Clerks - Die Ladenhueter. Nach dem Film von Kevin SmithDante arbeitet im Quick-Stop, einer Art Supermarkt, und Randal in der Videothek direkt nebenan. Sie sind „Clerks“ – Ladenhüter. Um sich ihre langweilige Beschäftigung zu vertreiben, philosophieren sie über die Welt im Allgemeinen und Speziellen, die Beziehungskisten von Dante und seine Unentschlossenheit.

Bewegung kommt in den langweiligen Montag, als Dante herausfindet, dass seine Freundin Veronica schon mit 37 Männern Oralsex hatte. Oder 38, wenn man Dante mitzählt. Dann erfährt Dante aus der Zeitung, dass seine Ex-Freundin Caitlin Bree, in die Dante aber immer noch ein bisschen verschossen ist, auch noch heiraten will und schon ist es um die Tristesse des Arbeitstages geschehen.

Sören Ergang als Dante und Ronny Winter als Randal spielen die Charaktere authentisch, selbst vulgäre Passagen wirken nicht gekünstelt und kommen ohne Fremdschämen aus. In einer Szene galoppiert ein Marlboro-Cowboy auf einem Glimmstengel in Zeitlupe über die Bühne. Und obwohl er dazu in einem Leopardenanzug gekleidet ist, kann er den Zuschauer nur marginal verwirren, vielmehr passt es zum restlichen „trashigen“ Auftreten des Stücks.

Auch für Zuschauer, die sich nicht einer zu ausgeprägten Sozialkritik unterwerfen wollen, ist „Clerks“ geeignet: Als einzige politische Aussage des Stücks fällt „Rauchen ist der neue Holocaust!“ – ausgeschrien von einem militanten Nichtraucher, der nebenberuflich möglichst viele Raucher vom Glimmstengel weg und hin zum Kaugummi bringen will. Ob er dafür wohl Prozente bekommt?

Einen Film im Theater nachspielen?

Dante und R philosophieren über die Welt.

Dante und Randal philosophieren über die Welt.

Der Film „Clerks – die Ladenhüter“ erschien 1994 als Erstlingswerk des damals 24-jährigen Regisseurs Kevin Smith. Besonders beeindruckt hier, dass der Film so gut in die Form des Theaters gebracht wurde: Wenn man bei manch anderem Werk einfach merkt, dass es als Buch eine ganz andere Dimension hat, oder dass ein Film von seinen Spezialeffekten lebt, so ist die Transformation ins Theaterstück bei dieser Geschichte vielmehr eine logische Konsequenz. Spitze, schnelle Dialoge, die sitzen; eine begrenzte Kulisse – genau richtig für das Theater. Auch das Bühnenbild passt gut zum Stück: Die an überdimensionierte IKEA-Regale erinnernde Häuserfront bietet ein großartiges Umfeld für die improvisiert erscheinenden Intermezzi à la „Moorhühner erschießen“.

Schauspieler Lutz Jesse schlüpft an diesem Abend gleich in vier Rollen: er ist moralpredigenschwingender Öko-Aktivist, Fitness-Trainer, Zeitlupen-Marlboroman und vorpommerscher Polizist. Obwohl man ihn in seinen verschiedenen Kostümen natürlich erkannt hat, war seine Wandelbarkeit und die Unterschiedlichkeit der Charaktere beeindruckend. Konnte man ihm einmal das Ziel der Raucherentwöhnung problemlos abnehmen, wirkte er in seiner Rolle als desinteressierter Polizist mit starkem plattdeutschem Akzent wunderbar als Persiflage auf die vorpommersche Mentalität.

Der Rubenowsaal bringt für diese Art von Aufführung genau das richtige Ambiente mit: die engen Zuschauerreihen vermitteln eine große Nähe zu den Schauspielern, und auch der Übergang zwischen Bühne und Zuschauerreihen ist fließend: Fast alle werden in die Handlung mit einbezogen, eine Schauspielerin versteckt sich sogar unter den Zuschauern!

Alles in allem lässt sich sagen, dass „Clerks – die Ladenhüter“ ein gelungenes Theaterstück mit vielen witzigen und komischen Momenten ist, ein Besuch lohnt sich! Ob ich meine 12-jährige Schwester jedoch mitnehmen würde, ist eher fraglich.

„Clerks – die Ladenhüter“ läuft außerdem noch an den folgenden Terminen im Theater Vorpommern im Greifswalder Rubenowsaal, jeweils um 20 Uhr: 

Donnerstag 23.01., Freitag 24. 01.,  Sonntag 26.01., Dienstag 28.01.

Mittwoch 09.04., 23.04., 21.05., Dienstag 27.05.

Fotos: Theater Vorpommern, ohne CC-Lizenz