En til En, oder 1:1 ist bereits acht Jahre alt, thematisch jedoch so aktuell wie eh und je. Deswegen hat Casablanca e.V. den Film für den diesjährigen Nordischen Klang aus den Archiven geholt um ihm im Theater zu zeigen. 

Handlungsort ist eine dänische Plattensiedlung. Dort leben Shadi und sein Bruder Tareq, Flüchtlinge zweiter Generation aus Palästina, mit ihrer Familie. Shadi ist mit der Dänin Mie zusammen, seine Familie weiß es nicht, ihre Mutter findet die multikulturelle Jugendliebe toll. Das Blatt wendet sich jedoch, als Mies Bruder nach einem Discobesuch brutal ins Koma geprügelt wird. Schnell ist der Verdacht auf die vielen Migranten in der Siedlung gerichtet, gerade Tareq, der mit seinem jüngeren Bruder im Boxclub und vorbestraft ist, gerät in das Fadenkreuz der Ermittlungen. Als die Handlung sich zuspitzt, wird auch die junge Liebe vor eine Zerreißprobe gestellt.

Mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein?

1:1 Bild

Die Protagonisten Tareq und Mie.

Annette K. Olsen ist eine erfahrene Regisseurin und Dozentin für Film. Das merkt man dem Film auch an. In typisch dänischer Art wird der Film ruhig erzählt, ohne zu Plätschern oder den Faden zu verlieren. Das Thema Migration wird behutsam angefasst ohne es in Watte zu packen. Die Regisseurin nimmt bewusst Abstand von Stereotypen, wie man sie aus „Knallhart“ kennt. Gerade die kleinen Details lassen den Zuschauer die Problematik unterbewusst wahrnehmen, zum Beispiel sprechen die Brüder mit ihren Freunden fließend Dänisch, sobald sie die elterliche Wohnung verlassen. Auch wird der Rezipient nie gezwungen, eine Position zu beziehen, Pro- und Antagonisten Rollen können sich bis zum Ende des Filmes nicht manifestieren. Trotz dieser vielen, kleinen Finessen gelingt es Olsen nicht endgültig den Stereotypen zu entfliehen. Zu oft wird den Immigranten ein Stempel aufgedrückt, zu selten der latent mitschwingende Rassismus der Dänen beleuchtet. Warum müssen sich Shadi und Tareq zum klärenden Gespräch in dem Kühlraum eines Dönerlokals treffen, was den ganzen Film über keine Rolle spielt? Der Film kann dramaturgisch einiges, was sich auch in den zahlreichen Preisen widerspiegelt. Jedoch gelingt es auch Olsen nicht final, das bestehende Problem, die Vorurteile schlüssig wieder zu geben und zu erklären, was den Film nicht weniger sehenswert macht.

Foto: Per Arnesen, ARSENAL Filmverleih GmbH (kein cc)