Diese Frage ist sicherlich vor allem für Studenten der Skandinavistik relevant, die sich in der Wahl ihrer Seminare für Kurse entscheiden, welche die Wikingerzeit und Kultur des alten Skandinaviens zum Schwerpunkt haben. Jedoch hat vielleicht nicht jeder die Möglichkeit, im Rahmen einer kostengünstigen Studienfahrt nach Haithabu zu gelangen. webmoritz war vor Ort und hat nachgeschaut, ob sich ein Ausflug auch alleine oder in der kleinen Gruppe lohnt.
Haithabu – ein archäologisch bedeutsamer Ort nahe Busdorf, südlich von Schleswig und nordwestlich von Kiel. Bedeutsam deswegen, weil sich hier vom 8. bis ins 11. Jahrhundert hinein ein Handelsplatz befand, den Wikinger, Balten und West- sowie Mitteleuropäer zum Austausch von Waren nutzten und zahlreiche Spuren hinterließen. Heute befindet sich hier das Wikinger Museum Haithabu, welches eine umfangreiche Ausstellung zum wikingerzeitlichen Leben präsentiert. Zu bestaunen gibt es allerhand Funde oder originalgetreue Repliken, die im Rahmen der Ausstellung in den jeweiligen historischen Kontext gesetzt werden und sich Themen wie häusliches Leben, Handwerk und Handel sowie Kriegskunst und Bestattung widmen. Die Funde reichen dabei von Handwerksgegenständen und Runensteinen über Schmuck, Münzen, Glasperlen und Waffen bis hin zu einem rekonstruierten Kriegsschiff, das zum Teil noch aus den echten, vor rund 1000 Jahren verwendeten Holzplanken besteht. Unter diesen Ausstellungsstücken befinden sich auch Objekte, die hier seit der Umgestaltung des Museums vor rund 6 Jahren das erste Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Dahingehend könnte ein Ausflug also lohnend sein. Dennoch: 1 Stunde benötigt der Besucher ungefähr, um die Ausstellung zu begutachten. Und das auch nur, wenn er sich Zeit lässt. Zu schaffen ist der Rundgang auch in 45 min. Demgegenüber steht die weite und mit Kosten verbundene Reise von Greifswald hin zum Museum und zurück. Wer über ein Auto verfügt, muss immerhin eine dreistündige Fahrt von über 300 km für eine Tour einplanen, was am Ende des Tages und je nach Fahrzeug eine ganze Tankfüllung und mehr bedeuten kann, die verbraucht wird und bezahlt werden muss. Der Preis für die Bahn dürfte nicht weniger zu Buche schlagen. Und der Eintrittspreis in Höhe von 5€ für Studenten muss ebenfalls hinzugerechnet werden. Wer auf einen Audioguide nicht verzichten will, sollte noch einmal 2€ zusätzlich einplanen. Das lässt eine Reise allein schlicht unattraktiv erscheinen, zählt man sich selbst nicht unbedingt zu den absoluten Wikinger-Enthusiasten.
Da rettet auch nicht die nahegelegene Wikingersiedlung davor, Nutzen und Kosten skeptischen Blickes zu Ungunsten der Fahrt abzuwägen. Einen bleibenden Eindruck liefern sie allemal, die rekonstruierten Häuser, die im Bereich der alten Siedlung errichtet und den Originalen, entsprechend dem heutigen Kenntnisstand, nachempfunden wurden. Es hat schon einen gewissen Charme, wenn man in die dunklen Hütten schaut, aus denen einem der rauchige Geruch der Feuerstellen entgegenströmt. Jedoch bieten auch die Häuser kein Ziel, das einen langen Aufenthalt zuließe. Zudem hat man hier auf Lichtquellen zur Beleuchtung verzichtet. Die daraus resultierende Dunkelheit zugunsten der Authentizität hat allerdings auch den Nebeneffekt, dass man – es ist wohl zu erahnen – nur schwer etwas von der Einrichtung und dem inneren Aufbau der Häuser erkennen kann, wenn die Sonne ungünstig steht. Vor allem hat aber die Umgebung des Museums und der ca. 1 km entfernten Siedlung ihren ganz besonderen Reiz.
Direkt am Wasser gelegen und von bewaldeten Hügeln und Feldern umgeben, auf denen sich Schafe tummeln, vermittelt der Ort tatsächlich den Eindruck einer vergangenen Zeit und lässt vor dem geistigen Auge Langschiffe am Horizont erscheinen. An dieser Stelle erfährt das Ausflugsziel für uns noch einmal eine enorme Aufwertung. Wem gemütliche Spaziergänge in freier Natur allerdings nicht sonderlich zusagen, wird dies wohl anders sehen. Alles in allem wird der Aufenthalt in Haithabu die Dreistundenmarke wohl selten überschreiten, es sei denn, man begibt sich an einem der zahlreichen Veranstaltungstage dorthin. Hier werden vielfältige Programme angeboten, die jedoch nicht immer von Zusatzkosten befreit sind. Daher sollte vorher unbedingt ein Blick auf den Veranstaltungsplan auf der Homepage des Museums geworfen werden.
Da Museum und Siedlung je nach individuellem Interesse ein reizvolles Ziel darstellen können, aber dennoch zu wenig bieten, um eine Fahrt von Greifswald aus attraktiv zu machen, empfehlen wir, auf eine Gelegenheit zur Reise in der Gruppe zu warten, um die Kosten zu senken und gruppenbezogene Angebote wahrzunehmen. Sollte das nicht möglich sein, sei auf den Veranstaltungsplan des Museums verwiesen. Hier sind sämtliche Veranstaltungen, die fast über das ganze Jahr verteilt im und um das Museum herum stattfinden aufgeführt. So gibt es jedes Jahr die Möglichkeit, an Bootsfahrten teilzunehmen oder einem Wikingermarkt beizuwohnen. Wer an der Thematik und entsprechenden Programmen interessiert ist, dem sei ein Ausflug nach Busdorf ins Wikinger Museum Haithabu ans Herz gelegt, es handelt sich um einen interessanten und sehr schönen Ort. Von teuren Reisen allein und an Tagen ohne Programm müssen wir jedoch abraten, da hier die Kosten den Nutzen nach unserem Empfinden deutlich übersteigen.
Fotos: Isabel Kockro