Fragt man einen Greifswalder Studenten, was er von dem Fußball in dieser Stadt hält, sieht man sich nur allzu oft fragenden Blicken ausgesetzt. Schon bei der Nennung der beiden großen Vereine scheitert es nicht selten. Um diesen Missstand zu beheben, könnt ihr euch in den kommenden Wochen auf dem webMoritz in der Reihe „Aus den Unterklassen – Fußball in der Universitätsstadt“ über eben diese beiden großen Vereinen – den Greifswalder SV 04 und den FC Pommern Greifswald – informieren.
Der Fußball in der Hansestadt ist schon lange von finanziellen Problemen geprägt. Nicht ganz so dramatisch wie in Spanien oder Italien, aber dennoch gravierend genug, um das Fortbestehen der Fußballkultur in Frage zu stellen. So wundert es nicht, dass 2004 sämtliche finanzielle Ressourcen des damaligen Vereins Greifswalder SC ausgeschöpft waren. Ein radikaler Einschnitt war gefragt, welcher mit der Fusion der Vereine ESV Turbine Greifswald, dem besonders in der Nachwuchsarbeit erfolgreichen Club Grün-Schwarz Greifswald und dem Greifswalder SC erfolgte.
Am 1. Januar 2004 war der neue Großverein Greifswalder SV 04 gegründet. Mit diesem Schritt sollten alle finanziellen Engpässe aus der Welt geschafft werden. Immerhin konnten sich die Spieler der „Goldenen Generation“ für sechs Jahre auf den Fußball konzentrieren und so auch den größten Erfolg der Vereinsgeschichte – der Aufstieg in die Oberliga – erreichen. Doch auch dieser Erfolg sollte nur von kurzer Dauer sein. Bald folgte wieder der Abstieg und damit ging auch der sportliche Niedergang einher. Das Finanzkonstrukt begann von neuem an zu wackeln und stand 2010 kurz vor dem Kollaps. Erneut wurde eine Fusion vorgeschlagen, von der fast sämtliche kleine Vereine betroffen waren, darunter auch die Fußballabteilung des Hochschulsportes. Nachdem mehrere Verhandlungen ohne einen Entschluss ausgingen, wurde immer deutlicher, dass der GSV dieses Mal nicht fusionieren würde.
Zwei Vereine für die Kleinstadt
Die Sponsoren der kleineren Vereine standen nun vor der Frage, wie sie ihr sportliches Engagement weiterverfolgen könnten. Sie konnten die Vereine weiterhin separat unterstützen, was sowohl sportlich als auch finanziell als wenig lukrativ erschien. Sie konnten den GSV unterstützen, welcher ihnen in den Fusionsgesprächen jedoch vor den Kopf gestoßen hatte, oder sie konnten ein unmöglich scheinendes Projekt wagen: einen neuen Verein aufzubauen. Getreu dem Motto „Nichts ist unmöglich“ entschlossen sie sich für letzteres und gründeten so mithilfe einiger sportbegeisterter Greifswalder den FC Pommern Greifswald.
Schnell bekam der neue Verein die Beinamen „Mini-Hoffenheim“ und „Retorten-Verein“. Unter den Bürgern der Stadt entstand der Eindruck, dass alle lokalen Firmen nun diesen Verein unterstützten, dass das Geld in Schubkarren vor die Geschäftsstelle gefahren würde, dass der FC Pommern den GSV ruinieren würde. Wie es dem Verein finanziell wirklich ergeht, könnt ihr im nächsten Teil der Reihe in einem Interview mit Steffen Jaeckel, seines Zeichens Schatzmeister des FC Pommern, erfahren.
Trotz des rasch entstandenen negativen Images konnte man sich schnell sportlich etablieren, belegte in der ersten Saison einen souveränen zehnten Platz und sicherte sich so den gewünschten Klassenerhalt. Ein Jahr später stieg der FC Pommern in die Oberliga Nord auf und überholte so den Stadtrivalen Greifswalder SV um eine Liga.
Der GSV 04 musste derweil die hohen Ansprüche hinter sich lassen, um sich auf die Konsolidierung der Finanzen konzentrieren zu können. Auch so kam es dazu, dass der GSV heute auf einem gesicherten finanziellen Fundament steht, wenn es momentan auch an den sportlichen Highlights fehlt. Nicht zuletzt ist dies dem neugewählten Vorstand um Michael Lüdecke zu verdanken, der ein weiterer Interviewpartner in dieser Reihe sein wird. In der laufenden Saison konnte man immerhin 13 Spiele ohne Niederlage absolvieren, auch wenn viele Unentschieden in dieser Serie zu finden sind. Über den momentanen Platz im Mittelfeld der Tabelle kann man durchaus zufrieden sein.
Demgegenüber sorgt der FC Pommern Greifswald weiterhin für Furore, belegte in der ersten Saison der Oberliga einen gesicherten Platz im Mittelfeld. In der laufenden Saison belegte der Verein durchgängig einen Platz im oberen Tabellendrittel. Das längerfristige Ziel ist, sich zunächst ein sicheres Umfeld zu erarbeiten, um dann den sportlich gesehen nächsten Schritt zu tätigen: der Aufstieg in die Regionalliga. Den Greifswaldern könnte dann wieder höherklassiger Fußball geboten werden.
Man darf also gespannt sein, wie sich der Fußball in der Universitätsstadt weiterentwickelt. Die Expertenmeinungen direkt aus den Vereinsspitzen könnt ihr den kommenden Teilen der Serie „Aus den Unterklassen – Fußball in der Universitätsstadt“ erfahren.
Fotos: Simon Voigt
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"So wundert es nicht, dass 2004 sämtliche finanzielle Ressourcen des damaligen Vereins Greifswalder SC ausgeschöpft waren. Ein radikaler Einschnitt war gefragt, welcher mit der Fusion der Vereine ESV Turbine Greifswald, dem besonders in der Nachwuchsarbeit erfolgreichen Club Grün-Schwarz Greifswald und dem Greifswalder SC erfolgte."
1. Der Greifswalder SC ging nicht 2004 pleite
2. Der Greifswalder SC fusionierte nie mit einem der oben genannten Vereine. Der Greifswalder SC wurde aufgelöst und aus dem Vereinsregister gestrichen.
Bitte besser recherchieren!