Über 50 Menschen nahmen gestern an der Gedenkveranstaltung zum 15. Todestag des Obdachlosen Eckard Rütz teil.
In der Nacht vom 24. zum 25. November 2000 kamen drei jugendliche Neonazis im Alter von 16 bis 21 Jahren an der Mensa am Schießwall vorbei und ermordeten den dort anwesenden Eckard Rütz. Mit Baumstützpfählen schlugen sie auf ihr Opfer solange ein, bis er sich nicht mehr bewegte. In der späteren Gerichtsverhandlung nannte einer der Täter als Motiv, dass Eckard Rütz „dem deutschen Steuerzahler auf der Tasche gelegen“ hätte. Daraufhin gründete sich das Bündnis „Schon Vergessen?“ im Herbst 2006, um eine aktive Gedenkkultur in der Hansestadt zu fördern. Durch die Hilfe zahlreicher Spenden konnte schließlich ein Gedenkstein an der Mensa gesetzt werden.
Auch in diesem Jahr organisierte das Bündnis die Gedenkveranstaltung mit Redebeiträgen vom Kreistagsmitglied Peter Madjarov, dem Pfarrer vom Dom St. Nikolai Mathias Gürtler und einer Sprecherin von Lobbi e.V. (Mecklenburg-Vorpommern). Neben der Organisation der heutigen Gedenkveranstaltung gab es von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Initiativen, Gruppen und Parteiorganisationen einen gemeinsamen Aufruf unter dem Titel „15 Jahre danach – Niemand wird Vergessen!“. Darin geht es zum einen um das Gedenken, aber auch um das Weiterdenken, denn immernoch werden Menschen in der Gesellschaft aufgrund ihrer sozialen Stellung, ihres Aussehens, ihrer Sexualität oder Religionszugehörigkeit ausgegrenzt. Aufgrund der aktuellen Krisen- und Kriegsgebiete auf der Welt sind Geflüchtete mehr und mehr Zielscheibe rechter Bestrebungen, wie es bei vielen bekannten Montagsdemonstrationen wie Pegida in Dresden und anderen Bewegungen in Deutschland zu sehen ist, so auch in der hiesigen Universitäts- und Hansestadt Greifswald. Eines geht bei den Redebeiträgen auf der heutigen Gedenkveranstaltung besonders hervor: die Ausgrenzung von sozial-benachteiligten und geflüchteten Menschen wird nicht von alleine weniger und stellt die Zivilgesellschaft damit eine harte Probe.