Ob für ein romantisches Essen zu zweit, zur Verköstigung des Besuchs oder einfach nur als Belohnung zwischendurch – in Greifswald gibt es einige Restaurants, in denen man gut essen kann. Damit die Qual der Wahl des Restaurants nicht zu groß wird, testen wir in der „Speisereise“ für euch einmal im Monat die besten und ungewöhnlichsten Lokale, die Greifswald und Umgebung zu bieten haben. Dieses Mal das Campo Alegre.

Ein Kurzurlaub mitten auf der Kreuzung – das kann in der Lernphase jeder gebrauchen. Auch ich sehne mich in diesen Bibliotheks-Tagen immer wieder nach meinem Lieblingsurlaubsland Spanien. Wie gut, dass es nun in Greifswald eine originale Tapas-Bar gibt.

Im Campo Alegre, das vor kurzen in dem frisch renovierten Wallschlösschen an der Europakreuzung eröffnet hat, gibt es Tapas vom Feinsten und Urlaubsgefühle gleich dazu. Klar, durch den Eingang hört man Straßen- statt Meeresrauschen, aber Einbildung ist alles. Obwohl ich meinen Kurztrip auf einen Donnerstag gelegt habe, sind die zwei spartanisch-spanisch eingerichteten Gasträume gut gefüllt. Das spricht für sich. Sofort fällt mir auf, dass zwar alle Möbel in dunklem Holz gehalten sind, aber kein Tisch dem anderen gleicht. Ich wähle einen alten Schreibtisch mit Schublade am Fenster und nehme auf der Bank an diesem Platz. Gemütlich. An der Wand hängen wild verteilt schwarz-weiß Fotografien. Eine Postkarte erkenne ich aus eigenen Urlaubstagen sogar wieder.

Riesengroße Vorfreude

IMG_1722Gleich kommt die Speisekarte und für den Appetit wird selbstgebackenes Brot mit Oliven und Olivenöl gereicht. Schnell merke ich wieder wie gut letzteres eigentlich schmecken kann, wenn man ansonsten nur das ALDI-Öl gewöhnt ist. Ein guter Start. Die Karte selbst ist nicht sonderlich umfangreich, aber man merkt sofort, dass hier Qualität im Spiel ist. Schön ist auch, dass alle Gerichte auf Spanisch aufgeführt sind. Da kann man auch gleich seine Kenntnisse aus dem letzten Sprachkurs ausprobieren. Bestellt wird dann aber doch auf Deutsch. Ich wähle: Blauschimmelkäse mit Wallnusskrokant, Brot mit Knoblauchcreme, Tintenfisch in Chili-Knoblauch-Öl, Ziegenkäse mit karamellisierter Zuckerschicht und Datteln im Speckmantel. Hier wirft man seinen Vegetarismus gerne mal über Bord, ansonsten bleibt einem auch fast nur Käse in verschiedenen Variationen und Salat zur Auswahl.

Tapas, Tapas, Tapas

Alle meine Lieblingstapas habe ich nicht gefunden, aber das ist wahrscheinlich so, wie mit den Dialekten, in jeder Region sind die Traditionen anders. Tapas haben ihren Ursprung übrigens in der Tradition eine Scheibe Brot auf den Whisky zu legen, damit nichts reinfällt, erfahre ich auf der ersten Seite der Karte. Aha. Wie es sich gehört, kommen alle Tapas gleichzeitig auf den Tisch und der Gaumenschmaus beginnt. Alles ist hübsch auf kleinen Tellern und Schalen angerichtet. Doch schließlich zählt der Geschmack und das wilde Probieren beginnt. Lecker, Lecker, Lecker. Ich schwebe im Speckmantelhimmel, kratze an Zuckerkrusten und freue mich über kleine Tintenfischtentakeln, die über den Schalenrand hängen. So einen intensiven Blauschimmel habe ich noch nie gegessen und ich will auch nie wieder was anderes tun. Der Service ist dabei immer ganz in der Nähe, steht für Fragen zur Verfügung und hält bei Unsicherheiten auch Rücksprache mit der Küche. Ob Schimmel oder Blaubeeren einen komischen Fleck am Ziegenkäse hinterlassen haben, weiß ich leider bis heute trotzdem nicht.IMG_1733

Für Bärenhunger muss der Geldbeutel allerdings auch gut gefüllt sein, so ist das eben im Urlaub. Ein kleiner Tipp: Noch eine zusätzliche Portion Brot bestellen und alle Soßen, Öle und Cremes die in den Schalen übrig bleiben genüsslich aufsaugen, dann wird man auch satt. Das breite Weinangebot und die Cocktails auf der Karte laden zu einem langen Bleiben ein und ich ärgere mich, kein Kartenspiel dabei zu haben, dann wäre der Abend bestimmt noch besser geworden. Tapas sind schließlich ideal zum Nebenbei-Essen. Man kann hier sogar eine Paella vorbestellen, solange man sieben Mitesser findet. Vielleich eine Idee für den nächsten Geburtstag?

Nichts für Kirchenmäuse

Eine Möglichkeit zum Schlemmen im Innenhof gibt es noch nicht, dem wird aber noch im August Abhilfe geschafft, verspricht der Kellner. Wo soll man da noch Meckern. Einziger Kritikpunkt bleibt neben der fehlenden Barrierefreiheit, dass hier spanische Tapas-Kultur in deutsche Restaurant-Kultur gepresst wird, aber das muss wohl so sein, damit so ein Geschäft in Greifswald bestehen kann. Deswegen auch die höheren Preise. Alles, was man sonst vom Strand-Bistro kennt, hat hier einen Funken Exklusivität erhalten. Unglaublich lecker, aber eben auch selten mit dem Studentenbudget vereinbar. Und morgen wieder Mensa-Fraß ….

 

Lage/Erreichbarkeit: 5/5
Ambiente: 4/5
Personal: 4,5/5
Essen: 4,5/5
Angebot: 4/5
Verhältnis – Preis/Leistung: 4/5
Eignung für das Studentenbudget: 2/5
Gesamt: 28/35

Fotos: Lisa Klauke-Kerstan