Am heutigen Montag beginnt die UN-Klimakonferenz in einem Vorort von Paris. Bereits am ersten Tag nahmen die über eintausend französischen Polizisten 130 Demonstranten in Gewahrsam. Aber nicht nur in Paris, Ottawa oder anderen Großstädten auf der Welt demonstrieren Menschen gegen die Klimapolitik der Nationen. Auch in Greifswald will eine kleine Gruppe von Menschen auf die Probleme aufmerksam machen – mit Badehose und Kanu. 

Eine bunte Gruppe steht am frühen Nachmittag an der Postbank am Greifswalder Markt. Ein paar Meter weiter schallt laute Musik und bunte Lichter vom Weihnachtstrubel an diesem verkaufsoffenen Sonntag – doch darum geht es heute nicht. In einem Tag wird  die UN-Klimakonferenz in Paris beginnen. Von den Medien wird diese bereits als die letzte große Chance auf eine bessere Zukunft gesehen. An 2016 und Marrakesch denkt noch niemand. Auch nicht in Greifswald, hier wurden bereits Flyer am Schießwall verteilt. Sie informieren Passanten über die Relevanz der Aktion und des Klimagipfels, auf der Rückseite bekommen die Leser jeweils einen neuen Tipp, wie sie das Klima nachhaltig und ökologisch bewusst retten können.

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Die Greifswalder Aktivisten setzen sich bunt zusammen. Sowohl attac, als auch der Allgemeine Studierendenausschuss, die AG Ökologie, als auch der Naturschutzbund (NABU) beteiligen sich an der Flyeraktion in der Greifswalder Innenstadt. Um noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, entschieden sich die Naturschützer für einen ungewöhlichen Akt: Als die Flyer auf dem Greifswalder Weihnachtsmarkt verteilt werden sollten, geschah dies in Badesachen, mit Schwimmring, Strandtuch und Rettungsring. Ironischer und passender Weise war dieser Sonntag, abgesehen von dem Wind, tatsächlich ungewöhnlich warm für einen ersten Advent. Die kalte Aktion soll natürlich nicht nur auf die Klimakonferenz hinweisen, sondern explizit auf das, was besonders auch unserer Hansestadt blüht, wenn nicht jeder handelt. Greifswald, direkt am Meer gelegen, wird nach Aussage der Demoteilnehmer dann unter dem Wasserspiegel liegen und nur noch die Spitze des Doms zu sehen sein. Keine rosigen Aussichten. Auch der Weltklimabericht des UN-Weltklimarates vom März 2014 spricht eine deutliche Sprache.

Doch was kann der Einzelne tun? Einfache Antwort: Eine Menge, selbst ohne einen großen Aufwand zu betreiben. Dies kann von dem Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel oder dem Fahrrad bis zu dem Weglassen von Plastiktüten reichen und das ist nur der Anfang. Der NABU hat auf seiner Website die 77 besten Tipps, die jeder Zuhause selbst anwenden kann, zusammengefasst.

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Bleibt zu hoffen, dass auch auf der Klimakonferenz in Paris die Weichen richtig gestellt werden und sich die Staats- und Regierungschefs aus über 140 Nationen nicht von den akuten Problemen ablenken lassen, wie es von einigen Zeitungen bereits prophezeit wird.

„Angefangen bei der zunehmenden Gefahr des islamistischen Terrors bis hin zur nicht enden wollenden Wirtschaftskrise ist der Klimawandel ziemlich weit entfernt von den augenblicklichen Sorgen der Bürger.“

So schrieb es heute die französische Zeitschrift Le Figaro. Das ist jedoch zu kurzsichtig. Und auch wenn das Klima in Paris für diese Konferenz nicht das Beste ist und von Angst dominiert ist, ist der Klimagipfel wichtiger als alle anderen Themen, die momentan die Schlagzeilen regieren. Das Schicksal der Erde hängt stärker davon ab, ob wir die Erderwärmung aufhalten oder zumindest auf zwei Grad Celsius begrenzen, als von der Frage, ob der selbsternannten Kalif des IS besiegt wird. Zwar sind die Folgen von dem Klimawandel für unsere Generation nicht mehr zu spüren und die Probleme werden für die Meisten abstrakt bleiben, aber unsere Enkel und Urenkel werden dafür umso mehr daran zu knabbern haben. Ab dem 11. Dezember, wenn die Konferenz beendet ist, sind wir jedoch, so oder so, schlauer.

Fotos: Philipp Schulz