Ein narrensicherer Weg, um eine Zeitung zu füllen, ist es seit jeher, Kommentare aus dem Internet abzudrucken. Die Zitierten sind im Regelfall nicht entrüstet, sondern bestenfalls stolz darauf, ihre Meinung abgedruckt zu lesen und haben etwas, das sie sich an den Kühlschrank pinnen können.
Besucher, die sich ein kühles Bier holen wollen, können sich dann wenigstens über die Meinung ihres Gastgebers informieren und haben so zur Freude sämtlicher Nachbarn schnell ein spannendes und aktuelles Aufregerthema für den Rest des Abends. Die lokale Gazette räumte diese Woche Platz in ihrer Donnerstagsausgabe ein, damit Menschen die Verkehrsführung für Radfahrer kritisieren konnten. Viel Neues kam dabei nicht raus – besonders, wenn man bedenkt, dass die Leserstimmen eine Reaktion auf den Artikel aus der vergangenen Woche waren – in diesem wurde eine Unfallschwerpunktkarte vorgestellt und die Verkehrsführung kritisiert. Radfahrer sollten sich auf ihren eigenen Wegen nicht allzu sicher fühlen (so eine der Leserstimmen), schließlich dürften auch Autofahrer diese oft mitbenutzen. Für Radfahrer in Greifswald dürfte das nichts neues sein. Deutlich ungefährlicher ging es diese Woche in der Hochschulpolitik zu: Auch wenn die Vollversammlung der Studierendenschaft anstand, mussten sicherlich nicht allzu viele Autofahrer auf ihr Recht der uneingeschränkten Bewegungsfreiheit verzichten. Die Vollversammlung war wieder nicht beschlussfähig, weil nicht genug Studenten anwesend waren. An den Themen kann es nicht gelegen haben, immerhin durfte die Vollversammlung auch über die Zukunft der Philosophischen Fakultät abstimmen. Diese ist von Zwangsvakanzen bedroht und sollte daher mit den studentischen Mitteln aus der Wohnsitzprämie aufrecht erhalten werden. Außerdem konnten die Anwesenden darüber entscheiden, ob es zukünftig ein Semesterticket geben sollte (trotz der Kritik an der Verkehrsführung fahren die Greifswalder Studenten weiterhin lieber mit dem Fahrrad als mit dem Bus) und ob es auch weiterhin T-Shirts für die Erstis geben sollte. Ein anderer Antrag schaffte es wiederum in die lokale Gazette: Mit dem Vorschlag, den Campus Loefflerstraße umzubenennen, trafen die lokalen Vertreter der PARTEI wieder voll ins Schwarze. Viele schlossen sich diesem Wunsch an und brachten eigene Namensvorschläge ein. Am Ende standen noch der Landesregierungscampus und der Edward-Snowden-Campus zur Auswahl. Landesregierungscampus, weil die Landesregierung beziehungsweise der Bildungsminister dann mehr Hemmungen haben könnten, immer neue Sparmaßnahmen durchzudrücken und so ihr Vermächtnis zu gefährden. Edward-Snowden-Campus, weil aus der Ehrendoktorwürde für Edward Snowden an der Universität Rostock bislang noch nichts wurde. Auch so ein Vermächtnis des Bildungsministers. Die Universitätsleitung und der Senat konnten den Wunsch der Studierendenschaft nicht ganz nachvollziehen. Die Bezeichnung des Campus nach den Straßennamen helfe bei der Orientierung und erleichtere die Auffindbarkeit. In Zeiten von Smaprtphones mit Google Maps kein besonders stichhaltiges Argument. Und die Navigationssoftware von Apple soll ja inzwischen auch schon nachgebessert worden sein. Außerdem sind Straßennamen selten in Stein gemeißelt und werden auch mal geändert. So auch der Platz auf dem Campus Loefflerstraße, der zukünftig Ernst-Lohmeyer-Platz heißen soll. Um die Auffindbarkeit zu erhöhen, sollte der Campus vielleicht besser in Campus Nord umbenannt werden. Außerhalb der Hochschulpolitik wurde über wichtigere Dinge als Namensbezeichnungen gesprochen: Mit Stefan Raab ging eines der bekanntesten Gesichter des deutschen Fernsehens mit Tränen in den Augen in Rente. Wie die Sendezeit von nun an gefüllt werden soll? Im Zweifelsfall kann immer jemand Kommentare aus dem Internet vorlesen. Funktionert bei Print ja auch. Tränen gab es auch bei zahlreichen Star Wars Fans. In dieser Woche lief der siebte Teil der Star Wars Reihe in den Kinos. Viele Fans gingen bereits zur ersten Aufführung um Mitternacht. Die Sehnsucht, in einer anderen als dieser Galaxie zu leben, scheint groß zu sein. Da passt es, dass zur Zeit die Spritpreise so niedrig sind wie lange nicht mehr. So muss zumindest niemand hier in Greifswald bleiben. Für alle, die mit dem Star Wars Hype nichts anfangen können, gibt es doch noch einen anderen Grund für die Sehnsucht nach einer weit entfernten Galaxie: Schließlich ist fast wieder Weihnachten.