Weise Eisverkäufer, Feminismus und Gedichte über ein glückliches Leben und die Beantwortung aller Fragen. Der Simsalaslam und der Classsic Slam fanden vor einigen Wochen in der Museumswerft und in der Deutschen Philologie statt. Wir waren dort um uns ein Bild davon zu machen.
Vom 19.10.2016 u. 3.11.2016
Verdammter Regen, denke ich mir am Mittwochabend als ich mich auf mein Fahrrad schwinge und Richtung Ryck radele. Bereits vereinzelt sehe ich schon Leute Richtung Museumswerft laufen und wundere mich gleichzeitig darüber, woher sie von der Veranstaltung mitbekommen haben. Denn weder gab es Flyer, noch Plakate. Lediglich eine unscheinbare Facebook-Veranstaltung soll in den kleinen Kreisen der Wissenden kursiert haben. Der Rest der Leute soll sich durch den (exzellent funktionierenden) Greifswalder Buschfunk eingefunden haben. Wie ich im Übrigen auch. Ich habe die unscheinbare Macht dieses Kommunikationssystems unterschätzt.
Nach der langen Sommerpause war es also wieder an der Zeit die lokalen Wortakrobaten, Poeten und Dichter zu einem friedlichen Messen der Wortgewandheit zu versammeln.
Geladen wurde zu „dem Niemand weiß wievielten Simsalaslam“ zu heißem Apfelsaft, kaltem Bier und romantischem Kerzenschein. In absoluter Harmonie und einlullender Glückseligkeit wurde feinste Prosa und Lyrik zum Besten gegeben.
Neun Kandidaten lieferten sich in drei Vorrunden ein knappes Rennen. Aus Texten mit dem Sandmännchen, unverschämten, sexistischen Typen in der Mensa und ukrainischen Mädchen die einem die Jungfräulichkeit stehlen, gingen drei Finalisten hervor.
„Buhen ist scheiße ihr Ficker!“
Sprung zum 3. November 2016 in die heiligen Hallen der Philosophischen Fakultät in der Ruben-owstr. 3. Das zarte Rosa der Hörsaalwände, die Plastikbecher Pyramide aus Chips und Erdnuss-flips und ein paar Kisten Bier sorgten dafür, dass wir ein beruhigt, gütig gestimmtes Gemüt hatten und keinen Hunger und Durst leiden mussten. Vorne auf dem Pult protzten schön den Wettbewerbscharakter der Veranstaltung unterstreichend; Medaillen und Pokal.
Die Organisatorinnen des zweiten Classs*ic (*super sexy Slammer) Slams waren sichtlich nervös, was nicht überraschend war, bei der erst zweiten Veranstaltung dieser Art für das Institut und einem halben Saal, bestehend auf erwartungsvoll dreinblickenden Gesichtern.
Die erste Slammerin kam nach einer im Vergleich zu anderen Slams relativ kurzen Anmoderation an die Reihe. Keine großen Erklärungen und kein Taramtamtam, man kam direkt zum Punkt. Dann kam auch schon der nächste dran. Und nochmal. Ehe man sich versah waren wir beim Finale angelangt. Was auf der einen Seite erfreulich war, denn man konnte ohne schlechtes Gewissen noch in die Stammbar einlenken und am nächsten Morgen nüchtern zur Uni erscheinen.
Auf der anderen Seite jedoch, stellte sich nicht dieses wohlig warme Gefühl der Slammagie ein, das man verspürt, wenn Moderation, Slammer und Publikum langsam zu einer glücklichen, die Poesie ins letzte Wort auskostenden und den Raum nie mehr wieder verlassen wollenden, weil von der Schönheit des Augenblicks zu sehr berauschten, wabernden Masse der Glückseligkeit verschmelzen.
Hinderlich für das Einstellen eines solchen Gefühls kann auch ein Publikum sein, das das Prinzip von Slams noch nicht seiner Tiefe begriffen hat und einfach ganz unverschämt die Poeten ausbuht.
Diese ließen das aber nicht auf sich sitzen und straften die Banausen mit einem
„Buhen ist Scheiße ihr Ficker!
Plattformen für junge Dichter
Alles in allem zwei schöne Slams, die es zu vergleichen ungerecht ist. Denn erwartender Weise läuft ein etablierter Slam mit erfahrenen Moderatoren reibungsloser ab als einer, der gerade erst das Licht der Welt erblickt hat.
Nichts desto trotz bleiben wir gespannt auf alle weiteren Entwicklungen in der Szene. Allein schon deswegen, um unseren jungen Dichtern und Poeten eine Plattform zu bieten, die sie auch wirklich verdienen.