Seit letztem Samstag kam es im Ryck zu einem massenhaften Fischsterben. Dieses Ereignis war nicht das erste seiner Art. Nach Angaben des Umweltamtes der Stadt Greifswald handelt es sich um ein jährlich auftretendes Phänomen nach dem Laichen der Bleie. Grund dafür sei außerdem der Sauerstoffmangel im Gewässer. Dieser wiederum hänge mit den warmen Wetterbedingungen der vorhergehenden Tage zusammen. Die genauen Ursachen sollen entnommene Wasserproben liefern.
Inzwischen sind bereits Vermutungen aufgekommen. So könnte der massenhafte Tod der Fische auch mit Düngemitteln von den angrenzenden Felder oder Hinterlassenschaften der Werft zusammenhängen. Auch Krankheitserreger werden nicht ausgeschlossen. Ob etwas davon zutrifft, werden die Ergebnisse der Proben zeigen.
Die Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr Greifswald waren von Samstag bis Mittwoch damit beschäftigt, in mühsamer Kleinarbeit mit Käschern die Kadaver aus dem Fluss zu holen, in Müllsäcken zu verstauen und abzutransportieren. An einigen Tagen erhieltensie dabei auch von der Freiwilligen Feuerwehr Greifswald Unterstützung. Die ganze Zeit über blieb der Ryck für Wassersportler frei zugänglich, sofern diese nicht vom Gestank der verwesenden Fische abgeschreckt wurden.
Nicht nur bei uns
Der kleine Fluss in Greifswald war aber nicht der einzige Ort, in dem es in der letzten Woche zu einem großen Fischsterben kam. Auch in der Gegend zwischen Heiligendamm und Graal-Müritz wurden mehrere Tonnen toter Süß- und Salzwasserfische angeschwemmt. Hier sei die Ursache ein Eindringen salzhaltigeren Wassers aus der Nordsee in die sonst eher salzarme Ostsee. Verbunden mit dem Absinken absterbender Planktonschichten führt dies zu einer starken Abnahme des Sauerstoffgehaltes im Wasser. Bei ablandigen Winden verteilt sich dieses dann durch alle Wasserschichten hindurch. Das salzhaltige, sauerstoffarme Meerwasser ist wahrscheinlich in die Flüsse eingedrungen, die in die Ostsee münden. Dadurch starben auch hier die Fische, die nicht schnell genug fliehen konnten. Auch das sei ein immer wieder auftretendes Phänomen.
Die Zunahme der Todeszonen
Dennoch rücken Ereignisse wie diese ein großes Problem in den Blick der Öffentlichkeit: Das Ausbreiten sogenannter „Todeszonen“. Dabei handelt es sich um Gebiete der Meere, in denen es sehr oft zu extremem Sauerstoffmangel kommt. Diese Zonen haben in ihrer Verbreitung in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Als Grund dafür gelten der Einsatz von Düngemittel und die globale Erwärmung. Durch diese Faktoren kommt es zu vermehrtem Planktonwachstum. Stirbt dies ab, wird es von Bakterien unter enormen Sauerstoffverbrauch zersetzt, wodurch die anaeroben, also sauerstofffreien, Bedingungen erzeugt werden. Besonders betroffen von der Zunahme der Todeszonen ist die Ostsee. Diese ist aufgrund ihres Charakters als Binnenmeer, das von fast allen Seiten von Landmassen umgeben ist, äußerst anfällig für das Entstehen von Sauerstoffmangel. Eine Durchmischung des Wassers mit dem anderer Meere ist stark eingeschränkt, was den Effekt verstärkt.
