Die erste Mittelverteilung für das Haushaltsjahr 2015 wurde am 4. Februar 2015 vom akademischen Senat der Universität Greifswald beschlossen. Die Philosophische Fakultät ist bei der ersten Mittelzuwendung die einzige Fakultät, die weniger Mittel bekommt, selbst durch die BAföG-Millionen. Das wirkt sich auf die Lehre und Forschung aus.
„Strukturentscheidungen werden von Nöten sein“, erklärte der Dekan, Professor Thomas Stamm-Kuhlmann, während der Vollversammlung der Philosophischen Fakultät, die wie die Senatssitzung am 4. Februar 2015 stattfand. Seit 2004 sind die Hochschulen des Landes Mecklenburg-Vorpommern dazu angehalten, 600 Stellen zu streichen. Bis 2017 muss der Prozess abgeschlossen sein, so sieht es das Landespersonalkonzept vor. Stamm-Kuhlmann machte klar: „Niemand will daran rütteln, weil damit auch die Kompromisse verloren gingen.“ Das oberste Ziel sei es, keine Vakanzen halten zu müssen, erklärte der Dekan. Sollte dies dennoch der Fall sein, dann immer in Abstimmung mit den Instituten, inwieweit dies zumutbar ist für die Lehre und Forschung. „Die Sicherung des Lehrbetriebs hat oberste Prioriät“, betonte er.
Buchstein: „Keine Salamitaktik anwenden“
Professor Hubertus Buchstein vom Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft (IPK) fand während der Sitzung deutliche Worte: „Wir sollten keine Salamitaktik anwenden, das hießt wir sollten nicht wie ein Rasenmäher die sowieso schon mickrigen Institute noch mickriger machen.“ Die am 11. Februar 2015 von Professor Patrick Donges verschickte Rundmail an die Studenten des IPK passt auf den ersten Blick jedoch genau zu dieser Rasenmähertaktik. Darin erklärt er: „Das Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft ist von dieser Vakanzbildung in besonderer Weise betroffen, weil in der Politikwissenschaft alle, in der Kommunikationswissenschaft rund die Hälfte der Stellen befristet sind.“ Im Vergleich dazu haben andere Institute unbefristete Dauerstellen. Sie seien von diesen Sparmaßnahmen nicht betroffen, weil sich hier keine Vakanzen halten lassen. In der Politikwissenschaft hätten wegen der unsicheren Perspektive schon einige Mitarbeiter der Universität Greifswald den Rücken gekehrt.
Für den Arbeitsbereich der Kommunikationswissenschaft bedeutet das konkret: Bei zwei Mitarbeitern läuft im September 2015 der Vertrag aus, nur einer soll verlängert werden. Das bedeutet, dass am Institut der Lehrbetrieb eingeschränkt werden müsste: „Wir sind ‚voll‘. Das bedeutet auch: alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben genug zu tun, wir können den Wegfall eines Kollegen nicht einfach kompensieren. Die Lehre des betroffenen Mitarbeiters wird daher im Wintersemester entfallen“, schreibt Donges in der Mail. Durch diese unsichere Situation können die beiden Lehrenden jetzt schon keine Master- und demnächst auch keine Bachelorarbeiten mehr betreuen, ihre jeweiligen zusätzlichen Angebote wie Studienberatung und die Literaturbeschaffung für die Bibliothek müssten auch entfallen.
Auf der Vollversammlung machte der Dekan Stamm-Kuhlmann noch klar: „Es geht um die Frage: Gestalten oder gestaltet werden?“ Nichtsdestotrotz unterband er Spekulationen mit dem Verweis darauf, dass die Strukturkommission der Fakultät im März ein erstes Konzept vorlegen will. Für die Studierenden des IPK wird der Stellenabbau allerdings schon jetzt sicht- und spürbar.
Foto: Gabriel Kords (Archiv)