Nächste Woche Donnerstag übergibt Rektor Prof. Rainer Westermann sein Amt an seine Nachfolgerin Prof. Hannelore Weber, die am 1. Februar das Ruder offiziell übernimmt. In einem Pressegespräch blickte Westermann positiv auf seine Amtszeit zurück. Weber kündigte an, die Studienbedingungen „weiter zu verbessern“, Masterstudiengänge inhaltlich weiter zu fassen und mehr Studenten in den Nordosten zu locken. Die Universität tue viel für die studentischen Initiativen, sagte Weber und zeigte sich zuversichtlich, dass eine Lösung für den Club9 gefunden werde.
Weber: „An guten Studienbedingungen festhalten“
Im Hinblick auf die Bologna-Reform räumte Weber ein, dass die Umsetzung der Bachelor- und Masterstudiengänge zum Teil zu fundamentalistisch umgegangen worden und die Umstellung der vorherigen Diplom- und Magisterstudiengänge zu rigide gewesen sei. Die habe zu einer völligen Überforderung geführt. „Wir haben aber rechtzeitig Maßnahmen ergriffen“, um die schwierigsten Probleme anzugehen“, sagte Weber. Daher wolle sich auch an den „guten Studienbedingungen“ festhalten, die Westermann zu verdanken seien. In vielen Fächern klappe es, Studenten in den Nordosten zu locken. „In einigen schwächeren Fächern müssen wir das noch erreichen“, so Weber. Mit Blick auf die Masterstudiengänge äußerte sie, dass sie zu spezifisch und inhaltlich zu eng ausgelegt seien. „Der Master soll über einen breiteren inhaltlichen Zuschnitt ausbilden“, sodass die Absolventen bessere Berufschancen auf dem Arbeitsmarkt hätten. Dadurch will sie auch wissenschaftlichen Nachwuchs in Greifswald halten, der zu einer wichtigen Standortfrage werde.
Weber: „Viele studentische Initiativen werden reibungslos unterstützt.“
Im Hinblick auf die studentische Kulturträger „muss ich darauf hinweisen, dass die Universität viel für studentische Initiation tut“, sagte Weber. Das Bild um den Club9 werde dadurch verzerrt. Sie zeigte sich zuversichtlich, eine Lösung für den Club9 zu finden: „Wir prüfen neue Möglichkeiten.“ Sie fügte hinzu, dass viele andere Initiativen reibungslos unterstützt würden. Sie sieht die studentische Kultur auch als einen wesentlichen Bestandteil, warum die Studierenden mit Greifswald zufrieden seien, und dankte im gleichen Atemzug den Studenten, die sich in ihren Initiativen engagieren.
Verdreifachung der Absolventenzahlen unter Westermann
Rektor Rainer Westermann trat sein Amt als Rektor 2002 an. Er fand es „höchst betrüblich“, dass im kleinen und abgelegenen Greifswald damals eine der schwächsten Universitäten in Deutschland gewesen sei, was die Forschung angeht. Heute sei man eher im oberen bis mittleren Bereich zu finden, auch weil man nun vier statt nur einem Sonderforschungsbereich habe. „Außerdem sind die Absolventenzahlen massiv gestiegen“, freute sich Westermann. Heute verließen jährlich 1.500 Studenten die Uni mit Abschluss, 2002 seien es nur 500 gewesen. Gleichzeitig zeigten sich die Studenten in Umfragen sehr zufrieden mit den Studienbedingungen, was sich auch an steigenden Studentenzahlen niederschlage. Zudem habe es Verbesserungen, auch in Zusammenarbeit mit dem AStA gegeben.
Geringe Finanzausstattung durch das Land beklagt
Er beklagte, dass es auch weiterhin einen massiven Investitionsstau gebe. Die Finanzausstattung durch das Land sei unzureichend. So sei die Uni Greifswald auf Platz 73 von 80, wenn man die Landeszuschüsse auf Professuren herunterrechne. Die Uni Rostock stehe hingegen bekomme pro Professur mehr Landesmittel als Greifswald. „Die Lage ist nicht besser geworden“, bedauerte Westermann. Trotzdem blicke er hoffnungsvoll auf den Ausbau des Campus Loefflerstraße. Um den Status Quo zu halten, benötige man etwa zehn Prozent an zusätzlichen Landesmitteln in den nächsten Jahren. Das Land biete aber nur 1,5 Prozent.
Westermann: „Ich habe kein schlechtes Gewissen, die Universität zu übergeben“
„Ich habe kein schlechtes Gewissen, die Universität zu übergeben“, äußerte Westermann abschließend mit Blick auf Hannelore Weber, die dann die erste Rektorin in der 556-jährigen Geschichte der Universität sein wird. Sie meinte aber, dass ihr Geschlecht in ihrer Arbeit eher eine untergeordnete Rolle spielen werde und sie keine besonderen Erwartungen als Frau erfüllen müsse: „Ich spüre aber, dass es Begeisterung für eine Frau an dieser Stelle gibt.“ Weber will weitgehend die Arbeit Westermanns fortsetzen, vor allem was die Forschungsschwerpunkte angehe. „Dort haben wir sehr viel Expertise aufgebaut. Wir müssen aber auch neue Forschungsbereiche identifizieren, beispielsweise in der Landschaftsökologie.
Liveübertragung der Amtsübergabe
Weber verfügt über verschiedene Erfahrungen in wissenschaftlicher Leitung und war bereits im Senat aktiv. Über ihren Führungsstil sagt sie: „Ich bin ein kommunikativer Mensch, muss aber auch Entscheiden treffen und sie durchsetzen.“ Eine Universität zu führen bedeute „viele Aufgaben mit Verhandlungen und eine Fülle von Terminen“. „Ich bin als Lehrling eingeführt worden“, dankte sie Westermann für die Vorbereitungszeit. Westermann ist jetzt noch bis zum 31. Januar im Amt, bevor er das Zepter an Hannelore Weber abgeben muss. Die Investitur (feierliche Amtsübergabe) haben sie heute bereits geprobt. Sie wird am nächsten Donnerstagnachmittag mit 250 geladenen Gästen stattfinden. Es ist eine Liveübertragung im Internet und in den Hörsaal 5 im Audimax geplant.
Donnerstagabend Freibieranstich mit kleinem Kulturmarkt
Abends soll es ab 19 Uhr im Foyer der Mensa am Schießwall Freibier geben. Dort werden dann auch zehn studentische Kulturträger wie GriStuF oder die studentischen Clubs vor Ort sein, wie AStA-Vorsitzender Felix Pawlowski erwähnte. Er bezeichnete es als kleinen Kulturmarkt, ähnlich dem Markt der Möglichkeiten in den Ersti-Wochen, nur in kleinerer Form. Ab 22 Uhr geht es unter dem Motto „Students and Friends“ im Mensaclub weiter.
Fotos: David Vössing