Die Folgen der Todeszonen für das gesamte Ökosystem Meer sind nach Abschätzungen einiger Wissenschaftler verheerend. So führt die Ausbreitung anoxischer (sauerstofffreier) Verhältnisse zum Absterben ganzer Lebensgemeinschaften. Möglicherweise waren solche Bedingungen einer der Gründe für das Massenaussterben am Ende des Devons. Bei diesem verschwanden viele marin lebende Tiergruppen vollständig oder in großen Teilen. Die damaligen Ursachen für das Ausbreiten der Todeszonen sind unklar. Die heutigen, wie schon beschrieben, hingegen gut zu erkennen. Es ist also gut möglich, dass es in Zukunft noch öfter zu Massensterben in der Ostsee kommt. Wie es im Ryck aussieht, ist noch nicht zu sagen.
Fotos: Katrin Haubold
Wasseraustausch mit der Nordsee als Ursache für ein Fischsterben? Das ist schon hart an der Grenze zur bewussten Fehlinformation. Das salzhaltige Nordseewasser ist in der Regel kälter und damit auch sauerstoffhaltiger als das brackige Wasser der flachen und relativ warmen Ostsee. Die Fortpflanzung einiger Fische, unter anderem des Dorsch, hängt davon ab, dass regelmäßig kaltes, salzhaltiges Wasser aus der Nordsee "einbricht" und so die sauerstoffarmen, salzhaltigen Bereiche in der Ostsee durchmischt.
Ich weiß nicht, woher die betreffenden Informationen sind, aber wahrscheinlich wurde hier etwas falsch verstanden oder wiedergegeben.
p.s.: Das mit dem Düngemitteleintrag ist in keinem anderen Meer so schlimm, wie in der Ostsee. 80 Millionen Anwohner im Wassereinzugsbereich, intensivste Landwirtschaft, ein flaches Meer mit geringem Wasseraustausch – auf lange Sicht kriegen wir es sicher hin, dass die Ostsee umkippt.
Ersterres hätte ich auch so gedacht vom logischen Denken her. Ich werde mir jetzt nicht die Mühe machen, das aber weiter auszuführen, sondern lieber auf diese Seite hier verweisen. http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/fischster…
Von dort habe ich einen Hauptteil der Informationen in diesem Absatz. Sollte ich etwas verkehrt oder missverständlich wiedergegeben haben, so tut mir das aufrichtig leid.
Und das ist die Krux mit dem heutigen Journalismus. Ohne eigene Vorbildung irgendwas unreflektiert abschreiben und die vermittelten Sachverhalte nicht auf Richtigkeit überprüfen. Ich persönlich sehe einen politischen Korrespondenten der FAZ nicht unbedingt als Fachmann für Umweltthemen an, also auch nicht als eine potentielle Informationsquelle.
Reflektieren und auf Richtigkeit prüfen – das lass ich gelten. Andere Zeitungen als Quelle zu nutzen, ist aber durchaus legitim. Hier hätte man natürlich dazuschreiben können, woher die Informationen stammen. Davon abgesehen ist es recht idealistisch von allen Autoren eine Vorbildung zu erwarten.
Dass du den webMoritz als Journalismus zählst, ist schmeichelhaft. Für Universalaussagen taugt er aber bestimmt nicht. Genauso wenig glaube ich, dass im guten alten Qualitätsjournalismus von "früher" nicht auch abgeschrieben wurde.
Mach ich das? Ich habe ausnahmsweise mal nur die mangelhafe Quelle kritisiert …
Unter Vorbildung verstehe ich kein Studium sondern ein gewisses Grundverständnis der Thematik über die man schreibt.
Im Ryck gab es grade am letzten Wochenende zwei Phänomene: Nr 1 war, dass viele große, tote Bleie rumgeschwommen sind. Das ist "normal" und kommt jedes Jahr vor. Nr 2 war hingegen, dass am Samstag im Bereich des Museumshafens große Schwärme junger Fische (müssten Rotfedern gewesen sein) direkt unter der Oberfläche geschwommen sind und nach Luft geschnappt haben, von denen sind dann auch viele gestorben. Das ist nicht normal, vor allem da es in der Nacht zum Samstag stark geregnet hat und es kühler geworden ist, der Sauerstoffgehalt im Fluss unter Normalbedingungen hochgegangen sein müsste.