Bis zu 2.100 neue Studierenden, die der AStA erwartet, suchen nach dem inzwischen kostbarsten Gut der Stadt: Wohnraum. Das Studentenwerk hat alle freien Wohnheimplätze vergeben. Eines steht bereits jetzt fest: Es kann nicht ansatzweise so viele Wohnheimplätze zur Verfügung stellen, wie es notwendig wäre. „Zum Wintersemester 2013/14 haben sich circa 1.300 Bewerber bei uns registrieren lassen. Dem stehen zirka 220 freie Plätze gegenüber“, erzählt Claudia Klasen, Abteilungsleiterin für Studentisches Wohnen im Studentenwerk. Davon werden 80 Wohnheimplätze für ausländische Studierende, die über ein Studienprogramm in Greifswald lernen, zur Verfügung gestellt.
Bewerbungen, die im August eingereicht wurden, konnten nicht mehr berücksichtigt werden. Sie müssen sich nach Wohnungen privater Anbieter umsehen, die in den vergangenen Jahren auf den Wohnungsmarkt drängten, dessen Mieten, je nach Lage, auf bis zu bis zu 20 Euro pro Quadratmeter hoch klettern können.
Wohnheim Makarenkostraße 47 auf dem Prüfstand
Zwar unternimmt das Studentenwerk Greifswald seit mehreren Jahren Anstrengungen, recht schnell neue Wohnheime zu errichten. Dennoch kommt das Wohnungsbauprogramm des Studentenwerks nur langsam voran. „Das zentrale Problem ist, dass es keine Wohnraumförderung vom Land mehr gibt“ weiß Erik von Malottki, Vorsitzender des Verwaltungsrates des Studentenwerks. Aus diesem Grund scheiterte auch eine Übernahme des Hauses in der Wollweber-Straße 4, zumal die Finanzierung des geplanten Studentenwohnheimes in der Bachstraße 27 sowie die Sanierung des Gebäudes in der Makarenkostraße 47 noch vollkommen ungeklärt ist. Seit etwa einem Jahr verhandelt das Studentenwerk nun mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern um eine finanzielle Unterstützung für die Sanierung. Bleiben Zuschüsse von Seiten der Landesregierung aus, besteht die Gefahr, dass das Studentenwerk das Wohnheim Makarenkostraße 47 abgeben müsse, schließlich sei nicht klar, wie das Gebäude bei weiterhin ausbleibender Sanierung „den Studierenden weiter zugemutet werden kann“.
Von der Grünen-Fraktion des Landtages Mecklenburg-Vorpommern kommen ebenfalls besorgniserregende Signale. Sollte die Wohnraumförderung von Seiten des Landes weiterhin ausbleiben, drohe alleine für Greifswald der Wegfall von 20 Prozent aller vom Studentenwerk betreuten Wohnheimplätze. „Das Land muss daher den Bau und die Sanierung von Wohnheimplätzen im Land wieder fördern. Die letzte Förderung liegt immerhin schon über 10 Jahre zurück“, fordert Johannes Saalfeld, hochschulpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Mecklenburg-Vorpommerschen Landtag. Sein Vorschlag zielt auf den Bau und die Instandsetzung von insgesamt 500 Wohnheimplätzen, die das Land mit insgesamt 7 Millionen Euro fördern solle.
Deutsches Studentenwerk fordert 25.000 neue Wohnheimplätze
Auch der Bundestagsabgeordnete Eckhard Rehberg (CDU) fordert das Land Mecklenburg-Vorpommern auf, den Wohnheimbau durch Zuweisungen aus Bundesmitteln finanziell zu unterstützen. Demnach bekomme das Land nach dem Entflechtungsgesetz insgesamt jährlich 81 Millionen Euro vom Bund, wovon 21,3 Millionen Euro für die Soziale Wohnraumförderung vorgesehen sind. „Allerdings erwarte ich von der Schweriner Landesregierung, dass sie ihre Bereitschaft erklärt, die Entflechtungsmittel auch zukünftig für die genannten Aufgabenbereiche einzusetzen“, mahnt Rehberg in Richtung Schwerin in einer Pressemitteilung. Vor diesem Hintergrund betont das Mitglied des Haushaltsausschusses des Bundestages: „Andere Länder haben diesen Schritt bereits vollzogen. Schwerin wäre gut beraten, diesen Weg ebenfalls einzuschlagen. Dies gilt insbesondere für die soziale Wohnraumförderung, angesichts des angespannten Wohnungsmarktes an den Hochschulstandorten des Landes und der großen Herausforderungen beim Thema altersgerechter Wohnungen.“
Das Deutsche Studentenwerk (DSW), Dachverband der Studentenwerke, fordert derweil, dass bis 2015 bundesweit 25.000 neue, preisgünstige Wohnheimplätze entstehen sollen. Die Finanzierung solle demnach über ein Bund-Länder-Programm erfolgen, wie es bereits in den 1970er und 1990er Jahren der Fall gewesen sei. Schließlich sei die Zahl der Studierenden in den vergangenen Jahren um insgesamt 25 Prozent gestiegen, die Zahl der Wohnheimplätze jedoch nur um insgesamt drei Prozent. „Weil die Zahl der Studierenden bis nach dem Jahr 2020 auf hohem Niveau bleiben und der Druck auf die Wohnungsmärkte in vielen Hochschulstädten noch weiter ansteigen wird, müssen Bund und Länder rasch handeln und bis 2015 ein gemeinsames Förderprogramm auflegen“, erklärt Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des DSW.
