Ende letzten Jahres gab die Landesregierung bekannt, dass von den sogenannten BAföG-Millionen ein erster Teil ausgezahlt wird. Wie die Universität Greifswald das Geld verteilt, wurde in der Senatssitzung vom 4. Februar 2015 besprochen. Studierende hielten eine Mahnwache ab.

Es handelt sich um sechs Millionen Euro, die nun die Hochschulen Mecklenburg-Vorpommerns für Investitionen nutzen können. Die Universität Greifswald erhält davon rund 1,4 Millionen Euro. Bei der gestrigen Senatssitzung befassten sich die Senatoren mit der ersten Mittelverteilung. Dazu zählen der Teil der BAföG-Millionen, aber auch Mittel aus dem Hochschulpakt in Höhe von ungefähr 500.000 Euro und die im Haushalt 2015 geplanten Mittel.

Einige Studenten haben sich vor dem Alfried-Krupp-Kolleg versammelt, denn sie wollen, dass mehr Geld in das Personal gesteckt wird.

Einige Studenten haben sich vor dem Alfried-Krupp-Kolleg versammelt, denn sie wollen, dass mehr Geld in das Personal gesteckt wird.

Konsens erreichten die Senatsmitglieder darüber, dass versucht werden müsse, das für Investitionen zur Verfügung stehende Geld an das Personal zu koppeln. Die Verteilung an vier Fakultäten, Verwaltung, Universitätsbibliothek, Rechenzentrum und Studienkolleg soll abhängig vom der Mitarbteiteranzahl erfolgen. Die Universitätsmedizin zählt dabei nicht dazu, da diese seit 2010 eine eigenständige Teilkörperschaft der Universität ist und einen eigenen Haushalt hat. 96,3 Prozent der Stellen sind ausfinanziert. Für die restlichen 3,7 Prozent fehlt die finanzielle Absicherung, sie müssen freigehalten werden. Diese 96,3 Prozent werden von der Universität allerdings nur durch die BAföG-Mittel erreicht. Ansonsten wäre der Ausfinanzierungsgrad ähnlich wie die letzten Jahre bei ungefähr 93 Prozent gewesen, durch Vakanzhaltungen hätten also fast sieben Prozent eingespart werden müssen.

Bis auf die Philosophische Fakultät erhalten die Fakultäten und oben genannten Einrichtungen mit der ersten Mittelverteilung mehr Geld. Gerade dies jedoch stieß bei einigen studentischen Mitgliedern des Senats auf Unverständnis. Milos Rodatos etwa erklärte: „Der Stellenabbau muss ein Ende haben, gerade wenn wir neue Mittel bekommen.“ Die Vertreter wünschten sich eine aus ihrer Sicht gerechtere Verteilung abhängig von der Anzahl der Studierenden. Schon auf der Sitzung des Studierendenparlaments am 3. Februar machten sie dies klar.

Landespersonalkonzept „in Stein gemeißelt“

Der Vorschlag der Studenten sah vor, dass das BAföG-Geld beim Personal wie folgt aufgeteilt werden soll: 96 Prozent soll nach der Anzahl der Mitarbeiter aufgeschlüsselt werden, die restlichen 0,3 Prozent nach Studierendenzahl. „Das wäre bei der ersten Mitelverteilung zwar wenig Geld, dass nach dem Studierendenschlüssel verteilt wird, allerdings wäre das perspektivisch mehr und auch besser verteilt“, erklärte Milos den Vorschlag.

Ungefähr 30 Studenten stehen vor dem Krupp-Kolleg bei den weißen "Lehrstühlen".

Ungefähr 30 Studenten stehen vor dem Krupp-Kolleg bei den weißen „Lehrstühlen“.

Dem jedoch stellten sich gestern die Professoren entschieden gegenüber. Der Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Professor Klaus Fesser etwa führte aus, dass die Lehre an den Fakultäten unterschiedlich zu Buche schlage und durch das studentische Konzept kleine Fakultäten schlechter wegkommen würden. Auch die Rektorin, Professorin Johanna Eleonore Weber, erklärte: „Natürlich sehen die Studenten, dass häufig Mitarbeiter entlassen werden müssen. Dies sind allerdings befristete Stellen, die etwa an den Hochschulpakt oder ähnliches gebunden sind. Wir aber wollen hier langfristig Dauerstellen schaffen.“ Die Universität ist aufgrund des Landespersonalkonzepts von 2004 dazu verpflichtet, bis 2017 Dauerstellen abzubauen. Sowohl Weber als auch Fesser betonten, dass das Konzept in Stein gemeißelt und deshalb nichts daran zu rütteln sei. Die Stellen müssen eingespart werden.

Vorerst keine Nachhaltigkeitsbeauftragte

Zudem wollten die Studenten eine zusätzliche Stelle für eine Nachhaltigkeitsbeauftragte schaffen, damit die Bewirtschaftungskosten gesenkt werden können. Der studentische Senator Erik von Malottki meint dazu: „Mit dieser Stelle kann später Geld eingespart werden, das dann wiederum für anderes zur Verfügung steht.“ Hier kamen die Senatoren überein, die Ergebnisse der Nachhaltigkeitskommission abzuwarten. Diese erstellt gerade ein Konzept.

Vor der Senatsitzung hielten Studenten eine Mahnwache ab. Dabei wurden Stühle aufgestellt mit einem Zettel „R.I.P. – Hier könnte dein Lehrstuhl stehen“, um für den Erhalt der Mitarbeiterstellen zu kämpfen. Die beiden Redner, StuPa-Präsidiumsmitglied Hannes Nehls und einer der Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Bildungsstreik, Jonathan Dehn, forderten, dass das BAföG-Geld nicht wie eigentlich vorgesehen in Investitionen geht, sondern ins Personal. Ungefähr 30 Studierende fanden sind vor dem Alfried-Krupp-Kolleg ein, wo die Senatssitzung statt fand. Einen Eindruck davon bekommt man hier:

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Im Video sprechen Jonathan Dehn sowie Hannes Nehls.

Fotos und Video: Till Junker