Am Montag wurde die bereits dritte Auflage der Schul-DVD vom NDR im Konferenzsaal der Universität Greifswald vorgestellt. Die elf Filme befassen sich mit den Bürgern in Mecklenburg-Vorpommern und ihrem Umgang mit dem Wechsel zwischen DDR und BRD. Sie zeigen Gewinner und Verlierer und sollen Schülern diese Zeit näher bringen.

Seit mittlerweile 14 Jahren läuft das Format Zeitreisen im Nordmagazin des NDR. Ende 2012 werden stolze 685 Folgen zu Buche stehen. Seit einigen Jahren gibt es auch die Schul-DVDs, mit denen Schüler an die geschichtlichen Ereignisse herangeführt werden sollen. Zu bestimmten Oberthemen werden einzelne Schicksale vorgestellt, anhand derer die Schüler lernen sollen, bestimmte Prozesse zu verstehen.

Zusammen mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Greifswalder Produktionsfirma Hoferichter & Jacobs hat das Landesfunkhaus Mecklenburg-Vorpommern eine DVD vorgestellt, die sich mit der Thematik des Transformationsprozesses beschäftigt. Eine Phase, in der sich mit dem Wandel von der Diktatur in der DDR zur freiheitlich demokratischen Bundesrepublik für die Bürger in Mecklenburg-Vorpommern einiges verändert hat. In dieser Zeit gab es Gewinner und Verlierer.

Das Podium bei der Präsentation der Schul-DVD. Professor Thomas Stamm-Kuhlmann, Martin Nitsche, Sabine Roß, Olaf Jacobs und Joachim Böskens (v.l.).

Joachim Böskens, Chefredakteur im Landesfunkhaus beim NDR, betonte, dass sie in den Filmen Lebensleistungen, die es wert sind, gezeigt zu werden, abbilden wollten. „Die Zeitgeschichte ist bei uns Tagesgeschäft“, von daher liegen diese Themen am Herzen, betonte Böskens. Sabine Roß von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur freut sich, dass das Projekt Zeitreisen jungen Leuten Geschichte näher bringt. Für die Bürger in der DDR sei der Wandel keine einfache Zeit gewesen. „Sie wurden von heute auf morgen in die Freiheit geworfen“, beschreibt Roß die Wendezeit. Die Einzelschicksale würden genau das darstellen und zeigen, wie unterschiedlich der Transformationsprozess für die einzelnen Bürger ablief.

Bei der Vorstellung waren auch die Historiker der Universität Professor Thomas Stamm-Kuhlmann und Martin Nitsche anwesend. Stamm-Kuhlmann lobte, dass der NDR dazu beitragen würde, ein Geschichtsbewusstsein zu entwickeln. Durch das Fernsehen gäbe es eine Pluralisierung des Geschichtsbewusstseins – unter anderem durch die Interviews mit Zeitzeugen. „Ich wünsche dem Projekt ein breites Echo“, schloss Stamm-Kuhlmann seine Einleitung.

Nitsche, der in der Didaktik unter anderem für die Lehrerausbildung zuständig ist, findet, dass Schüler lernen müssen, reflektiert zu denken. Ein wenig fehle ihm aber Hintergrundwissen auf der DVD für den Einsatz in den Schulen. Dieses Wissen soll unter anderem das beiliegende Buch liefern. Nitsche bedauert aber etwas, dass es in diesem nur eine Übersicht über die Transformationsphase und keinen Hintergrund über die einzelnen Geschichten gebe.

Olaf Jacobs und Joachim Böskens haben gemeinsam die Schul-DVD herausgegeben.

Olaf Jacobs, Geschäftsführer der Produktionsfirma, betonte die Schwierigkeit, dass sie regionale Geschichten von überregionale Bedeutung erzählt hätten. Denn die DVD soll nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt werden. Jacobs hebte auch hervor, dass nicht nur Erfolgsgeschichten in den elf Filmen stecken würden. „Es sind oft Grautöne. Unser Kriterium war es, dass die Leute etwas erlebt oder geleistet haben.“

Die DVD mit dem Begleitbuch kann für zehn Euro bestellt werden. Für Schulen besteht auch die Möglichkeit, die Filme und das Begleitmaterial über die Bildungsserver in den einzelnen Ländern herunterzuladen. Böskens hofft, dass es mit diesem Projekt gelungen ist, einen kleinen Baustein zu setzen, mit einem Thema, das noch nicht Allgemeingut war.

Fotos: Johannes Köpcke