Zum Gespräch mit dem Greifswalder SV 04 wird der webMoritz von Pressesprecher Daniel Gutmann und vom Vorstandsvorsitzenden Michael Lüdecke an dessen Arbeitsplatz begrüßt. Der gebürtige Greifswalder und der aus dem Münsterland stammende Vereinschef nehmen Stellung zu hohen Transfersummen und erklären, warum die Jugendarbeit des Greifswalder SV 04 so erfolgreich ist.
webMoritz: Seit wann sind Sie schon im Verein aktiv?
Lüdecke: Schon bevor ich in den Vorstand gewählt wurde, habe ich versucht, dem Verein bei Fusionsgesprächen beratend zur Seite zu stehen. Bevor ich die Vorstandsarbeit übernehmen wollte, musste der Verein eine solide finanzielle Basis bekommen und da habe ich schon seit 2008 mitgeholfen.
Gutmann: Ich komme gebürtig aus der Hansestadt und bin schon seit der Jugend im Verein. Ich bin 1992 als Spieler in den Verein gekommen, danach habe ich die Pressearbeit übernommen und bin seit 2011 auch im Vorstand.
Was sind Ihre Aufgaben als Vorstandsmitglied?
Lüdecke: Mein primäres Ziel ist, die Basis, die wir dem Verein geben konnten, zu erhalten. Das heißt, sich um Sponsoren zu kümmern, wenn jemand abspringt möglichst zeitnah einen Neuen begrüßen zu können. Ich muss eine Prioritätenliste erstellen, damit wir abwägen können, wo das Geld am besten aufgehoben ist. Zudem gehört die Betreuung der Jugendarbeit zu meinen Aufgaben und die Außendarstellung ist mir sehr wichtig.
Gutmann: Ich bin neben dem Vorstandsposten auch immer noch Pressemitarbeiter, also ist besonders die Außendarstellung wichtig für mich. Da ich Spieler im Verein gewesen bin, stelle ich zudem eine Art Bindeglied zwischen Vorstand und Spieler und zwischen Verein und Landessportverband dar.
Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Saison und was sind Ihre Ziele in den nächsten Jahren?
Lüdecke: Ich wollte, dass der Verein nach der Hinrunde im oberen Tabellendrittel steht, das haben wir leider nicht ganz erreicht, wir sind nur Achter. Wir haben leider ein paar Siege verschenkt, aber unzufrieden bin ich nicht. Mein Ziel für die nächsten Jahre ist, das Greifswald es schafft, ein gutes Fußballteam zusammenzustellen, welches dann auch in der dritten Liga bestehen kann. Egal welchen Namen es trägt. Es wäre toll, mal wieder guten Fußball in der Stadt anbieten zu können.
Sehen Sie den FC Pommern als Rivalen oder als Partner? Warum ist der GSV beliebter unter den Greifswaldern?
Lüdecke: Ich will keine Hassgeschichten und Abwerbungen aufkommen lassen, wir konzentrieren uns auf unsere eigene Arbeit und tolerieren die Arbeit gegenüber. Außerdem belebt Konkurrenz den Markt, ich bin auf deren Fortschritte nicht neidisch. Ob die Situation vorteilhaft für eine so kleine Stadt ist, ist natürlich mehr als fraglich. Gerade wenn man sich die Nachwuchsarbeit anschaut. Wir arbeiten aber auch zusammen und sind so schon bei mehreren Treffen mit der Stadt und dem Sportausschuss aufgetreten.
Ich denke, wir sind beliebter, weil wir der Verein mit der Tradition sind. Man muss sehen, woher der Verein kommt, seit wann es den Verein gibt, wie der Club vorher hieß und so weiter. Wir bieten damit Identifikationsmöglichkeiten und können für unsere Fans wie eine zweite Familie sein. Außerdem bieten wir unseren Spielern tolle Aufstiegsmöglichkeiten und eine gute sportliche Ausbildung.
Was macht die Jugendarbeit so erfolgreich? Gibt es in den nächsten Jahren einen neuen Toni Kroos?
Lüdecke: Wir haben ein großes Team an Trainern, die schon früh anfangen zu scouten, wir sind schon in den Kindergärten aktiv. Wir holen die Kinder für drei oder vier Tage in der Woche von der Straße runter. Hier können wir den Kindern auch Werte wie Pünktlichkeit, Sauberkeit und Disziplin beibringen. Außerdem haben wir regionale und überregionale Partnerschaften mit Vereinen, die es uns ermöglichen, den Spielern eine gute Ausbildung zu gewährleisten. Mit unseren Kontakten zum FC Hansa und dem HSV können wir auch junge Spieler fördern, die gefördert werden sollten.
Es ist durchaus möglich, dass wir in näherer Zeit neue Spieler aus Greifswald im deutschen Profifußball sehen können. Wir haben momentan zwei Spieler in unseren Reihen, die Angebote aus der 3. Liga und der 2. Bundesliga haben. Aber natürlich ist der Schritt zum Fußballprofi schwer, da man stets den richtigen Verein wählen muss.
Was halten sie von Megatransfersummen?
Lüdecke: Das ist eine Sache des Marktes, wenn ein Verein denkt, dass der gewisse Spieler den Verein weiterbringt und man den Spieler bezahlen kann, warum sollte man keine hohen Summen ausgeben? Das sollte letztendlich Entscheidung des Vereins sein.
Sie haben auf ihrer Homepage die Aktion Wunschtransfer, gab es schon erfolgreiche Vorschläge?
Gutmann: Hin und wieder schon. Wir hatten zehn bis zwölf ernstzunehmende Zuschriften. Es ist das Ziel, auch mal Hinweise von Fans zu bekommen, die sich andere Spiele live ansehen. Und wir haben es auch schon geschafft, so jemanden zu holen. Ablösesummen sind nicht gewünscht, aber der GSV ist natürlich immer noch eine sehr gute Adresse!
Was möchten sie den Greifswalder Studierenden gerne mitteilen?
Lüdecke: Bei uns kann man gut Fußball spielen, wir haben hier ein gutes Team, was nicht auf Konfrontationskurs ist. Auch die Frauen sollen sich angesprochen fühlen, auch das Team ist super.
Gutmann: Auch das Alter spielt keine große Rolle; von 16 bis 35 haben wir Teams. Es können gerne auch Spieler kommen, die nicht die Lust haben, so weit zu Auswärtsspielen zu fahren. Gerade auch für diese Leute können wir mit der Kreisklassemannschaft anbieten. Also schaut einfach mal vorbei.
Dies war der dritte und vorerst letzte Artikel der Reihe „Aus den Unterklassen – Fußball in der Universitätsstadt“.
Fotos: Vorstand – Juliane Stöver, Spielszene – Werner Franke (ohne CC-Lizenz)
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