Brodkorb bietet Unterstützung an
Unterdessen scheint man im Kampf um die Wohnheimförderung durch das Land einen Schritt weiter gekommen zu sein. „Endlich bewegt sich mal was“, hebt von Malottki hervor. Auch Dr. Cornelia Wolf-Körnert, Geschäftsführerin des Greifswalder Studentenwerks gibt sich zuversichtlich: „Wir sind dran, der Durchbruch ist aber noch nicht geschafft.“ Noch in dieser Woche wird der Wirtschaftsausschuss tagen, bei dem das Thema Wohnheimförderung auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Überdies wurde der webMoritz über eine Aussage des Bildungsministers Mathias Brodkorb (SPD) in einer Korrespondenz von Meyer auf der Heyde von Mitte September informiert, wonach Brodkorb dem Studentenwerk mitteilt, in künftigen und konstruktiven Gesprächen die Hinweise des DSW-Generalsekretärs zu berücksichtigen.
Zudem teilt die Wolf-Körnert mit, dass sie sich diesbezüglich am 15. Oktober mit dem Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) treffe. „Der Haushalt ist noch nicht durch, deshalb ist da noch alles offen“, zeigt sie sich optimistisch.
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Hinweis für Erstsemesterstudierende:
Wer bis jetzt immer noch kein Dach über den Kopf hat, sollte sich am 7. Oktober 2013, zwischen 10 und 13 Uhr im AStA-Büro einfinden, um über die „Notfall-Wohnraumbörse“ noch in letzter Minute eine Bleibe zu finden.
Fotos: ManischDepressiv/ jugendfotos.de (CC-Lizenz), Henning Hurtz/ webMoritz-Archiv (Wollweber 4), David Vössing/ webMoritz-Archiv (Makarenkostraße 47).
"Bleiben Zuschüsse von Seiten der Landesregierung aus, besteht die Gefahr, dass das Studentenwerk das Wohnheim Makarenkostraße 47 abgeben müsse, schließlich sei nicht klar, wie das Gebäude bei weiterhin ausbleibender Sanierung “den Studierenden weiter zugemutet werden kann”."
Verzeihung, aber was soll das denn? =/
Ich hoffe, dass es sich hierbei nur um Polemik handelt, um auf Landesebene Druck für die Bewilligung neuer Gelder zu machen! Ansonsten klingt das für mich nämlich wie ein vorgeschobener Grund, um sich aus der Verantwortung zu stehlen und einem heuschreckenkapitalistischen Finanzinvestor Tür und Tor zu öffnen.
"[…]nicht klar, wie das Gebäude bei weiterhin ausbleibender Sanierung “den Studierenden weiter zugemutet werden kann”"
Also, wirklich! Ich muss doch bitten. Wer solche Zukunftsaussichten liest ohne das Wohnheim in der Makarenkostraße 47 zu kennen, muss sich ja ganz unweigerlich auch vom aktuellen Zustand schreckliche Bilder ausmalen! 😀
Ich kann euch allerdings versichern, dass das nicht nur dramatisiert, sondern schlichtweg falsch ist. Ich wohne nun seit einem Jahr glücklich und zufrieden in der Makarenkostraße 47 und verschwende nicht mal einen einzigen Gedanken daran umzuziehen.
Ich finde nicht mal, dass hier großartig saniert werden müsste. 😮
Mit Verlaub: Das gigantomanische Ansinnen eines Abrisses und Neubaus kann meiner Meinung nach eigentlich nur aus dem Hirn einer Person entspringen, die vom eigenen (höheren) Lebensstandard geblendet ist und/oder auf Teufel komm raus ein Prestigeprojekt sucht.
