Gremienwahlen2014_Podium02-Simon VoigtBei der gestrigen Podiumsdiskussion hatten einige der Kandidaten für das Studierendenparlament (StuPa) die Möglichkeit, sich den Fragen der Moderation und des Publikums zu stellen. Auffallend war hierbei, dass alle zwölf anwesenden Bewerber dem männlichen Geschlecht zugehörig waren. Die Moderation aber, bestehend aus Nele Reidenbach und Sophie-Johanna Stoof, war durch und durch weiblich.

Los ging es mit der Frage, welchen Kandidaten man auf keinen Fall wählen sollte. Martin Grimm machte dabei auf einen Genossen namens Vincent Roth vom SDS aufmerksam, der sich aus Versehen für das StuPa eingetragen hat und sein Mandat bei seiner eventuellen Wahl wohl nicht annehmen werde.

Wesentlich mehr Gesprächsstoff bot eine Frage zum Thema Rechtsradikalismus an der Universität, jedoch gab es keine Meinungsverschiedenheiten. Alle nahmen dies als ein ernstes Problem war, das es zu bekämpfen gelte. Bennedikt Eisele bemängelte, dass man fehlende Verantwortung an die möglicherweise nächste Generation von Nazionalsozialisten zeige. “Man muss den perspektivlosen jungen Leuten geeignete Vorbilder zur Verfügung stellen“, dabei meinte er Studenten, die sich mehr im gesellschaftlichen Leben der Stadt einbringen müssten. Juso-Mitglied Johannes Barsch meinte, dass der Alltagsrassismus ein viel ernsteres Problem darstelle, da dieser zunehmend in der Mitte der Gesellschaft zu beobachten sei.

Milos Rodatos will womöglich kein drittes Mal StuPa-Präsident werden

Björn Wieland (DIE PARTEI) verprach, jeden Teil des Parteiprogrammes im StuPa einbringen zu wollen. Dazu gehören beispielsweise eine Barbeque-Mensa, eine Spielstraße vor dem Audimax und eine Schwebebahn über die Europakreuzung, die, falls es nicht klappen sollte, durch eine U-Bahn ersetzt werden könnte. Die Pläne dafür hätte man ja schon.

Der derzeitige StuPa-Präsident Milos Rodatos wurde gefragt, ob er sich in der kommenden Legislatur nochmals zur Wahl des Präsidenten aufstellen würde. Dieser erteilte einer erneuten Präsidentschaftkandidatur eine Absage: “Die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber man sollte sich auch für neue Dinge freimachen“. Die Frage, ob dies ein klares Nein gewesen sei, ließ er unkommentiert.

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Von links nach rechts: Philipp Schulz, Tillmann Paul Kraft, Björn Wieland, Milos Rodatos, Jonathan Dehn, Johannes Barsch, Timo Neder, Benjamin Schwarz, Martin Grimm, Benedikt Eisele und Matias Maciej Bluhm

Gegensätzliche Positionen gab es zu einer Forderung von Benedikt Eisele, der sich eine Zurückbesinnung des derzeitigen AStA zu einem Service-AStA wünscht. Denn laut ihm wäre dieser zu politisiert und würde sich dadurch nicht mehr um die Belange der Studenten kümmern können. Auch habe er keine Lust auf einen AStA, wo jeder seine politische Meinung kundgeben müsse. Laut ihm könne man den AStA auch effizienter gestalten, in dem man Referate zusammenlegt. Benjamin Schwarz, aktuell AStA-Referent für Hochschulpolitik und StuPa-Kandidat stimmte Eiseles Forderung nicht zu. „Mit weniger Referenten würde es nicht gehen. Wir arbeiten schon an unseren Leistungsgrenzen“. Für Milos sei ein Sevice-AStA, der sich von jedweder Verantwortung entzieht „kein Ideal, das man anstreben soll.“

Auch über das Hochschuldefizit wurde gesprochen. Martin Grimm appellierte, dass sich weder die Studenten der unterschiedlichen Fakultäten noch die Universitäten bekriegen sollten: „Wir stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Wir sollten bei der Sache solidarisch bleiben.“

Die mangelnde demokratische Legimitation der StuPa-Wahl bei nur 30 Kandidaten erkannten alle an. Milos und Johannes meinten, dass eine Politisierung der Studierendenschaft nur zu erreichen sei, wenn die Studenten erkennen würden, dass sie mit ihrem Engagemant was bewirken könnten. Jedoch sollte man nicht erwarten, dass dies schnell gelöst werde.“Es ist kein Problem, das man durch einen Beschluss lösen kann, sondern ein langwieriger Prozess“, sagte beispielsweise Philipp Schulz von der PARTEI-Hochschulgruppe.

Kommentar

Es war schön zu sehen, dass diese hochschulpolitische Veranstaltung nicht vom Defätismus rund um das Haushaltsdefizit bestimmt wurde. Dies lag auch an der Moderation von Nele und Sophie, die es mit einer gekonnten humoristischen Art und Weise schafften, Stimmung in den Saal zu bringen und die Podiumsdiskussion nicht in trockener Ernsthaftigkeit versauern zu lassen. Doch sei zu beachten, dass mit Sophie ein Mitglied der PARTEI-Hochschulgruppe die Diskussionsrunde mitgeleitet hat. Der AStA hat es wohl versäumt zu überprüfen, ob die Moderatorin einer Hochschulgruppe zugehörig ist. Nichtsdestotrotz hat sich dieser Umstand in keinster Weise negativ auf den Abend ausgewirkt. Von einer eventuellen politischen Befangenheit schien Sophie nicht betroffen zu sein.

Von 30 StuPa-Kandidaten sind nur fünf weiblich. Am gestrigen Abend war keine von ihnen vertreten. Die Parteien haben die Gelegenheit verpasst, zu zeigen, dass man nicht nur auf „Salami“ setze. Vielleicht aber hatten die Frauen an dem Abend einfach keine Zeit.

Ein Großteil der zwölf Anwesenden hat nicht viel geredet. Es ist nicht gerade von Vorteil, bei einer Veranstaltung, wo es darum geht sich möglichst gut zu präsentieren, stumm zu bleiben. Dafür hatten Johannes Barsch und besonders Benedikt Eisele lange Rednerbeiträge zu verbuchen. Ob diese nun die Nachfolge der Langzeitredner Erik von Malottki, Alexander Wilhelm Schmidt und Christoph Böhm antreten werden, bleibt aber abzuwarten.

Die Überraschung des Abends war wohl ohne Zweifeln der für Die PARTEI kandidierende Philipp Schulz. Anders als seine anwesenden Parteifreunde ließ er bei den ernsten Themen die Satire mal weg und antwortete kurz und bündig auf die Fragen. Er hatte es geschafft, den gekonnten Grad zwischen Satire und Ernst zu wahren und dabei sympathisch zu wirken. “Durch diese Art von Populismus konnten wir die Arndt-Debatte wieder aufflammen lassen“, sagte Schulz zur Forderung einer Toni-Kroos-Universität aus dem Wahlprogramm. Das stimmt. Solche Beispiele zeigen, dass Die PARTEI in der kommenden Legislaturperiode im StuPa auf jeden Fall eine Bereicherung für die Studierendenschaft sein wird. Sofern sie sofort ins Studierendenparlament einzieht.

Fotos: Simon Voigt