Etwa 400 Menschen gedachten heute, am geschichtsträchtigen 9. November, den Opfern einer dunklen, deutschen Zeitgeschichte. Durch die Greifswalder Innenstadt gab es einen Gedenkgang entlang verschiedener Stolpersteine. Das Bündnis „Greifswald für alle“ hatte unter dem Motto „Licht ins Dunkel – Kein Vergessen“ dazu aufgerufen. 

Der 9. November ist der „Schicksalstag“ deutscher Geschichte. Er steht für den Beginn an einem der größten Verbrechen an der Menschheit. In der sogenannten „Reichspogromnacht“ im Jahr 1938 wurden organisiert jüdische Einrichtungen im gesamten Reich in Brand gesetzt und hunderte Jüdinnen und Juden ermordert. Das nationalsozialistische Regime begann mit einer massenhaften Ermordung von jüdischen Menschen – dem Holocaust.

Zu Beginn der Veranstaltung hielt der ehemalige Vizepräsident des Landesverfassungsgerichts Helmut Wolf eine Rede. Darin machte er deutlich, wie wichtig das Grundrecht auf Asyl im Grundgesetz zu bewerten sei. Unter anderem durch dieses Grundrecht grenze sich die Verfassung von Gesetzen aus der Vergangenheit ab. Er beschäftigte sich in seinem Beruf lange Zeit mit Asylverfahren und war entsetzt von den Änderungen im Asylrecht, die 1993 vorgenommen wurden; die aktuellen Entwicklungen betrachte er mit Sorge. Ebenso sollte darauf geachtet werden, wie durch den Gebrauch bestimmter Worte Flüchtlinge entmenschlicht werden.

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Der Gedenkgang zog vom Rubenowplatz aus entlang einiger Straßen wie der Langen Straße, Kapaunenstraße, Friedrich-Loeffler-Straße und der Brüggstraße. An einigen Stolpersteinen entlang dieser Route gab es kurze Redebeiträge zu den vertriebenen und ermordeten jüdischen Menschen, die dort ihr Zuhause hatten. Auf dem Markt endete der Gedenkgang mit einer Abschlusskundgebung.

Von Seiten der menschenverachtenden (Montags)-Demonstrationen in der Greifswalder Hansestadt der Gruppen „Frieden, Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit“ sowie „Greifswald wehrt sich“ gab es an diesem Montag keine Veranstaltung. Jedoch ist für kommenden Montag, den 16. November, bereits um 18:30 Uhr beginnend ein Abendspaziergang im Ostseeviertel angekündigt. Das Thema für diese Veranstaltung wird die „Zukunft unserer Kinder“ sein.

 

Bilder: Paul Zimansky