Lilli: „Ich kann an keinem Sperrmüllhaufen vorbeigehen, ohne dabei nicht an Romy zu denken.„
Wie liefen die Proben ab?
Romy: Sie waren so angesetzt, dass wir fast jeden Tag geprobt haben. Das größte Problem war es, von den 20 Darstellern die Stundenpläne so zusammenzulegen, dass die Leute, die in einer Szene gebraucht wurden, auch miteinander proben konnten. Von daher waren die Zeiten sehr flexibel. Die Schauspieler hatten ein bis zweimal die Woche Probe, wir zwei waren vier bis fünf Tage die Woche da. Man braucht ja nicht alle Schauspieler für eine Szene. Deswegen konnten sie auch jetzt im Januar erst sehen, was die anderen Schauspieler die ersten drei Monate getrieben haben. Das hat mir am besten gefallen.
Wie war der zeitliche Ablauf?
Romy: Wir haben lange gebraucht, um es als Seminar durchzubekommen. Als das geklärt war, ging es ans Textkürzen – wir können Shakespeare nicht vollständig aufführen, dann dauert das Stück 4,5 Stunden. Das war eine Herausforderung, das zu komprimieren. Danach machten wir uns daran zu schauen, welche Szene wir in welchen Raum aufführen. Es wird eine promenade production, das heißt die Zuschauer laufen durch die Räume mit. Wir haben drei Räume im Institut und das Setting wird dort immer wieder verändert. In denen mussten wir natürlich auch proben, deswegen mussten wir schauen, wann der Raum frei war. In der Regie musste ich mir schon mal ein Bild machen, wie ich mir die Szene vorstelle. Denn einfach ankommen und sagen „Macht mal!“ fährt meistens gegen den Baum.
Hattet ihr schon Vorerfahrung?
Lilli: Romy hatte ja den einen Teil der Regie bei „Richard III.“ schon übernommen. Deswegen bin ich auch zu ihr gekommen und hab gesagt: Willst du es dieses mal nicht alleine machen?
Romy: Ich mache auch beim StuThe (StudentenTheater Greifswald e.V., Anm. d. Red.) eine Produktion mit, „Virgina Woolf“ mit, und früher habe ich beim Schultheater mitgewirkt. Zudem haben wir beide unser Abitur in Darstellendem Spiel gemacht.
War das eine einmalige Sache?
Romy: Das war jetzt erstmal der Einmaligkeit geschuldet, weil es sehr zeitintensiv wird.
Lilli: Vielleicht führt es jemand anders weiter. Viele Leute haben jetzt Spaß daran, aber es war wirklich sehr zeitintensiv. Im Februar letzten Jahres kam die Idee auf, im Mai haben wir uns das erste Mal zusammengesetzt, nachdem alles geklärt war wegen des Seminars. Die auditions waren im Juni und im Oktober haben wir angefangen zu proben.
Wie war der Zulauf bei dem Vorsprechen?
Romy: Wir haben die Liste rausgehängt und dann war zwei Tage lang erstmal kein Eintrag, da bekam Lilly schon Panik. Und dann waren es auf einmal 25, und davon wollten 15 ein und dieselbe Rolle haben. Es sind sehr viele Frauen dabei, sodass wir auch sehr viele Männerrollen mit Frauen besetzt haben. Aber laut Shakespeare hätten eh alle Rollen mit Männern besetzt werden müssen (lacht).
Lilli: Und das funktioniert wundervoll. Ich konnte mir das am Anfang nicht wirklich vorstellen.
Romy: Man sieht die Schauspieler bei den auditions für nur fünf, zehn Minuten. Dann hatte ich schon im Kopf, wer welche Rolle bekommt – und da muss das ja schon passen. Ich bin froh, dass es aufgeht.
Wie war das mit den Requisiten?
Lilli: Sagen wir mal so: Ich kann an keinem Sperrmüllhaufen vorbeigehen, ohne dabei nicht an Romy zu denken (lacht).
Romy: Das ist ein ganz bunter Mix aus allem. Wir haben es versucht, zauberhaft zu lassen, gerade diese Fairyszenen. Da arbeiten wir zum Beispiel mit vielen Lichterketten
Wie sehen denn die Räume aus?
Romy: In dem einen Raum wird ein riesiges Bett auf den Tischen aufgebaut, und das Publikum sitzt drum herum. Wir bemühen uns, das Publikum mit einzubeziehen.
Lilli: Aus jeder Ecke kann man unterschiedliche Dinge sehen, weil jeder Darsteller unterschiedliche Anweisungen hat und man immer einen anderen Blickwinkel hat.
Romy: Unten haben wir den königlichen Saal, der sehr einfach gehalten ist. Da arbeiten wir auch das einzige Mal mit Deckenlicht. Dann geht es die Treppe hoch, wo wir so dachten „Na, mit 40 Mann die Treppe hoch, dass ist so eine Sache.“ Es war aber ein Statiker da, und alles geht klar. Oben gehen wir in einen kleinen Raum, wo der Wald sein wird mit einer Videoleinwand.
Was erhofft ihr euch von euren Terminen?
Lilli: Wir haben ja inzwischen vier Termine, weil die drei ersten so schnell ausverkauft waren.
Romy: Ich erhoffe mir, dass die Schauspieler nicht ab der Hälfte denken „Ja, läuft.“, sondern dass sie alles geben. Dass ist nämlich die Gefahr, wenn man vier Tage hintereinander spielt, dass man dann einen Absacker hat. Ich hoffe auch, dass es den Leuten gefällt. Wir haben viele Dinge drin, die vielleicht etwas zu modern sind. Gewisse Szenen spielen beispielsweise mit Film. Das war der Reiz für mich, dies zu kombinieren. Wir haben zum Beispiel Aufnahmen aus dem Gewächshaus des Botanischen Gartens, die den Wald darstellen. Außerdem ist einmal ein Schauspieler auf Leinwand projiziert wird, während die anderen auf der Bühne mit ihm vom Film reden.
Lilli: Bei dieser Idee hatte ich zuerst Bedenken, ob es nicht zu modern ist. Aber schon in der ersten Probe fand ich, dass es läuft. Die Darsteller kennen den Film inzwischen so auswendig, dass sie wissen, wann eine längere Pause ist.
Romy: Die sie dann auch füllen müssen.
Lilli und Romy, vielen Dank für das Gespräch.
Die Aufführung von „A midsummer night’s dream“ findet am 22., 23., 24. sowie 25. Januar 20 Uhr im Institut in der Steinbecker Straße statt. Die Karten für alle vier Vorstellungen sind allerdings schon ausverkauft.
Foto: Lisa Klauke-Kerstan