Wenn das eigene Zimmer zum Drehort wird: Du selbst zum Moderator, Comedian oder Schauspieler. Youtuber gibt es heutzutage wie Sand am Meer. Sand und Meer haben wir in Greifswald definitiv genug – Youtuber auch!? webmoritz. hat für euch Ashley alias sunnyashleyyy getroffen. Was sie uns über sich und das Youtuben verraten hat, lest ihr hier.
Youtuber in Greifswald? Fand ich eine interessante Frage, der ich auf den Grund gegangen bin. Schnell stoße ich auf fruchtbaren Boden. Bei meiner Suche kam ich nicht an Ashley vorbei. Ihre Videos haben mich neugierig gemacht und ich wollte sie unbedingt treffen. Wer ist die Person hinter der Kamera? Zu meinem Glück ist Ashley mit dieser Idee einverstanden und auch damit, dass ich sie zu Hause überfalle, damit ich mir auch gleich mal ein Bild davon machen kann, wo und wie sie dreht. Mir und unserer Fotografin öffnet eine strahlende Ashley. Der Name ist bei ihr definitiv Programm, so einen sonnigen, positiven Menschen trifft man nicht alle Tage. In ihrem Zimmer, von dem aus sie auch immer ihre Fangemeide auf youtube begrüßt, führen wir unser Interview.
- Hey Ashley, cool, dass das heute klappt! Du studierst BWL – wie passt das denn mit youtuben zusammen?
(Lacht) Eigentlich wollte ich Kunstgeschichte studieren, aber das wurde von meinen Eltern als brotlose Kunst betitelt und dann ging’s los – mein Dad wollte, dass ich Jura studiere, meine Mum, dass ich Ärztin werde – aber ich kann kein Blut sehen. BWL dann deswegen, weil man damit ja relativ viel machen kann. Aber um zur eigentlichen Frage zurück zu kommen, ich bin gerne kreativ – im Studium geht das jetzt nicht unbedingt, beim youtuben schon. Ich erschaffe gern Dinge selbst und probiere gern Neues aus – irgendwie hat sich das dann angeboten. Ob es gut oder schlecht wird, ist mir relativ egal, und irgendwie kam mir der Gedanke, dann teil ich das gleich mal mit der Welt da draußen.
- Erinnerst du dich noch an dein erstes Video, und wie das war?
Oh Gott, oh Gott, jaa, – lacht – jaa leider. Ich glaube das war ein Vorstellungsvideo. Weil ich mir wirklich lange Gedanken gemacht hab, okay wie willst du eigentlich starten? Zum Reinkommen dachte ich, bietet sich das ja an. Die Leute sollen ja auch erstmal wissen, wer das überhaupt ist und was es da Neues gibt. Ich hab bestimmt zehn Takes gebraucht, bevor ich halbwegs zufrieden war. Aber wenn ich mir das Video heute angucke, denke ich auch eher OMG – fremd schämen, was hast du denn da gemacht? Aber es ist auch mal ganz lustig wieder die alten Videos anzusehen.
- Aber löschen und Videos rausnehmen würde für dich nicht in Frage kommen?
Nein! Das bin ich und erst wenn man die Videos vergleicht, dann sieht man ja auch die Entwicklung. Ich finde das ganz wichtig, auch für mich selbst. Außerdem bin ich der Typ, wenn ich das Video hochgeladen habe, dann lösche ich es sofort auf meiner Festplatte, wenn ich sie dann irgendwann auch im Internet löschen würde, dann wären sie für immer weg und das will ich nicht.
- Du machst thematisch viele unterschiedliche Sachen, wie kam es dazu?
Ich bin einfach nicht der Youtuber, der nur eine Schiene fährt. Das wäre doch kotze langweilig. Vor allem bei Beauty-Videos, da hat jeder so langsam wirklich alles gesehen. Ich persönlich bin eher der lustige Typ und darauf will ich auch gerne meinen Schwerpunkt setzten. Mein Gedanke war, einen Kontrast in das manchmal sehr öde Studentenleben zu bringen. Mein Ziel ist es, egal bei welchem Video, etwas Sonne und Frische in die Welt zu streuen und die Freude, die ich beim Drehen und Produzieren des Videos habe, auch meinen Zuschauern zu vermitteln.
