wählen. Gerade bei den Medizinern war dieser Trend auffällig und unabhängig von der politischen Ausrichtung der jeweiligen Liste. In diesem Jahr treten mehr als doppelt so viele Bewerber von der Philosophischen Fakultät für den Senat an als von allen anderen Fakultäten zusammen.
(Philosophische Fakultät = PhilFak, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät = RSF, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät = MathNat, Medizinische Fakultät = Medizin, Theologische Fakultät = Theologie)

gesamt

Im Folgenden haben wir für euch das von den Listen zusammengetragen, was ihre öffentlichen Auftritte und Flyer bis dato zeigen und für was sie im kommenden Jahr im Senat kämpfen wollen.

Liberale Liste

Die Liberale Hochschulgruppe stellte bereits im vergangenen Jahr eine eigene Liste für die Senatswahlen auf. Einen Kandidaten im Senat konnte die Liste damals mit rund 830 Stimmen nicht unterbringen. Dieses Jahr sind drei Bewerberinnen mehr hinzugekommen. Trotzdem ist sie die kleinste Liste und vertritt am wenigsten Fakultäten. Das schlüsselt sich dann so auf:

lhg

Der Wahlkampf der Liste ist stark an die, von Netflix produzierte Serie „House of Cards“ orientiert. Auf Facebook hat sich die Liberale Hochschulgruppe den Slogan „House of Liberale“ gegeben und wirbt mit einer ausführlichen Kandidatenvorstellung und Wahlkampfthemen, die altbekannt vorkommen und so schon in den vergangenen Jahren und durch Vertreter der Liberalen Liste unter anderem im Studierendenparlament gefordert wurden. Gleich in mehreren Punkten wird so eine Senkung von Gebühren und Beiträgen gefordert. Explizit bedeutet das eine Überarbeitung der Universitätsgebührenordnung und eine Abschaffung der 20 Euro Mahngebühren, sollte mal wieder jemand seine Prüfung zu spät angemeldet haben. 

„Wir sind der Meinung, die Universität muss ihre Studenten nicht durch solche Tricks erziehen!“

 – Liberale Hochschulgruppe LHG Greifswald via Facebook

Weiterhin sollen vakante Stellen besetzt, das Lehramt erhalten und ausgebaut und ein Teilzeitstudium ermöglicht werden. Wichtigster Punkt und schon seit Jahren bei den konservativen Kräften ganz oben auf der Agenda: Die Freiheit für Forschung und Lehre, die mit einer Ablehnung der Zivilklausel einhergeht und eine ideologiefreie Hochschulpolitik. Besonderen Bezug nimmt die Liste dabei auf TTIP. Dies soll gerne im Bundestag jedoch nicht im akademischen Senat der Universität Greifswald verhandelt werden. Besonders deutliche Worte findet die Liste im Wahlprogramm auch für einen Antrag, der auf der Wintervollversammlung 2016 behandelt wurde. Zu einer Debatte über Anwesenheitspflicht heißt es nur: F*** Anwesenheitspflicht.

EDIT, 12:23: Uns ist der Fehler unterlaufen, die Liste „Liberale Liste“ als „LHG“ zu titulieren. Dieser Fehler wurde bearbeitet. Die Liste tritt als „Liberale Liste“.

 

Die PARTEI & Friends

Der hochschulpolitische Ableger der Partei um den Satiriker Martin Sonneborn sitzt unter diesem Namen bereits seit einer Legislatur mit zwei Vertretern im akademischen Senat und will diesen Stand auch beibehalten. Die PARTEI und ihre Freunde tritt als zweitgrößte Liste zu diesen Wahlen an, was es ihr trotzdem nicht ermöglichte, alle Fakultäten abzudecken.

dpf

Wie die LHG startet auch die PARTEI mit einem Mottowahlkampf, welcher sich jedoch auf alle vier Gremien bezieht, die Ziele variieren nicht. Die PARTEI hat sich jedoch nicht „House of Cards“ sondern die AMC Serie „The Walking Dead“ zum Vorbild genommen und hinterfragt, was denn passiert, wenn der AStA bei einer Zombie-Apokalypse fällt und ob nicht eine Altersobergrenze von 50 Jahren im Senat besser wäre, um Zombies zu vermeiden. Mit „The Voting Dead“ zeigt sich die PARTEI wieder einmal gewohnt kreativ aber inhaltslos in einem Wahlkampf, was in den vergangenen Jahren nicht unbedingt unerfolgreich war. Wichtigstes Ziel für alle Studierenden ist wohl die Aufgabenverteilung nach Fakultäten bei einem größeren Zombiebefall und dass die Mensa am Schießwall mit einer neuen Aufgabe bedacht werden soll, nachdem der Mensabetrieb an den Loeffler-Campus verlegt ist.

