Erstmals trafen sich Integrations- und Flüchtlingshelfer aus ganz Vorpommern-Greifwald um gemeinsam ein umfangreiches Integrationskonzept zu erarbeiten. Während eines Workshop-Nachmittags sollten sich viele Arbeitsgruppen gründen, um nachhaltig die Integration im Landkreis zu verbessern.
Der Sitzungssaal der Sparkkasse Anklam platzte aus allen Nähten. Erst nachdem jeder die bunten Zettel an der Wand begutachtet hatte und Stühle nachträglich aufgestellt wuden, konnte begonnen werden. Über 100 Teilnehmer, darunter ehrenamtliche und hauptamtliche Helfer, Mitarbeiter der Verwaltung und Wirtschaft, haben sich gestern dort eingefunden, als Eric Wallis, Mitorganisator des Treffens und Leiter des RAA (Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie)-Regionalzentrums Vorpommern-Greifswald die Tagung eröffnete. Er sprach von den Zielen des Integrationskonzeptes und dem Plan. Erstmals seit ersichtlich wurde, dass es nicht möglich ist, mit 12 Verwaltungsmitarbeitern die ankommenden Flüchtlinge menschenwürdig und schnell zu integrieren, sollen alle Akteure der Flüchtlingshilfe gemeinsam an einem Strang ziehen. Dies sei bisher noch gar nicht der Fall gewesen, was unter anderem in Greifswald für Spannungen zwischen ehrenamtlichen Helfern und Verwaltung gesorgt hat. Nun soll zum einen die Integration von Zuwanderern als zentrale Zukunftsaufgabe gelten und klar werden, dass dies nur vor Ort, in den Gemeinen, Kommunen und dem Kreis gelingen kann.
Orientierungshilfe wird dabei von den Rostocker Helfern geleistet. Seit zwei Jahren wird dort bereits das Konzept „Zukunft durch Vielfalt“ erfolgreich umgesetzt. Das kann auch in unserem Landkreis funktionieren. Nachdem Dirk Scheer, Sozialdezernent und Verantwortlicher in der Verwaltung des Kreises, einige Worte sagte, erklärte Erik Wallis nochmals die Relevanz der Arbeitsgruppen und deren Aufteilung. Jeder der Anwesenden, sollte in die AG gehen, in der er seine Kompetenzen am Besten aufgehoben sieht. Dadurch wird es zu einer Vermischung der verschiedenen Akteure kommen und zu einem Austausch an Erfahrungen und Kompetenzen. Bisher liefen die Abläufe, wie beispielsweise die Mobilität der Flüchtlinge, relativ parallel und nicht untereinander koordiniert, das soll sich dadurch ändern. Die Arbeitsgruppen bilden das Fundament von drei übergeordneten Handlungsfeldern.
Bereits während des ersten Treffens wurde entschieden, eine zusätzliche AG Frauen zu installieren. In einer knappen Stunde sollten sich die Arbeitsgruppen erstmals zusammenfinden, einander vorstellen und einen Sprecher, Stellvertreter, Schriftführer und Wortführer finden. Danach begann direkt die produktive Arbeit an dem Thema. Pros und Contras wurden abgewägt, zusätzliche Kompetenzteams, mit denen die AG zusammenarbeiten will, bestimmt. Bei dem Beispiel AG Frauen war dies unter anderem der Frauenbeitrat der Hansestadt Greifswald. Außerdem wurden in jeder Arbeitsgruppe eigenständig Aufgaben verteilt und Termine für weitere Treffen festgehalten.
Wann und wie Erfolge sichtbar gemacht werden können, steht noch nicht fest. Integration ist zusammengesetzt aus der gemeinsamen Organisation, Kooperation und auch Kommunikation und kann sich schwer in Zahlen darstellen lassen. Viel interessanter ist, ob die bürokratischen Schranken zwischen dem Kreis und der Stadt Greifswald, sowie dem Ehren- und Hauptamt erfolgreich und nachhaltig durchbrochen werden können und ob es gelingt, der Bevölkerung die Ängste vor dem scheinbar Unbekannten zu nehmen und sie mit ihren neuen Nachbarn vertraut zu machen. Dies gelingt, so sieht es das Konzept vor, nur durch eine umfassende Hilfe in allen Bereichen. Erster Indikator für diesen Erfolg könnten die Wahlergebnisse Anfang September 2016 bei den Landtagswahlen sein.