- Von einer deiner Ideen bis zum fertigen Video – wie machst du das? Wie gehst du an die Sache ran?
Ja, gute Frage – lacht – also das kommt natürlich immer drauf an, wie viel Zeit ich habe. Also Ideen hab ich immer super viele, aber die Zeit ist immer das, was fehlt. Geht ja eigentlich bei jedem so. Bis ich alles im Kasten habe mit Schnitt und allem drum und dran, dass ich das Video nur noch hochladen muss, wenn ich gut drauf bin brauch ich einen Tag dafür. Wenn ich sehr viel Mühe reinstecke, weil ich will, dass es nahezu perfekt ist – was es natürlich nie ist, dann brauch ich schon mindestens zwei Tage. Die Idee und das Skript schreiben, wenn man es so nennen will, das braucht eine Stunde maximal. Aber das Set aufbauen und Filmen, das ist immer das, was Zeit frisst. Jeder Schnitt, jede Fokussierung sollte sitzen. Ich und die Technik sind dann auch nicht immer einer Meinung. Schade ist es dann, wenn es nicht wertgeschätzt wird. Hater-Kommentare können manchmal schon die Euphorie dämpfen – but that’s life!
- Stichwort Technik, kannst du ein paar Worte zu deiner Ausrüstung sagen?
Meine erste gute Kamera hat mir ein sehr guter Freund geschenkt als ich nach Greifswald gezogen bin. Das ist eine Nikon J1 gewesen. Was mich daran gestört hat: Dass die kein schwenkbares Display hatte. Heute hab ich eine Nikon 600D, die hat glaub echt jeder – auch unter den Youtubern. lacht
- In welchem Rhythmus postest du denn deine Videos? Oder gibt es gar keinen?
Das ist wirklich sehr unterschiedlich. Bis vor ein paar Monaten hab ich das so gemacht, wie ich Zeit und Lust hatte, im Moment aber mach ich das immer zu einem bestimmten Termin, weil sich rausgestellt hat, dass das die Leute lieber wollen. Aber es kann auch sein, dass ich das wieder ändere. So Termine einzuhalten kann man auch nicht immer durchhalten.
- Gibt es so Kleinigkeiten, die immer passieren, wenn du drehst?
Schmunzelt – Ja. Ich muss immer mindestens viermal den Begrüßungssatz aufnehmen, bis ich damit zufrieden bin. Aber wenn das geschafft ist, wird’s gut. Ich mache ja immer alles frei von der Leber weg, da kommt es schon mal zu Versprechern oder kleinen Fehlern, aber das ist natürlich und menschlich und macht das ganze echter und authentisch und das ist mir wichtig. Worauf ich echt immer höllisch achten muss und das jedes Mal: Ich will nie länger als sieben Minuten Videos machen, weil das sonst einfach zu lang zum Anschauen wird. Das ist jedes Mal eine Herausforderung. Eigentlich schneide ich meistens nur deshalb, dass ich die Zeit einhalten kann.
- Zu Fans und Hatern. Du hast es gerade schon einmal ganz kurz angesprochen mit den Hater-Kommentaren, was hast du da bisher schon erlebt und was für Erfahrungen hast du gemacht?
Es gibt, wie überall auf der Welt, solche und solche. Es gibt die, die dich lieben und die, die dich hassen. Wobei ich denke, dass die, die mich hassen sich etwas zurückhalten, weil ich glaube, die haben Angst vor mir – aber das ist auch ganz gut so! Die posten manchmal was und sagen – „Ey du bist voll blöd oder voll hässlich, oder was labberst du.“ – und es gibt natürlich die Rechtsradikalen, aber das juckt mich recht wenig. Also es berührt mich nur kurz weil ich dann eher geschockt denke, wir haben 2016 und ihr habt euch immer noch nicht entwickelt und seid niveauloser als Affen. Ich reg mich kurz auf und dann ist gut. Meine Fans sind wie eine Cyberfamily. Die sind total lieb und freundlich – nicht dass ich danach süchtig wäre. Ich freue mich immer über Feedback und es ist schon so, dass ich die Unterstützung meiner Fangemeide mag, man könnte echt sagen: They hold my back!
