Stärkung als Imagestandort, verstärkte Internationalisierung, touristische Einbindung oder mehr Möglichkeiten für Praktika vor Ort waren nur einige Ziele, welche die Uni-Rektorin Prof. Hannelore Weber in der Bürgerschaftssitzung am Mittwochabend nannte, bei denen man mit der Stadt stärker kooperieren wolle. Die Zusammenarbeit bezeichnete sie als gut und nannte als Beispiel unter anderem die Wohnsitzprämie.
„Wir wollen die Vielfalt mit kleinen Einheiten beibehalten“, äußerte Weber mit Blick darauf, dass die Uni Greifswald eine Volluniversität sei und über 50 Studiengänge verfüge. Die meisten seien davon ausgelastet, in einigen wie Jura und BWL werde über Bedarf ausgebildet, während in anderen Studiengängen wie Baltisik, der Nordischen Abteilung aber auch der Kunst die Auslastung bei weniger als die Hälfte liege. Auf Nachfrage von Die Linke-Bürgerschaftsmitglied Peter Multhauf, der die Philosophische Fakultät und die Kunst gefährdet sieht, wies Weber Befürchtungen zurück: „Das Kunstinstitut ist nicht gefährdet“, auch wenn zum Semesterwechsel eine der drei Professuren nur noch in Vertretung besetzt sein werde. Zudem will sie die Zahl von rund 12.000 Studenten halten. „Jeder Student bringt Ihnen Einnahmen“, richtete Weber an die Bürgerschaft, sodass die Stadt mit 60.000 Einwohnern auch von der Kaufkraft der Studenten profitiert.
Weber sieht verschiedene Möglichkeiten, wie die „gute Zusammenarbeit“ mit der Stadt vertieft werden könne. Greifswald müsse sich weiter profilieren, beispielsweise durch noch mehr außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Bisher gibt es unter anderem schon das Friedrich-Loeffer-Institut auf der Insel Riems oder das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, die Weber als „Schätze“ bezeichnete. Die Randlage Greifswalds am „Ende der Republik“ sei ein Problem, die Anbindung an Hamburg und Berlin eine Katastrophe, bedauerte Weber. Trotzdem „müssen wir mit dem Großraum Berlin werben“, denn für einen Studenten aus Amerika oder Asien sei Berlin keine Entfernung von Greifswald, äußerte Weber und fügte hinzu: „Wir können mit Lebensqualität werben, aber das reicht nicht.“
Mehr Praktika-Möglichkeiten gefordert
Erfolgreiche Studiengänge seien durch einen Forschungsschwerpunkt und klaren Praxisbezug gekennzeichnet. Letzteres sei in der aber Region schwierig umzusetzen, da es an Praktikaangeboten mangele, kritisierte Weber und forderte: „Praxiserfahrung muss auch vor Ort möglich sein.“ Aber auch der Mangel an Arbeitsplätzen in Vorpommern sei ein Problem, sodass viele Studenten nach dem Studium die Region verließen. Daher will Weber auch studentische Ausgründungen verstärkt ermöglichen, wie dies beim Plasmatechnikum gelungen sei. In einem Alumni-Netzwerk sieht Weber die Möglichkeit, dass sich Absolventen ihrer Verbindung nach Greifswald bewusst bleiben.
Um die internationale Ausrichtung der Universität zu stärken, kündigte Weber an, dass die Homepage der Stadt eine umfassendere englische Übersetzung bekommt, räumte aber auch gleichzeitig ein, dass das Uni-Personal seine Englischkenntnisse durch Sprachkurse verbessern müsse. Nicht nur mit Blick auf das Beispiel Bachwoche machte Weber deutlich, dass die Uni kulturelle Veranstaltungen fördere: „Diese gelebte Kultur wollen wir ausbauen.“
Fotos: David Vössing