+++ Mensa > Zombie-Schutzzone! +++

Dieses Gebäude ist unser letzter Zufluchtsort!

 – Die PARTEI Hochschulgruppe Greifswald via Facebook

Ob der humoristische Wahlkampf auch in diesem Jahr reichen wird, um genügend Stimmen für einen erneuten Einzug in den Senat zu gewährleisten, bleibt abzuwarten. 

 

uniweit.

Die uniweit. Liste ist dieses Jahr der einzige Neuling unter den Wahlmöglichkeiten. Sie ist ein Zusammenschluss aus Bewerbern, die teilweise schon jetzt für andere Listen im Senat sitzen und weiteren Mitstreitern. Dieser Bruch kam vor allem aus einem attestierten mangelnden Pragmatismus in anderen Lagern und einer unterschiedlichen Auffassung, wie studentische Probleme in den universitären Gremien anzugehen sein. Trotz, oder gerade wegen der Neugründung, ist uniweit. die einzige Liste, die Bewerber aus allen fünf Fakultäten in das Rennen schicken kann:

uniweit

Die Ziele von uniweit. beziehen sich im Gros auf eine Verbesserung der Studiensituation. Mit mehreren Mensaclubmitgliedern unter den Bewerbern bedeutet das natürlich auch den Ausbau der studentischen Kultur. Die Liste bezieht das besonders auf die vorhandenen Clubs und andere kulturelle Initiativen und Vereine, kein Wort jedoch über die Rosa WG, die in den letzten Monaten immer wieder Thema war.

Kein Bock mehr auf Notlösungen – für ein klares Bekenntnis zu studentischer Kultur

– Uniweit. via Facebook

Die weiteren Wahlkampfziele beziehen sich auf die Verbesserung der Studiensituation in Forschung und Lehre und eine internationalere Universität, an der jeder studieren kann. So wird unter anderem gefordert die Lehrerbildung fakultätsübergreifend praxisnäher auszurichten. Laut einer Evaluation unter Lehramtsstudierenden hat sich ergeben, dass diese zwar generell mit der wissenschaftlichen Ausbildung zufrieden sind, aber die Ausbildung für eine Arbeit an den Schulen auf der Strecke bleibt. Auch wird eine Verbesserung der Einschreibebedingungen angestrebt um ein angenehmeres Studium zu gewährleisten. Laut eigener Angabe haben Bewerber der uniweit. Liste, die bereits in der aktuellen Legislatur für andere Listen im Senat sitzen, einen Antrag dazu eingebracht und wollen diese Linie auch weiterfahren. 

 

Solidarische Universität

Die Soli-Uni Liste ist die älteste und größte Liste und stellt in der aktuellen Legislatur die meisten studentischen Senatoren im Senat. Zugleich musste die Liste jedoch einige Abgänge zu anderen Listen hinnehmen, auch unter den Senatoren. Anders als im vergangenen Jahr sind nun auch wieder die Jusos, die im vergangenen Jahr noch eine eigene Liste in den Wahlkampf schickten, bei Soli-Uni zu finden. Auch die Soli-Uni konnte nicht Bewerber aus allen Fakultäten finden.

soliuni

Mit einem Wahlkampf ganz in rosa und mit Herzen, konnte die Soli-Liste zumindest schon den erwärmendsten Wahlkampf leisten. Inhaltlich bleibt die Liste bei ihrem Erfolgsrezept der vergangenen Jahre und setzt vor allem auf die Bewerbung der Einzelkandidaten. Dies jedoch immer unter dem Gesichtspunkt, dass diese eine gemeinsame Linie fahren, was die Ausfinanzierung aller Institute, die Öffnung der Universität für alle und die Verbesserung der Situation für Studierende angeht. Auch die Mitglieder der Solidarischen Universität wollen die studentische Kultur erhalten und fördern, klammern dabei jedoch nicht explizit den Rosa Club aus. 

Dabei war es uns immer wichtig, dass alle Fakultäten berücksichtigt werden und nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden.

 – Solidarische Universität Greifswald via Facebook

Die fakultätsübergreifende Arbeit steht bei den Mitgliedern der Soli-Uni themenübergreifend im Vordergrund. Auch wagt die solidarische Liste den Blick über den hochschulpolitischen Tellerrand und will sich in der kommenden Legislatur für bezahlbaren Wohnraum in der Stadt einsetzen.

 

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Das sind die vier Listen. Wählen könnt ihr sie von Dienstag, dem 10. bis Donnerstag, dem 12. Januar. Die Wahllokale sind der Vortragssaal Zentrale Universitätsbibliothek auf dem Beitzplatz, von 09:00 bis 16:00 Uhr und der Konferenzsaal im Hauptgebäude, ebenfalls von 09:00 bis 16:00 Uhr.