Wieder geht eine Woche in der Vorweihnachtszeit zu Ende und wieder hat man es nicht geschafft, die Geschenke, die unbedingt besorgt werden sollten, zu kaufen. Ein Trauerspiel. Wobei, sehr verständlich, immerhin ist in dieser Woche so viel passiert.
Endlich war es so weit, in dieser Woche wurde in Greifswald Geschichte geschrieben. Es bedurfte Jahre der Entbehrungen und des Verzichtes. Viel Geld ist in die Planung und den Bau der Anlage geflossen und viele Menschen haben dem Moment entgegengefiebert. Deutschland, nein, weltweit gab es ein riesiges Medienecho und als es so weit war, wusste keiner so recht, wie er mit der Information umgehen sollte. Der Poller, der die Wiecker Brücke vor der Unzumutbarkeit zu vieler PKW schützen soll und dabei mehr als einunddreißigmal über das Ziel hinaus schoss, steht endlich vor Gericht. Ein Greifswalder Unternehmer, der eigentlich die Berechtigung hatte, die Brücke zu überqueren, wurde vom im Stein versteckten Poller der Gerechtigkeit aufgespießt – ein Sachschaden von 4000 Euro entstand, sowie ein Kratzer an dem wahnsinnigen Verkehrshindernis. Das Amtsgericht Stralsund konnte sich nicht dazu hinreißen lassen, ein klaren Schuldspruch zu fällen. Sowohl der Mann, als auch der Wächter der Brücke sollen gleichsam Schuld an dem Debakel sein. Jetzt soll das hohe Haus in Rostock eine finale Entscheidung fällen, bevor der Europäische Gerichtshof einschreiten muss, was ja niemand wirklich wollen kann. Dann werden nämlich bestimmt Sanktionen verhangen, Drohnenflüge über Wieck werden alltäglich und der freiheitsberaubende Metallterrorrist wird präventiv bombadiert. Dabei ist die schöne, historische Klappbrücke, die er zu schützen versucht, gerade erst fertig geworden und hat ihren ersten Test überstanden. Genau so, wie auch Wendelstein 7-X. Wobei das ja eher mangelhaft verlief. Ja, es wurde Plasma hergestellt und ja, toll, dass das geklappt hat. Auch wenn sowohl Ablauf, als auch Funktion der riesigen Anlage eher zu hoch für den Otto-Normal-Greifswalder sind. Insgeheim sind wir doch alle ein wenig enttäuscht, dass während der ersten Versuchsreihen weder das Gottesteilchen hergestellt wurde, noch irgendwas so richtig schief gegangen ist. Zum Beispiel eine Fliege, die sich zufällig in den Magnetkreisel verirrt, von dem Plasma getroffen, bei Millionen-Milliarden-Grad gekocht wird und Greifswald endlich den Superhelden hat, den es verdient, einen dunklen Wächter. Alternativ wäre auch ein greller Lichtstrahl für wenige Sekunden okay gewesen, der dafür sorgt, dass wir alle Superhelden oder Supervillians sind. Mir hätte es auch schon gereicht, wenn das Plasma den Poller pulverisiert hätte. Ist aber natürlich alles nicht passiert. Nur ein weiterer Schritt für einen sauberen Planeten wurde getan – gähn. Deswegen war Merkel auch nicht da, obwohl es so groß war und obwohl es ihr Wahlkreis ist. Vermutlich hätte sie eh nichts von all dem verstanden, wenn sie als Physikerin so geforscht hat, wie sie nun als Politikerin regiert. Sie war jedoch in der Lage, Anfang der Woche auf Rügen, auch ihr Wahlkreis, mit Mr. Maut himself einen vollkommen überteuerten Highway to Ostsee einzuweihen. Das ist auch viel plastischer. BrummBrumm, FahrFahr und die Wähler freuen sich, zumindest die meisten. Dafür kann man die Klimakonferenz ruhig mal pausieren. Vielleicht kommt sie ja nochmal zum Max-Plank-Institut und guckt, wie die Welt gerettet werden kann. Möglicherweise passiert dann auch etwas Cooles – Unfälle kommen vor. Diesen Montag ist es jedoch noch nicht so weit, das wäre zu knapp. Ist ja immerhin fast wieder so weit.
Grafik Magnus Schult