Money_streetart-Caterina Policaro_FlickrAls vor zwei Monaten der Diebstahl aus dem AStA-Büro bekannt wurde, konnte die genaue fehlende Summe erst später auf rund 1.300 Euro beziffert werden. Obwohl man im Studierendenparlament sofortige Handlungsbereitschaft signalisierte und ein Ermittlungsverfahren bei der Kriminalpolizei läuft, gibt es bis heute nur wenig neue Erkenntnisse. Aufklären lässt sich der Fall womöglich nie.

Bei den verschwundenen Talern handelte es sich vor allem um Einnahmen zweier Parties der AG Gender Trouble, die eine unüblich lange Zeit im Tresor lagerten. Die ehemalige Finanzreferentin Louise Behrend begründete damals mit „enormer Arbeitsbelastung“, dass das Geld noch nicht wie vorgesehen auf dem entsprechenden Konto lag. Den Schaden glich das StuPa mit Geldern der Studierendenschaft aus. Anzeige wurde erstattet und der Haushaltsausschuss erhielt den Auftrag, die Aufklärung zu unterstützen.

Dieser verglich die Zugriffsdaten des Tresors mit einem Protokoll, welches zur Kontrolle der entnommenen und eingelagerten Posten geführt werden muss. Erst vor zwei Wochen stellte der Ausschuss dem Studierendenparlament seine Ergebnisse in einem Abschlussbericht vor, deren Erstellung sich aufgrund von Problemen mit der Software derart verzögert habe. „Schuld oder mangelnde Verantwortung“ wollen sie darin niemandem vorwerfen und auch im StuPa bestand in dieser Hinsicht Konsens. Die Prüfer listeten diverse Ungereimtheiten auf, die einen fahrlässigen Umgang mit dem Geldschrank nachweisen.

Der Diebstahl wurde laut Behrend am 29. April festgestellt. Sie und die meisten der damals verantwortlichen AStA-Mitglieder traten einen Tag später zurück. Ein Schritt, der seine Begründung jedoch in einem nicht mehr tragbaren Arbeitsklima zwischen StuPa und AStA fand. Auf Nachfrage des webMoritz äußerten drei der damaligen Referenten weder Interesse an einer Stellungnahme zum Bericht noch daran, ihre Namen in diesem Artikel zu lesen. Eine Bitte, der sie bereits vor zwei Wochen mit einer von dieser Redaktion zu unterschreibenden Unterlassungserklärung Nachdruck verliehen. Dessen ungeachtet waren sie bereit, einige Fragen zu beantworteten.

Im Safe lagert das Geld nicht in Bündeln sondern in Kassen. Außerdem befand sich in ihm auch diverse Technik.

Im Safe liegt das Geld nicht in Bündeln sondern in Kassen. Außerdem lagert dort diverse Technik.

Tresor stundenlang unverschlossen

Laut Bericht verblieb der Tresor in der Woche vor dem Diebstahl nach einem Zugriff des Öfteren, teilweise über mehrere Stunden nicht verschlossen und weitere Zugriffe fanden statt, ohne im Protokoll dokumentiert zu sein. Dies sei auf die Programmierung von neuen Zugriffsaccounts zurückzuführen, so die damaligen Referenten. In dieser Zeit hätte sich der Tresor aber unter „ständiger Aufsicht“ mehrerer Referenten befunden. Eine Kontrolle des Protokolls hätte es nur geben, wenn ein Verdacht bestünde, dass Vorgaben missachtet wurden. Da es aber nie einen Anlass gegeben habe, hat bis zum Diebstahl zu keinem Zeitpunkt eine Prüfung stattgefunden.

Am Abend des 30. April öffnete jemand den Tresor ohne ihn danach zu verschließen und am gleichen Tag erfolgte der große Abgang. Die Zurückgetretenen spekulieren heute dazu: „Wahrscheinlich wurde die Tresortür verschlossen, aber der Verriegelungsmechanismus, welcher durch einen Knopfdruck aktiviert werden muss, nicht ausgeführt.“ Genau erinnern können sie sich aber nach eigenen Angaben nicht. An einer anderen Stelle spricht der Bericht von wiederholten Zugriffen nach 0 Uhr und begründet dies mit der „Einlagerung und Entnahme von technischem Gerät“. Dies sei auch heute unumgänglich, meinte die AStA-Vorsitzende Johanna Ehlers, da manche Veranstaltungen erst zu später Stunde zu Ende gingen.

Abschluss des Verfahrens nicht abzusehen

Inzwischen wurde die Zahl der Personen, die einen Schlüssel für das Büro besitzen oder einen Code für den Tresor kennen, reduziert. Weiterhin sollen häufiger Kontrollen durchgeführt werden, langfristig ist die Anschaffung eines zweiten Tresors geplant, wie der heutige Finanzreferent Till Lüers berichtet. Eine Videoüberwachung, wie im StuPa vorgeschlagen, hält er für ungeeignet: „Man sollte Maßnahmen treffen, die einen Diebstahl erschweren – nicht, die einen Diebstahl leichter aufdecken könnten.“ Genügend Abschreckung sei bereits gegeben, da für etwaige kriminelle Veranlagungen Schlüssel und Codes beschafft werden müssten. „Weniger Geld, das schneller kontrolliert werden kann“ und „nur noch für eine begrenzte Anzahl von Personen zugänglich“ ist, nennt er gegenüber dem webMoritz als Ziel für die Zukunft.

Das Verfahren bei der Kriminalpolizei dauert noch an, neue Erkenntnisse gebe es derzeit nicht zu berichten, informiert StuPa-Präsident Milos Rodatos. Wie in Kreisen der studentischen Selbstverwaltung üblich löste sich der eilige Handlungswille schnell in Trägheit auf. Nicht nur, dass sich die Erstellung des Berichts unnötig lange hinzog, obendrein wurden die inzwischen drei Wochen alten Ergebnisse noch nicht bei der Polizei eingereicht. Ein Abschluss des Verfahrens ist somit nicht abzusehen.

Artikelfoto: „Money #streetart“ (in London) von Caterina Policaro via Flickr, CC-BY-NC-SA 2.0; Geldbündel: Christian Wolf / www.jugendfotos.de, CC-BY-NC