Ist Shakespeare wirklich gestorben? So sahen es die Studenten der Anglistik/Amerikanistik vor nicht allzu langer Zeit, als ihre Dozentin Conny Loder die Universität 2013 verlassen musste. Sie war bekannt für ihre Shakespeare-Aufführungen, die sie mit den Studierenden einübte. Die beiden Studentinnen Lilli Aerts und Romy Reinecke haben sich dem Stück angenommen. Während Lilli die Produzentin war, übernahm Romy die Regie. webmoritz. sprach mit ihnen über Conny Loder, die Proben sowie Sperrmüllhaufen.

Warum habt ihr euch für dieses Stück, „A midsummer night’s dream“ entschieden?
Lilli: Das Stück war schon vor zwei Jahren im Gespräch. Nach der Produktion von „Richard III.“ kam die Frage auf, welches Stück wir als nächstes machen. Dann hatte Conny gesagt, dass wir dieses Stück machen sollten und dabei sind wir geblieben.
Romy: Conny Loder war unsere damalige Dozentin, deren Vertrag leider nicht verlängert wurde. Deswegen haben wir es mehr oder weniger alleine auf die Beine gestellt.

Ist das eine Art Protest gewesen oder habt ihr das Stück weitergeführt, weil es euch Spaß machte?
Lilli: Sowohl als auch. Seitdem ich an der Universität bin, haben wir fast jedes Semester gekämpft, dass die Stelle von Conny Loder erhalten bleibt, weil die Studenten sie einfach lieben und sie großartig ist. Das hatte auch immer wieder geklappt. Kurz nachdem sie allerdings ihre Dissertation geschrieben hatte und den Doktor erhielt, lief ihr Vertrag klammheimlich aus. Mitten in den Semesterferien schrieb man ihr, dass sie ihr Vertrag nicht verlängert werde.

Wie war danach die Reaktion im Kurs?
Romy: Zuerst haben wir Plakate zu „A midsummer night’s dream“ gedruckt und darauf geschrieben, dass es nicht stattfindet.
Lilli: Eben weil sie nicht da war. Das war die Protestaktion. Ich habe die Plakate überall in der Anglistik und bei den Dozenten verteilt. Wir hatten auch einen Brief aufgesetzt, den wir auch der Rektorin in die Hand drückten. Wir hatten einen riesengroßen Grabstein für Shakespeare gemacht, weil Shakespeare stirbt, wenn Conny Loder nicht am Institut bleibt. Der steht auch immer noch im Institut. (Dreht sich zu Romy) Den könnten wir vielleicht auch noch verwenden, irgendwo oben mit hinstellen.
Romy: Na, nicht too much (lacht). Wir haben uns dann gesagt, wir führen es doch auf, weil es den Studenten gefallen hat. Viele sind gekommen und haben gesagt ‚oh, wollt ihr nicht’; ‚wir würden so gerne’, sodass wir dachten: gut es ist nicht mit ihr, dass ist sehr schade, aber sie hat uns soviel beigebracht, sodass wir es zu zweit versuchen wollten.

Ist alles von euch in Eigenregie organisiert?
Lilli: Wir wollten das als Seminar aufziehen. Das durchzubekommen, hat ein Jahr gedauert. Zwei Dozenten haben die Leitung, damit Leute die Möglichkeit haben, einen Medienschein zu machen, weil wir auch währenddessen filmen. Wir dachten uns, dass wir dadurch auch mehr Studenten dazu bekommen könnten, mitzumachen, Im Endeffekt macht nur eine einen Medienschein und der Rest macht mit, weil es so viel Spaß macht.
Romy: Die Dozenten, die das beaufsichtigen, sind bei den Proben da. Einer unserer Dozenten spielt auch mit.

Lilli: „Ich kam rein und er sagte ‚Nein! Fragen Sie mich gar nicht erst.'“

Nur einer?
Romy: Ja, nur einer. Er unterrichtet Phonetik und Phonologie (Dr. James Fanning, Anm. d. Red.) und hat ein Ohr auf unsere Aussprache, weil wir das schon in der Originalsprache aufführen. Das ist sehr günstig.
Lilli: Ich glaube, die meisten kommen eigentlich nur, um ihn zu sehen. Er hatte sich davon immer distanziert. Bei der letzten Aufführung von „Richard III.“ spielten noch mehr Dozenten mit, die uns aber nach und nach absagten. Dann blieb am Ende nur noch er übrig. Er war aber auch eine harte Nuss zu knacken, aber ich konnte ihn überreden.
Romy: Ja, Lilly ist eine große Überredungskünstlerin (lacht).
Lilli: Ja anscheinend. Ich kam rein und er sagte „Nein! Fragen Sie mich gar nicht erst.“ Dann hat er mir die ganzen Gründe aufgezählt, warum er das nicht machen kann und dass er schon seit 1998 nicht mehr auf der Bühne stand und das nie wieder vorhat. Und dann redete ich fünf Minuten und dann sagte er „Ja, okay.“

Und wie sieht er das jetzt?
Romy: Jetzt ist er mit Feuereifer dabei.
Lilli: Das war so schön, als er dann die Probe hatte, zu der alle den Text konnten, da standen er und ich auf der Bühne und er sagte zu mir: „Das wird ja was. Das wird ja wirklich was. Das sieht ja gut aus, die sind ja alle so gut.“ (lacht)