- Was war denn der heftigste Hater-Kommentar, den du bekommen hast?
Das war einer rassistischer Natur: Die Person war der Meinung, dass ich aufgrund meiner Hautfarbe keine Videos drehen dürfe. Und, dass ich doch zurück in mein Land solle. Ich habe mich nicht darüber aufgeregt, was er gesagt hat, sondern eher darüber gewundert, wie Stulle der im Kopf ist. Ich hatte eher so Gedanken im Kopf, wie: „Merkst du nicht, dass ich fließend deutsch spreche!? Solltest du dann nicht daraus schlussfolgern können, dass ich hier geboren bin?“ Alleine der Kommentar „Geh in dein Land zurück“ – da hab ich dann auch gedacht: „Soll ich in die U-bahn steigen und ’ne Runde drehen, oder was?“ Das war schon etwas krass, wo ich mich dann aber eher gewundert habe, als dass ich mich drüber aufrege.
- Wie stehen deine Freunde und Familie denn zum Youtuben? Unterstützen sie dich?
Ja das tun sie. Wobei „sie“, darf ich gar nicht sagen. Die, die es wissen schon, manche wissen es in der Tat nicht. Meine ältere Schwester, beispielsweise, hat Familie und Kinder, wenn ich ihr auch noch sagen würde: „Hey, ich bin auf youtube!“ Dann würde sie mich den ganzen Tag stalken und alles kommentieren. Ob ich mich vor ihr, oder sie vor mir schütze, weiß ich nicht ganz. (schallendes Lachen) Die Reaktion meines Vaters ist immer: „Mein Kind, mach, aber denk an die Uni.“ Da wissen wir ja alle, wie das ist.
- In einem Video im Dezember hattest du ganz kurz angesprochen, dass du darüber nachdenkst aufzuhören. Was war da der Hintergrund dazu?
Der Grund, warum ich dieses Video gedreht habe ist, dass ich wissen wollte, wie die Stimmung da draußen ist. Ich hatte ein kleines Tief. Es kamen in der Zeit vor Weihnachten viel mehr Hater-Kommentare als sonst. Ich wollte einfach nochmal die allgemeine Stimmung wissen. Ich stecke super viel Zeit und Mühe in diese Videos – der Social Media-Druck war im Dezember zusätzlich enorm groß. Unnötige Kommentare, in denen nur gequängelt wird, warum ich dies und jenes nicht habe, finde ich einfach doof. Die Reaktionen, die dann kamen, waren verständnisvoll und eher mit dem Subton, dass sie gerne hätten, dass ich weiter mache und dass sie es verstehen können. Das hab ich mir dann alles auch nochmal durch den Kopf gehen lassen und dann beschlossen, dass ich dabei bleibe.
- Hast du denn Zukunftspläne für dein Hobby, wenn man das so sagen kann?
Ja! Ich möchte gern mehr auf der persönlichen Schiene machen. Mehr „real life“. Interessant wird es doch erst, wenn die Leute einen besser kennenlernen. Ich bin mal gespannt, was die Zukunft so bringt.
- Jetzt hab ich noch eine Frage, die ich dir unbedingt stellen muss: Dein Name sunnyashleyyy – was hat es damit auf sich?
Ich hab ein Motto oder vielleicht eher eine Message, die ich jedem mit auf den Weg geben möchte: Egal wie scheiße es läuft, laufe weiter! Egal was passiert, laufe weiter – das möchte ich den Leuten wirklich ans Herz legen. Ich will Freude und Sonne in den Alltag bringen, daher das „sunny“ im Name.
Vielen Dank, für dieses interessante Interview!
Fotos: Laura Prohmehl