Lasst uns ach so arme Studenten und Studentinnen doch einfach hier in etwas bescheideneren Verhältnissen leben! Ich für meinen Teil tu das, wie gesagt, sogar ziemlich gerne. 😉
Ein Neubau oder eine umfassende Modernisierung würde doch zwangsläufig zu höheren Mietkosten führen und damit die letzte Alternative für Studenten und Studentinnen mit nicht ganz so dickem Geldbeutel ausradieren. Das kann nicht der (sozial) richtige Weg sein.
Habe die Ehre
Ich hab selbst in der Makarenkostraße 47c gewohnt. In meinem Zimmer war links ein großer Riss in der Wand, er ging komplett von oben nach unten, und rechts ein großer Riss durch die Wand, auch er ging komplett von oben nach unten. Zahlreiche Hauseingänge hatten ein Kakerlaken-Problem und in meinem Hauseingang ist damals eine Ratte ganz emsig vor mir in Richtung Lagerraum geflohen. Die Sanitäranlagen sind inzwischen auch reichlich älter als zehn Jahre und bei 11 Menschen in einer WG kommt da schon einiges an Verschleiß zusammen. Insofern kann man da schon sagen, dass das Wohnheim zunehmend "unzumutbar" werde.
Die Küchen wurden in den vergangenen Jahren inzwischen komplett erneuert, wobei eine Fassadensanierung auch notwendig wäre, um die Energiekosten im Wahrsten Sinne des Wortes eindämmen zu können. Das Problem ist ja, dass durch die fehlende Wärmedämmung die Energiekosten gerade im Wohnheim Makarenkostraße in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind, allerdings nicht auf die dortigen Mieter umgelegt werden können, weil die Mieten dann für den dort gebotenen Wohnstandard schlicht zu hoch gewesen wären. Die Sanierung zielt ja darauf ab, die Mieten in einem angemessenen Rahmen zu halten. Und an dieser Platte wurde seit ihrer Errichtung Ende der 70er Jahre an der Fassade nichts mehr gemacht. Und nach fast 30 Jahren braucht gerade ein Plattenbau in jedem Fall mal eine Renovierung.
Letztendlich ist der Zustand der Zimmer und Wohneinheiten in der Makarenkostraße sehr unterschiedlich. Mag sein, dass bei Dir keine Probleme sind, in anderen Einheiten gibt es dafür eine ganze Reihe derselben. Da ich in meinem Zimmer damals alles von meinen Nachbarn hören konnte, weil bei mir ja Risse in der Wand waren, damals die Küche in meiner 11er WG nicht erneuert worden war und ich besagte Begegnung mit der Ratte hatte, wollte ich zumindest so schnell wie möglich raus. Abgesehen davon, dass die Küche für die Größe der WG viel zu klein ist; v.a. der Kühlschrank; es passt da nicht alles rein, weshalb ja viele nen eigenen Kühlschrank in ihr Zimmer stellen, was beispielsweise auch die Energiekosten ordentlich nach oben treibt.
"Ein Neubau oder eine umfassende Modernisierung würde doch zwangsläufig zu höheren Mietkosten führen und damit die letzte Alternative für Studenten und Studentinnen mit nicht ganz so dickem Geldbeutel ausradieren. Das kann nicht der (sozial) richtige Weg sein."
Das Problem ist nur: Früher oder später wird modernisiert werden müssen, weil ein Haus nun mal immer Verschleißerscheinungen aufweist. Logisch, es wird ja auch genutzt. Je länger ich eine Sanierung hinauszögere, desto teurer wird sie, wenn eine Modernisierung endgültig unausweichlich sein wird. Dann würden die Mieten erst Recht steigen. Also besser jetzt modernisieren, als es um weitere zehn Jahre hinauszuzögern.
"Bleiben Zuschüsse von Seiten der Landesregierung aus, besteht die Gefahr, dass das Studentenwerk das Wohnheim Makarenkostraße 47 abgeben müsse…" – der Rest der Aussage ist vielleicht auch ein bisschen unglücklich formuliert. Doch letztendlich heißt das: Das Wohnheim wird für das Studentenwerk zunehmend unwirtschaftlicher, gerade weil die Energiekosten explodiert sind und weiter steigen werden, weil es eben an allen Ecken und Enden im Wohnheim zieht, die Küchen nicht mit der WG-Größe kompatibel sind, weshalb pro Wohneinheit vermutlich am Ende mehr Kühlschränke stehen, als eigentlich notwendig wäre etc.. Hierzu gab es einmal vor ein paar Jahren eine Analyse des Studentenwerks. Die steigenden Energiekosten in der Makarankostraße wurden damals nicht nur komplett auf das Wohnheim, sondern auch auf andere Wohnheime mit in den Mieten umgelegt, um die Mieten in der Makarenko nicht zu stark ansteigen zu lassen.