Von verlorenen Seelen und teuflischer Musik. Das finnische Künstlerinnen-Duo „Puhti“ beim Festival „Nordischer Klang“.
Wem die Banner und Plakate in der Stadt noch nicht aufgefallen sind, der ist entweder blind, oder hat den ultimativen Tunnelblick. Seit vergangenem Donnerstag ist der Greifswalder Mikrokosmos wieder von Nordischem Klang erfüllt. Noch bis zum 17. Mai finden täglich Veranstaltungen mit skandinavischer Note statt. Bereits zum 25. Mal findet in diesem Jahr das Festival „Nordischer Klang“ statt. Zwölf Tage lang musizieren Künstler aus Finnland, Schweden, Dänemark und Co., finden Workshops und Ausstellungen mit Bezug zur skandinavischen Kulturlandschaft statt.
Montagabend im Kulturzentrum St. Spiritus, einem in diesem Jahr für den „Nordischen Klang“ unverzichtbaren Veranstaltungsort. Gegen kurz nach 21:30 Uhr betreten zwei „verrückte Hühner“ die Bühne: Anne-Mari Kivimäki und Reetta-Kaisa Iles, zusammen kurz und bündig „Puhti“. Ihre unkonventionelle, schrille Art stellen sie gleich innerhalb der ersten Sekunden unter Beweis: Die Haare haben zu vielen kleinen hochgegelten Zöpfen zusammengebunden, tragen bunte, wild gemusterte Strümpfe.
Nach kurzer musikalisch-tänzerischer Showeröffnung mit Wrestling-Einlage folgt zunächst ein schwarz-weißer Stummfilm mit dem Titel „The Lost Soul“, mit dem Akkordeon musikalisch unterlegt durch Anne-Mari Kivimäki. In einer Art Traumwelt wird ein finnischer Bauer, gespielt von Reetta-Kaisa Iles, durch den Teufel, gespielt von Kivimäki, zum Trinken verführt und in ein halb zerfallenes, spukiges Landhaus gelockt. In einem Mix aus Grusel und Komik verschwimmen im Film Geschlechtergrenzen, wird also auch ein aktuelles gesellschaftliches Thema künstlerisch thematisiert.
Auch im zweiten Teil der eigenwilligen Show wird es nicht langweilig. Zwar versteht wohl maximal ein Bruchteil der Anwesenden den finnischen Gesang, aber dem Zuschauer bietet sich eine bunte und abwechslungsreiche Unterhaltung: Folk, unterbrochen von elektronischer Musik mit Bass und bald darauf folgendem melodiös-klangvollem, an Chormusik erinnerndem Gesang. Und immer mit dabei das Akkordeon, das nicht nur zum Musizieren, sondern auch zum Erzeugen vieler anderer Geräusche verwendet wird. Die Tänzerin Iles trommelt derweil mit der Rückseite ihrer Oberarme auf einem in der Mitte der Bühne platzieren Kasten oder gibt eine sportliche Stepptanzeinlage zum Besten.
Nach etwa anderthalb Stunden ist die Performance vorbei und die Künstlerinnen werden mit viel Applaus durch das Publikum verabschiedet. Die Mischung aus ruhig, laut und schnell hat wieder einmal bestätigt, wie schräg und vielseitig skandinavische Kultur sein kann.
Beitragsbild: Pressefoto, puhti.eu
Fotos: Rebecca Firneburg