Wer im letzten Wintersemester aus einem anderen Bundesland kam und seinen Hauptwohnsitz in Greifswald anmeldete, bekam nicht nur 100 Euro für die eigene Kasse sowie ein Gutscheinheft im Wert von 300 Euro, sondern tat damit gleichzeitig der Lehre an der Universität etwas Gutes. Grund dafür war das Pilotprojekt „Wohnsitzprämie“, das der Universität insgesamt 197.000 Euro einbrachte. Eine Hürde hat das Projekt aber doch: Nicht für jeden Erstsemesterstudenten aus einem anderen Bundesland als Mecklenburg-Vorpommern gibt es Geld. Es müssen sich mindestens 50 Prozent aller Neuimmatrikulierten eines Studiengangs umgemeldet haben. Erst dann fließen für jeden weiteren 1.000 Euro für maximal vier Jahre. Das Geld wird nun nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt, zu dem das Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern Durchführungshinweise erarbeitet hat. 30 Prozent erhält die Universitätsleitung, unter anderem auch, um die Verwaltungskosten zu decken, die mit der Wohnsitzprämie zusammenhängen. Dazu stehen nun insgesamt 59.100 Euro zur Verfügung.
Studierendenschaft gibt Geld für Bibliothekshilfspaket aus
Der Hälfte dieses Geldes bekommen die einzelnen Fachschaften zugewiesen, deren Studenten die 50 Prozent-Hürde knackten. Insgesamt stehen dadurch jetzt 98.500 Euro zur Verfügung. Die Biowissenschaften haben mit rund 26.000 Euro das meiste Geld eingeworben, gefolgt von der Medizin mit 15.000 Euro und der Germanistik mit 12.000 Euro. Die Fachschaftsräte entscheiden nun gemeinsam mit der Institutsleitung, wofür dieses Geld ausgegeben werden soll.
„Uns als FSR Biowissenschaften ist es wichtig mit den Geldern der Wohnsitzprämie möglichst alle Studierende der Fachrichtung Biologie zu unterstützen“, erklärt beispielsweise der stellvertretende Vorsitzende des FSR Biowissenschaften, Fabian Künzel. Ein Teil des Geldes soll in Laborausstattungen investiert werden, ein weiterer soll den Landschaftsökologen für Exkursionen zur Verfügung gestellt werden. „Zudem möchten wir die Kursausstattung für die Tierbestimmung aufbessern. Einige Präparate haben ihre besten Zeiten hinter sich und müssten dringend ausgetauscht werden. Da der Tierbestimmungskurs sowohl bei Landschaftsökologie als auch bei Biologie ein Basismodul ist, würde jeder Bachelorstudierende davon profitieren“, zählt Fabian als letzten Punkt auf.
20 Prozent der 197.000 Euro werden an die Studierendenschaft gegeben. Auf der letzten Vollversammlung beschloss diese, wohin das Geld gehen soll: 20.000 Euro soll die studentische Kultur sowie die Universitätsbibliothek als Hilfspaket bekommen. Da der Drucker im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) langsam den Geist aufgibt, muss ein neuer beschafft werden. Auch wird eine Stütze für die Treppe der Anglistik mit 5.000 Euro finanziert. Schon auf der Vollversammlung wurde angemerkt, dass einige dieser Aufgaben nicht primär von der Studierendenschaft ausgeführt werden sollten. Allerdings würde es, zum Beispiel im Falle der Treppe, sehr lange dauern, bis diese Stützmaßnahme von der Universität durchgeführt wird, da die Baumaßnahme an der Treppe keine Priorität hat. Bevor es losgeht, werden im Moment alle Vorschläge mit dem Rektorat abgestimmt.
Händler in Greifswald erfreut über Wirkung der Wohnsitzprämie
„Für die Stadt Greifswald ist die Erstwohnsitzkampagne ein voller Erfolg“, erklärt Anja Mierasch. Sie arbeitet beim Innenstadtverein, einem Zusammenschluß Greifswalder Händler. Die Mitglieder haben ein Gutscheinheft erstellt, das jeder erhielt, der sich ummeldete. Von den vielen Ummeldungen profitieren auch der Einzelhandel und kulturelle Einrichtungen, so Mierasch. „Außerdem ist die Erstwohnsitzkampagne Ausdruck einer guten Willkommenskultur der Stadt“, unterstreicht sie. Auch Magdalene Majeed, die ehemalige Veranstaltungsreferentin des AStA, zeigt sich erfreut: „Das Resümee ist super! Es haben sich wesentlich mehr Studierende umgemeldet, als die Jahre zuvor.“ Allerdings sieht sie Verbesserungspotential in der Kommunikation mit der Stadt und den Stadtwerken. Für das kommende Wintersemester 2014/15 werben sowohl der AStA, die FSR als auch der Innenstadtverein wieder mit verschiedenen Maßnahmen für den Hauptwohnsitzwechsel nach Greifswald.
Foto: Jan Meßerschmidt, Universitätspressestelle