Am 04. Dezember 1989 besetzten Greifswalder die Kreisleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und das Gebäude der Staatssicherheit (Stasi). Gegenstände, die im Zusammenhang mit dem Ereignis stehen, wurden am Mittwoch dem Pommerschen Landesmuseum übergeben.

Zu den Ereignissen im Dezember 1989 gründete sich im letzten Jahr die Gruppe „Greifswald 1989/90“, die am 25. Jahrestag eine Veranstaltung zu der Thematik organisierte. Auch nach der Veranstaltung blieben die Mitglieder der Gruppe in Kontakt und wollen nun dafür sorgen, dass auch die nächsten Generationen etwas von den privaten Schätzen haben.

Dafür wurden am Mittwoch mehrere Objekte aus Privatbesitz an das Pommersche Landesmuseum abgegeben. Christel Fermun etwa spendete ein Transparent, welches ihr verstorbener Mann anfertigte. Sie möchte, dass es nicht mehr nur in ihrem Keller steht, wo niemand etwas von ihm hat. Besonders die Weitergabe des Wissens über die DDR und ihrem Untergang 1989 möchte sie mit der Aktion unterstützen. „Meine Kinder und Enkel wissen gut Bescheid über 1989. Nun soll das Plakat auch andere Menschen erreichen“, erklärt sie.

Hinrich Kuessner, Koordinator der Gruppe und Politiker der SPD, zeigte zudem Zeitungen aus dem Februar 1990, Siegelmarken zur Versiegelung von Aktenschränken und Türen in den Gebäuden der SED und der Stasi und ein Flugzettel, der zur Besetzung der beiden Gebäude aufruft. Den Flugzettel hat er selbst verfasst und von Frauen auf dem Greifswalder Weihnachtsmarkt unter die Leute bringen lassen. „Ich habe die Flugzettel ab 12 Uhr verteilen lassen, eine Stunde später standen 200 Personen vor der Kreisleitung der SED und 50 Personen vor dem Gebäude der Stasi“, erinnert sich das Greifswalder Urgestein.

Umgang mit der Thematik ist weiterhin problematisch

Zudem präsentierte er Protokolle des Untersuchungsausschusses der Hansestadt Greifswald. Für ihn ist der aktuelle Umgang mit der Thematik unbefriedigend. „Schaut man auf die Seite der Greifswalder Verwaltung, steht zum Jahr 1989 nur die Wiedereinweihung des Doms. Das zeigt schon, wie problematisch der Umgang mit dem Thema ist.“ Mit der Übergabe der Gegenstände möchte er diesen Umgang verbessern und erleichtern. Objekte aus vergangenen Tagen müssten digitalisiert werden. Daher sieht er in der Greifswalder Gruppe ein Vorbild für Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus.

Stefan Fassbinder, Mitarbeiter des Pommerschen Landesmuseum, freut sich über die übergebenen Objekte. „ Eine Aufgabe des Pommerschen Landesmuseums ist es, das kulturelle Erbe Pommerns zu bewahren und das Jahr 1989 ist ein ganz zentrales Element in dem Erbe.“ Für 2016 ist eine Ausstellung geplant, in der einige der Objekte auch zu sehen sein werden. Wer sich die Objekte schon vorher ansehen oder anhören möchte, kann auf der Seite der Gruppe umschauen.

Fotos: Tobias Bessert