Auf der letzten Vollversammlung gab es neben vielen weiteren Themen einen Beschluss, der besonderen Sprengstoff zu bergen scheint. Dabei fing alles ganz harmlos an…
Die PARTEI stellte unter anderem einen Antrag auf der Vollversammlung, den Zweck hatte, dass die Greifswalder Studierendenschaft sich für den neuen Campus in der Loeffler-Straße – bis dato schlicht „Loeffler-Campus“ – pro neuen, besseren Namen entscheidet, so der Begründungstext. Denn mit neuen Namen hat es Die PARTEI in Greifswald scheinbar, wie schon seit dem Vorschlag, man solle die Uni nach Toni-Kroos benennen, bekannt ist. Durchsetzen konnte sich nach einigem Ringen der Name „Edward-Sowden-Campus“, was von dem Studierendenparlament dann auch tatsächlich so bestätigt wurde.
Als der Beschluss jedoch einen Tag später vor dem akademischen Senat der Universität vorgestellt wurde, ernteten die Studierenden Hohn und Spott – gerade aus den Reihen der Professoren. Unter anderem wurde das Argument ins Feld geführt, dass es veraltet sei, einen Campus nach einer Persönlichkeit zu benennen, gerade wenn diese keine akademischen Leistungen vollbracht hat. „Loeffler-Campus“ würde natürlich eine Benennung nach der Straße und nicht nach dem Friedrich bedeuten.
Snowden und die Wissenschaft
In Rostock, de facto Greifswalds Nachbaruniversität, kam es im vergangenen Jahr zu einer medienwirksamen Diskussion, die vor Gericht endete. Die Philosophische Fakultät hatte den Plan, Snowden einen Ehrendoktortitel zu verleihen. Der Beschluss des Fakultätsrates erfolgte im September 2014. Nach einem Streit und dem Zerwürfnis zwischen Rektorat und Fakultätsleitung hatten der Rektor von Rostock, Wolfgang Schareck, sowie der Bildungsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Mathias Brodkorb, die Ehrung untersagt und Snowden den nötigen akademischen Background für diese Ehrung entzogen. Nach einem Gutachten aus dem Bundesverfassungsgericht beendete Minister Brodkorb endgültig die Diskussion um den Titel mit Verweis auf das Landeshochschulgesetz. Dort ist eine außergewöhnliche wissenschaftliche Arbeit gefordert, wenn ein Ehrendoktortitel verliehen werden soll.
Seitens der Fakultät wurde die Auszeichnung wie folgt begründet:
„[… ] bedeutende[r] Aufklärer des 21. Jahrhunderts und des digitalen Zeitalters.“
Dass das stimmt, sollte mittlerweile auch Lorenz Caffier, Innenminister von M-V begriffen haben.
Eine Ehrenmitgliedschaft hat Snowden bereits durch die Freie Universität Berlin erhalten. Wieso also keinen Campus nach dem Whistleblower benennen? Vor allem, wenn es sich dabei um den Campus handelt, der ab 2017 einen Großteil aller Institute der Philosophischen Fakultät beherbergen soll? Die Debatte scheint nach der Absage des Senates und der Tatsache, dass auf der Dienstberatung der Rektorin bereits die Entscheidung für „Loeffler-Campus“ gefallen ist, vom Tisch zu sein.
Zwischenzeitlich wurde auf dem Onlineportal openPetition sogar ein Unterschriftenaufruf gegen die Umbenennung des Campus gestartet. Auf dem einzig verlässlichen Stimmungsbarometer der Studierendenschaft, Jodel, wird der Name bereits heiß diskutiert – in beide Richtungen.
Hinweis: Der Autor ist Mitglied der Hochschulgruppe der PARTEI, die den Antrag gestellt und damit den Anstoß zu der Namensdebatte gegeben hat.
Foto: Ausschitt „Asyl für Snowden“, Digitalcourage e.V.