Zum fünften und letzten Mal finden wir uns in Forks, Washington wieder. Bella Swan – Verzeihung, Bella Cullen (Kristen Stewart), die am Ende von „Breaking Dawn – Teil 1“ unter Lebensgefahr ihre Tochter zur Welt gebracht hat, spaziert fröhlich durch die Gegend, als ob nichts passiert sei. Vampir müsste man sein. Als Edward Cullen (Robert Pattinson) ihr sagt, dass er sie liebt, wirkt er leicht angewidert – vielleicht ersehnt auch er ein Ende dieser, wie manche sagen, unsäglichen Filme?
Wie auch immer, es schaut nach einem verfrühten Happy-End aus: Bella ist glücklicher Vampir mit einer kleinen Familie, Haushund Jacob (Taylor Lautner) ist verrückt nach ihrer Tochter Renesmée (Mackenzie Foy) und überhaupt scheinen alle zufrieden. Wenn da nur nicht die lästige Verwandtschaft wäre: Bellas Vater (Billy Burke) macht sich Sorgen um seine Tochter, lässt sich aber zum Glück mit ein paar Andeutungen abspeisen. Cousine Irina Denali (Maggie Grace) hingegen sieht Renesmée, denkt, die Cullens hätten ein Kind zum Vampir gemacht, was als schweres Verbrechen gilt – im Gegensatz zum einfachen Aussaugen von Kindern – und geht bei der Vampir-Obrigkeit petzen. Diese lässt sich, statt sofort zu handeln, über ein halbes Jahr Zeit und gibt so den Cullens die Gelegenheit, sich auf einen Angriff vorzubereiten. Nun werden in aller Welt Verbündete gesucht, um das Familienidyll zu schützen. Am Ende kommt es zur finalen Schlacht in der verschneiten Einöde von Washington – oder doch nicht?
Eingeschränkt durch die Vorlage?
Schauspielerischen Tiefgang sucht man nach wie vor vergebens. Billy Burke, der im ersten Teil von „Breaking Dawn“ noch halbwegs herausstach, spielt den verzweifelten Vater, der um das Leben seiner Tochter bangte, reichlich seicht. Immerhin bringt Kristen Stewart es fertig, zu lächeln, was man als beträchtliche Steigerung ihrer Schauspielkunst werten kann. Für eine überzeugende Darstellung, der neugeborenen Vampirin, der es nach (Menschen-)Blut dürstet, reicht es leider noch nicht. Auch Taylor Lautner zeigt, was er kann: Sich das T-Shirt vom Leib reißen. Ansonsten hat sein animiertes Wolfs-Ego definitiv mehr Ausdruck.
Im Gegensatz zu den anderen Filmen der Reihe wird in „Breaking Dawn – Teil 2“ vermehrt auf Action gesetzt, was auf Kosten der gewohnten kitschigen Romantik geht. Und so erhalten die Dialoge und Charaktere allesamt nicht viel Raum zur Entwicklung, womit einiges an Potential verschenkt wird. Gerade die „Männergespräche“ sind auf das Nötigste komprimiert, selbst als Edward seinem „Vater“ für seine Vampirexistenz dankt, herrschen weniger Emotionen als bei der Tagesschau. Auch Bellas und Edwards traute Unterhaltungen sind sehr schnörkellos und teilweise fast kindlich, und von den vielen Charakteren, die neu eingeführt werden, wird keiner wirklich vorgestellt.
Ein Lichtblick am Horizont
Allerdings ist nicht alles schlecht: Insgesamt sind die Dialoge etwas amüsanter als in den vorherigen Filmen, die Landschaftsaufnahmen – gerade im Vorspann – sind einfach nur schön, und auch die Story ist weniger vorhersehbar als in den vorangegangenen Filmen. Besonders erwähnenswert ist die Abkehr vom durchaus chauvinistischen Frauenbild der Vorgänger: Auf einmal ist Bella die starke Beschützerin. Dafür werden jetzt Menschen generell als schwach und beinahe lebensunwert hingestellt.
Am Ende kehren Bella und Edward noch einfach auf die Wiese voller Steckblumen zurück, die man aus „Bis(s) zum Morgengrauen“ kennt. Dort schwören sie sich gewohnt kitschig ewige Liebe und glitzern zusammen vor sich hin. Ende, der Vorhang fällt, und es bleibt die Gewissheit: Es wird keinen weiteren „Twilight“-Film geben. Zum Glück – auch wenn der letzte Teil der Reihe der beste war.
Titelbild: Filmplakat zu Breaking Dawn – Part 2 (Summit Entertainment)