Am 25. Mai wird nicht nur über die Besetzung des Europaparlaments abgestimmt, auch auf kommunaler Ebene stehen die Wahlen an. Der webMoritz hat gemeinsam mit moritzTV die studentischen Kandidaten der Parteien SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Piraten und die Linke über Persönliches und ihre politischen Ziele befragt. Diesmal an der Reihe: André Berndt, Martin Grimm sowie Daniel Seiffert von der Partei Die Linke.
webMoritz: Warum habt ihr euch aufstellen lassen?
André Berndt: Zunächst einmal wurde ich gefragt, woraufhin ich mir angesehen habe, wer in der Bürgerschaft sitzt und wie der Altersschnitt ist. Daraufhin habe mich entschieden zu kandidieren.
Martin Grimm: Für mich war der Generationswechsel auch ein wichtiger Faktor. Außerdem geht es mir darum, dass auch Studierende vertreten werden.
Daniel Seiffert: Ich hab über meine Familie schon immer Einblick in die Kommunalpolitik erhalten und fand das immer spannend. Ich habe mich aber aufgrund meines Studiums immer ein bisschen gesträubt mich einzubringen, da es, wenn man das ernsthaft betreiben will, doch sehr zeitaufwändig ist. Nachdem ich mein Studium jetzt abgeschlossen habe und die Kommunalwahlen anstehen, habe ich mir gedacht, versuch ich es einfach mal.
Was hofft ihr direkt zu bewirken?
André: Eine fahrradfreundlichere Stadt wäre schön. Ich bin fast nur mit dem Fahrrad unterwegs, insofern erlebe ich das jeden Tag am eigenen Leib, dass auch die „tollen“ Fahrradstraßen in einem Zustand sind, der nicht wirklich fahrradfreundlich ist. Ansonsten will ich den Bürgern vermitteln, dass wir zur Verfügung stehen und ein Ohr für sie offen haben.
Martin: Da kann ich nur aus meiner Hoffnung heraus sprechen, da ich noch nie in einer Bürgerschaft gesessen habe. Ich hoffe, dass viele soziale Probleme angesprochen und auch bekämpft werden. Da sind zum Beispiel die hohen Mieten in Greifswald, ein wirklich sehr schwieriger Punkt, den man angreifen muss. Zudem ist auch die Verknüpfung zwischen Universität und Stadt, auch wenn es der Universität schlecht geht, wichtig. Sollte zudem irgendwas mit Nazis in der Stadt sein, werde ich einer der Ersten sein, der nach vorne rennt und versucht irgendwas zu machen, auch in der Bürgerschaft.
Daniel: In den letzten Jahren hatten wir immer die Diskussion um den Haushalt. Bloß keine Schulden machen. Und mit dieser Argumentation wurden dann in sehr vielen Bereichen gekürzt: in der Stadtbibliothek, im St. Spiritus, im Klex, im Takt, im Labyrinth. Am Ende des Jahres kommt dann heraus, dass wir eigentlich fünf Millionen Überschuss haben und trotzdem wurden die Träger gekürzt. Und das ist die letzten drei Jahre passiert.
Gibt es etwas, was ihr in den ersten Wochen direkt einbringen wollt?
André : Die Streichung der Dezernentenstelle von Herrn Dembski. Die brauchen wir nicht. Sie ist, mit 80.000 Euro jährlich, überfinanziert.
Martin: Ehrlich gesagt fällt mir dazu spontan nichts ein.
Daniel: Ich leider auch gar keine Idee, was man sofort einbringen könnte. Da müsste ich mich erstmal mit den Gegebenheiten genauer vertraut machen.
Welche Punkte liegen euch besonders am Herzen?
André : Zum einen die fahrradfreundliche Stadt, damit verbunden die Renovierung der Europakreuzung inklusive Bau der Diagonalquerung und Verbesserungen der Radinfrastruktur für RadfahrerInnen. Das ist die letzten Jahre schon ein bisschen passiert. Danke an den Verkehrsplaner Herrn Imhorst. Das Zweite ist die ANTIFA-Arbeit. Die Bürgerschaft muss ganz klar Kante zeigen. Die Stadt muss ein Zeichen setzen und sich nicht wegducken vor diesen Themen.
Martin: Punkte, die mir besonders am Herzen liegen, sind die Lebenssituation, besonders die zu hohen Mieten in Greifswald. Außerdem ist die Transparenz innerhalb der Bürgerschaft wichtig. Warum macht man nicht öfter eine Bürgerbefragung, dass fände ich eine große Bereicherung für eine transparentere Demokratie in unserer Stadt. Greifswald ist schon geil, aber die sozialen Probleme müssen definitiv angegangen werden, auch von studentischer Seite.
Daniel: Ich bin der Ansicht, dass alle sozialen Bereiche oberste Priorität erhalten sollten. Der fahrradfreundlichen Stadt kann ich mich, als Radvielfahrer, nur anschließen. Die angesprochene ANTIFA-Arbeit ist natürlich auch sehr wichtig.
Wie wollt ihr universitäre Probleme in die Kommunalpolitik mit einbringen? Welche wären das?
Martin: Wichtig wäre durch Öffentlichkeitsarbeit die ganze Stadt zu sensibilisieren, wie wichtig die Universität ist und wie wichtig es ist, sich mit den Problemen der Universität auseinander zu setzen. Jedes Institut, was geschlossen wird, verursacht weniger Studierende in der Stadt , d.h. weniger junge Menschen und dadurch verliert die Stadt nicht nur ihren geringen Altersdurchschnitt sondern auch an Kultur und teilweise auch an Demokratie. Die Studierenden sind sehr demokratiefördernd, besonders was antifaschistische Proteste oder Kommunalpolitisches wie die Diagonalquerung angeht. Was sonst noch gemacht werden könnte, ist Studierende in die Bürgerschaft wählen, um so eine starke Vertretung der studentischen Themen zu haben. Es gibt auch Studierende, anderer, ich nenne sie mal konservativer Parteien, die zwar rein juristisch studieren, aber in keinem Punkt die Interessen der Studierendenschaft oder der Studierenden vertreten. Als weiterer Punkt, neben dem Hochschuldefizit, ist die Vernetzung der Universität mit der Stadt zu nennen. Man könnte öfter den ASTA, oder studentische Gremien zu Sachen anhören, um auch die studentische Sicht auf kommunalpolitische Probleme herauszufiltern.
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Das nächste Interview erscheint am 10. Mai. Gesprächspartner sind die Kandidaten der SPD. Die Reihenfolge für das Erscheinen wurde durch moritzTV ausgelost. Die studentischen Vertreter der CDU und der FDP waren für ein Interview nicht bereit.
Fotos: Lisa Buschmann
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