Ein spannender Wahlausgang wurde heute Abend in Wackerow nordwestlich von Greifswald erwartet. In einem Bürgerentscheid votierten 60 Prozent der Einwohner, die an der Wahl teilnahmen, gegen eine Fusion. Das Thema bewegte den Ort mit seinen 1.462 Einwohnern in den letzten Monaten, wie auch die Wahlbeteiligung von etwa 79 Prozent zeigte. Im November sprach sich die Greifswalder Bürgerschaft für eine Fusion aus. Dementsprechend enttäuscht zeigte sich Greifswald Oberbürgermeister Dr. Arthur König (CDU). Neutraler gab sich Wackerows Bürgermeister Manfred Hering (CDU): „Wir müssen mit der Entscheidung leben. So ist Demokratie.“

Nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis stimmten 520 Einwohner gegen eine Fusion mit Greifswald. 356 Bürger waren dafür. 60 Stimmzettel waren fehlerhaft. Das Ergebnis löste bei den Gegnern Erleichterung aus, bei den Fürsprechern herrschte hingegen betretenes Schweigen. Bereits vor der Abstimmung gab es vorallem Skeptiker und wenige Fürsprecher im Ort. „Eine kleine Landgemeinde passt nicht zur großen Stadt“, meinte Gemeindevertreter Harald Hoek. Er sah die Gefahr, dass Wackerow in die Bedeutungslosigkeit versinken würde, wenn die Greifswalder Bürgerschaft mit über Wackerower Belange entscheiden würde. Dann wäre die Gemeindevertretung nur noch eine Ortsteilvertretung, die weniger Einfluss hätte. In der Gemeindevertretung stimmten allerdings vier Vertreter für die Fusion, zwei enthielten sich, einer stimmte dagegen und vier waren nicht anwesend.  „Wir haben beschlossen, dass über das Volk darüber entscheiden soll“, fügte Hering hinzu.

OB König: „Entscheidung bedauere ich sehr“

Es gab aber auch Befürworter. „Die Finanzen im kleinen Raum sind nicht haltbar. Im großen Verbund mit Greifswald wären wir unter Umständen schuldenfrei“, meinte hingegen Wackerows  stellvertretender Bürgermeister Karl-Heinz Tietze. Die Gemeinde Wackerow hat momentan einen Schuldenberg von zwei Millionen Euro und hat damit pro Einwohner mehr Schulden als Greifswald. Die Bürgerschaft stimmte bereits im November 2012 einstimmig für eine Fusion mit Wackerow. Greifswalds Oberbürgermeister Dr. Arthur König (CDU) war vor der Stimmauszählung am Sonntagabend in Wackerow noch optimistisch, bei ihm zeigte sich dann aber auch etwas Skepsis und zeigte sich über das Ergebnis am Ende der Auszählung enttäuscht: „Das bedauere ich sehr. Wir haben ein gutes Angebot gemacht und es wäre für alle von Vorteil gewesen, wenn Wackerow und Greifswald mit Kraft und großem Gewicht hier in der Region hätten wirken können. So bleibt uns nur die Hoffnung, dass es zu einem späteren Zeitpunkt doch noch mit der Fusion klappt.“

Blick von der Aussichtsplattform (auf 60 m Höhe) des Turms des Greifswalder Doms St. Nikolai nach Westnordwesten. Im Hintergrund ist die Gemeinde Wackerow zu sehen, davor die Bahnbrücke über den Ryckgraben. Die Straßenzeile im Vordergrund ist die Lange Straße.

Blick von der Aussichtsplattform (auf 60 m Höhe) des Turms des Greifswalder Doms St. Nikolai nach Westnordwesten. Im Hintergrund ist die Gemeinde Wackerow zu sehen, davor die Bahnbrücke über den Ryckgraben. Die Straßenzeile im Vordergrund ist die Lange Straße.

In den nächsten zwei Jahren darf der Bürgerscheid zu diesem Thema allerdings nicht wiederholt werden. Wackerow, das nordwestlich von Greifswald am Ryck liegt, gehört zum Amt Landhagen. In diesem Bereich mit etwa 10.000 Einwohnern sind zehn Gemeinden zusammengeschlossen, unter anderem auch Neuenkirchen, wo die Verwaltung sitzt. Das Amt Landhagen umgibt Greifswald in nördlicher, westlicher und südlicher Richtung.

Foto: David Vössing (Artikelbild), C. Löser (Wackerow) via Wiki-Commons CC-BY