BeitzAls Vorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung war Bethold Beitz einer der wichtigsten Förderer der Universität und der Stadt Greifswald. Gestern starb er im Alter von 99 Jahren auf Sylt.

„Ich kannte ihn als stets lebensfrohen und engagierten Menschen. Er war das Sinnbild für menschliche Größe, er wird uns fehlen“ äußert sich Oberbürgermeister Arthur König zutiefst betroffen. In einer Pressemitteilung betonen er und Bürgerschaftspräsident Egbert Liskow (beide CDU), dass die Stadt ihm für seine Verdienste „nicht genug danken“ könne. Als großer Förderer habe er die Entwicklung der Stadt und der Universität maßgeblich mitgestaltet. Beispielsweise die Ansiedlung des Alfried Krupp Wissenschaftskolleg oder die Sanierung des Audimax sei nur dank seines Engagements als Kurator der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung möglich geworden. Für den Umbau des Campus Loefflerstraße wurde bereits Geld zugesagt.

Prof. Berthold Beitz und der ehemalige Rektor Prof. Rainer Westermann

Prof. Berthold Beitz und der ehemalige Rektor Prof. Rainer Westermann bei der feierlichen Audimax-Neueröffnung 2008.

Reimer Lüst, der stellvertretenden Vorsitzende des Kuratoriums meint, das Beitz die Stiftung „nicht nur geführt, sondern auch gelebt“ habe. Weiter äußert er sich in einer Mitteilung der Stiftung: „Für alle, die ihn kannten, ist dies ein unersetzlicher Verlust. Kuratorium, Vorstand und Mitarbeiter der Stiftung verneigen sich in Hochachtung und Dankbarkeit vor einer großen Persönlichkeit und sprechen der Familie ihr tiefempfundenes Mitgefühl aus.“

Auch Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, zeigt sich betroffen. Beitz‘ Handeln sei „stark von christlichen Werten bestimmt“ gewesen. „Der Glaube an Gott als Schöpfer und als Garant von Moralität hatte bei ihm etwas Selbstverständliches, ohne dass er es ausdrücklich thematisiert hätte.“ Abromeit hebt zudem Beitz‘ Unterstützung der Kirche in Vorpommern hervor. So habe er jedes Jahr die Bachwoche gefördert und bereits vor der Wende die Sanierung des Doms St. Nikolai unterstützt.

1913 kam Berthold Beitz im vorpommerschen Dorf Zemmin zur Welt. Seine Eltern zogen mit ihm 1925 nach Greifswald, wo er neun Jahre später sein Abitur ablegte und anschließend in Stralsund eine Lehre zum Bankkaufmann antrat. „Greifswald ist die Stadt meiner Kindheit, meiner Jugend, so wie Mecklenburg-Vorpommern die Heimat meiner Vorfahren ist. […] Schon wegen dieses familiären Hintergrundes ist die Erinnerung an Greifswald für mich mein ganzes Leben hindurch lebendig geblieben“ soll er laut Stadt bei der feierlichen Eröffnung des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs gesagt haben.

Beitz leitete Krupp-Stiftung bis zu seinem Tod

In den 50er-Jahren kam er nach Essen und wurde persönlicher Generalbevollmächtigter von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, der letzte persönliche Inhaber des Unternehmes Krupp. Bis zu dessen Tod im Jahre 1967 stand Beitz ihm unterstützend zur Seite. Danach wandelte er das Unternehmen nach Krupps Vorstellungen in eine Kapitalgesellschaft um und überführte dessen privates und industrielles Vermögen in eine gemeinnützige Stiftung, die alleinige Vorsitzende der Gesellschaft wurde. Beitz als Vorsitzender und geschäftsführendes Mitglied des Kuratoriums übte diese Ämter bis zu seinem Tod aus. Seit 1968 sind 625 Millionen Euro für Projekte im In- und Ausland in den laut Satzung vorgegebenen Bereichen Wissenschaft, Forschung und Lehre, Erziehungs- und Bildungswesen, Gesundheitswesen, Sport, Musik und bildende Kunst gestiftet worden.

Tafel im Audimax, die Beitz' Förderung würdigt

Tafel im Audimax, die Beitz‘ Förderung würdigt

Zu den zahlreichen Ehrungen, die Berthold Beitz international erhalten hat, zählen auch die Ehrendoktor- und Ehrensenatorwürde der Universität Greifswald, für die er seit Jahrzehnten als Stifter auftrat. Er ist Ehrenbürger Greifswalds, Namensgeber des „Berthold-Beitz-Platzes“ am neuen Campus und das Land Mecklenburg-Vorpommern würdigte ihn 2012 mit dem Verdienstorden. „Das ist eine traurige Nachricht für uns“ sagte heute Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) zum Tode Beitz‘, der viel für das Land getan habe. „Die Wissenschaft voranzubringen, die Kultur zu bewahren, das war ein Leitmotiv seines Lebens, das sich auch in Greifswald ablesen lässt. Dafür werden wir Prof. Berthold Beitz immer dankbar sein.“

Seit 1939 war Berthold Beitz mit Dr. Else Beitz verheiratet. Er hinterlässt drei Töchter, zahlreiche Enkel und Urenkel.

Bildnachweis: Titel – Berlin Verlag (Cover der Beitz-Biografie von J. Käppner), Tafel – Gabriel Kords (Archiv), Beitz und Westermann – Unipressestelle (Archiv)