Das Derby zwischen dem SVG und dem GFC hatte es in sich. Knapp 500 Zuschauer sahen ein packendes Spiel bei sehr warmen spätsommerlichen Temperaturen und etwas Tropenluftfeuchte.
Um sechse klingelte der Wecker. Draußen regnet’s. Ok, sieht nach einer zusätzlichen Stunde Schlaf und mit Verzicht auf das den Fußball ergänzende Kulturprogramm aus. Um sieben reicht auch aus. Görmin lag so ungefähr auf dem Weg nach Greifswald. Um 10:00 bot die Kreisliga Mecklenburg-Strelitz noch ein Spielchen, was aber durch eine Umleitung nicht mehr pünktlich zu erreichen war. Guter Rat war nun teuer. Unter dem Strich nur Kultur bei bestem Wetter und eine knappe halbe Stunde vor Anstoß in Görmin. Ich hatte schon geahnt, dass hier die ganze Gemeinde im Stadion anzutreffen sein wird. Überall im Dorf parkten Autos. Hier sah es aus 30 Minuten vor Anstoß schon aus wie sonst fünf Minuten vor Anstoß. Eine Schlange an der Kasse und im Peenetal-Stadion schon der Zuschauer große Masse. Görmin hat den Auftakt knapp in Bützow verloren und Greifswald daheim die Güstrower vom Platz gefegt. Von wegen Torgelow macht’s ohne Konkurrenz. Auch hier in der Hölle des Peenetals zeigte der GFC, wer hier der Herr sein möchte. Druck, Anrennen, Klären. Görmin hielt sich wacker. Selbst kamen sie kurz nach dem Greifswalder Abseits Tor erst nach 20 Minuten zum ersten Torschuss. Es sah erst ganz unspektakulär aus, als Sendroiu, um den Ball nicht ins Gesicht zu bekommen, die Hände vor jenes hält. Das ist verboten. Durch den fälligen Freistoß hätte sich Neuzugang Hildebrandt beinahe in die Torschützenliste eintragen können. Mehr gab es nicht auf das Tor von Nico Barz. Sein Gegenüber samt Abwehr hatte deutlich mehr zu tun. Es ging nach exakt 45 Minuten in die Pause. Und ich sage noch: „Ein Tor und hier wird es für Greifswald mit dieser Kulisse noch richtig schwer!“. In der 52. Minute macht Schult das 1:0. Er läuft und läuft, spitzelt den Ball gegen den Pfosten, von welchem er über die Linie kullert! Die letzte Saison mit seinen entscheidenden Spielen liegt noch gar nicht lange zurück, aber alles dort an Jubelschreien erlebte, war kein Vergleich zu diesem nach diesem 1:0! Gänsehaut für Außenstehende! Spieler und Zuschauer bildeten ein Knäuel der Euphorie! Noch eine halbe Stunde! Aber es kam, wie es kommen musste. Die Görminer sind noch nicht ganz so fit, wie die Greifswalder. Nach der Führung war praktisch die Luft raus. Der Wille war da, aber die Kraft und Konzentration nicht mehr. Greifswald nutzte nun eiskalt so jede gefühlte zweite Chance. Zunächst ist es Mike Bütterich nach einer gespielten Stunde. Eine der zahlreichen abgewehrten Ecken landet vor den Füßen von Greifswald Nr. 7, der aus gut 20 m einfach mal draufhält. Da geht noch was. Der Anhang der Görminer war optimistisch. Als in der 65. Olszar zum 1:2 trifft, heizt das noch einmal die Stimmung an. Jetzt erst recht. Das 1:3 durch wieder jenen Olszar bringt dann die Entscheidung. Er braucht nach einer Flanke von rechts nur noch einzuschieben, da er ganz allein gelassen dort im Fünfer agieren konnte, wie er wollte. So exakt wie beim Halbzeitpfiff, erfolgte nun auch der Schlusspfiff. Dann verkehrte Welt: Die Greifswalder gehen unspektakulär vom Platz und die Görminer machten noch einen Kreis, ehe sie sich hurtig auf den Weg zum Anhang begaben, als wären die Punkte im Peenetal geblieben. Greifswald wurde seiner Favoritenrolle gerecht und macht da weiter, wo sie in der letzten Saison aufgehört haben. Görmin konnte noch nicht das Tempo mithalten, wird aber noch auf Gegner treffen, die auf Augenhöhe liegen. Das Spiel war trotz Derby-Charakter sehr fair und kam ohne gelbe Karte aus!
Görmin spielte mit: Passow, Gaedkte, Martens, Piper, Schult, Rogee, Meinzer, Meyer, Hildebrandt (65. E. Schulz), Damm (60. Ch. Schultz), Brennecke 84. Kreutz)
Greifswald spielte mit: Barz, Bütterich, Gellentin, Henkel, Kröger, Simdorn (72. Chougourou), Banaskiewicz (80. Schadofske), Sendroiu, Hartwig, Lösel, Rohde (46. Olszar)
Tore: 1:0 Schult (52.), 1:1 Bütterich (60.), 1:2, 1:3 Olszar (65., 75.)
Zuschauer: 446