Die CDU hat ihren Oberbürgermeisterposten verloren und der Verzehr von Wurst kann Krebs erregen. Macht in Greifswald aber nichts, die Tortuga wurde schließlich mit dem dritten Versuch wieder geborgen. 

Wer jetzt hofft, dass in Greifswald „endlich mal wieder was los ist“ und auf eine Rückrunde des zuletzt 2012 in Stralsund ausgetragenen „Fischbrötchenkrieges“ baut, wird allerdings enttäuscht werden. Der einzige Krimi, der in Greifswald spielt, dreht sich um die Frage, ob der stellvertretende Oberbürgermeister gegen die Amtseinführung des neuen Oberbürgermeister Klage einreicht. Die Frage, was dann in Zukunft sein wird, ist dabei nicht ausschließlich juristischer Natur. Sollte die Geschichte um die Fußmatte tatsächlich vor Gericht landen, könnte die fehlende Mehrheit in der Bürgerschaft für den neuen OB nicht mehr das größte Hindernis im politischen Tagesgeschäft sein. Schlimm genug, dass die beiden ehemaligen Konkurrenten um den Oberbürgermeisterposten fortan zusammenarbeiten müssen; wenn dann noch eine Klage dazu kommt, sollte zusätzlich über eine Paartherapie nachgedacht werden. Denn wer möchte schon mit einer Person zusammen arbeiten, die zeitgleich an deinem Stuhl sägt? Oder aber sie halten es mit Oscar Wilde, für den ernsthafte Schwierigkeiten das einzige waren, was das Leben lustig machte. So oder so, die kommende Woche wird spannend werden, läuft doch zum Wochenende die Frist für die Klage ab.  Dabei ist noch gar nicht gesagt, dass sie für den Rest der Amtszeit des Oberbürgermeisters zusammenarbeiten müssen; für den Stellvertreter ist in zweieinhalb Jahren Schicht im Schacht. Ob die Beiden bis dahin gut miteinander auskamen, spielt bei der Neubesetzung dieses Postens keine große Rolle, wird der Dezernent doch durch die Bürgerschaft gewählt. Und diese hatte sich in diesem Jahr bereits gegen den jetztigen Dezernenten entschieden, auch wenn ihm von allen Seiten eine gute Arbeit bescheinigt wurde. Als Baudezernent würde es ihm sicher Sympathiepunkte aus dem linken Bündnis bringen, wenn er sich bei einem ihrer Kernanliegen – der Diagonalquerung – nicht quer stellt. Mit Rückhalt aus dem konservativen Lager braucht er dabei nicht rechnen. Das gemeinsame Gestalten Greifswald, das der Kandidat aus dem linken Bündnis während seines Wahlkampfs gerne bewarb, wird auf Bürgerschaftsebene daher eine Vision für Greifswald bleiben. Zukunftswerkstätten mit Bürgerbeteiligung und die Arztpraxis werden auch weiterhin die einzigen Orte sein, an denen man sich mit Visionen beschäftigt. Für den neuen Oberbürgermeister dürfte die neue Stelle ohnehin eine Herausforderung werden, muss er sich doch zukünftig hauptberuflich mit der Zukunft anstatt der Vergangenheit beschäftigen. Eine Stadt für alle soll Greifswald werden, mit bezahlbarem Wohnraum. Ob das allerdings so einfach wird wie erhofft, darf bezweifelt werden. Die Stadt kann dabei nicht viel ohne Unterstützung des Landes machen und viele Baulücken in Innenstadt und Umgebung gibt es nicht mehr. Macht auch nichts, in Zukunft soll nicht nur der Kern der Stadt Beachtung von der Lokalpolitik erhalten, die Menschen in den anderen Stadtteilen sollen auch zu ihrem Recht kommen. Es wird sich zeigen, ob der neue Oberbürgermeister eine offene Tür für die Bürgerinnen und Bürger und die anderen Fraktionen haben wird oder ob diese nur von einer Fußmatte aufgehalten wird.