Letzten Samstag konnte man im IKuWo das Berliner Duo „Im Not A Band“ bestaunen. Der webMoritz durfte näher als nur an die Bühne und erhielt so einen noch tieferen Einblick, als das lauschende Publikum. Wir möchten nun diese Eindrücke mit euch teilen, damit ihr Kassandra und Stephan näher kennenlernen könnt.
webMoritz: Euch gibt es seit März 2009. Wie habt ihr euch kennengelernt?
Stephan: Das Projekt gibt es seit 2009, aber Kassandra ist erst seit Juli 2010 dabei.
Ich habe das Projekt damals allein angefangen und in Leipzig die erste Sängerin gehabt die dann aber ausgeschieden ist.Kennengelernt haben Kassandra und ich uns übers Radio. Ich habe eine neue Sängerin gesucht und sie war mit ihrer anderen Band „Parfum Brutal“ bei einem Radiosender. Ich habe das gehört und gedacht Mensch cool noch Jemand der singt und die Geige benutzt. Danach habe ich sie einfach mal angeschrieben und so haben wir uns gefunden.
Wie lange spielt ihr beide schon Geige?
Kassandra: Ich seit ich 5 Jahre alt bin und Stephan seit er 8 ist. Jahre zählen wir nicht mehr und verraten so unser Alter nicht. (lachen)
Wie würdet ihr selbst eure Musik beschreiben?
K.: Als Alternativen Elektropop mit Gesang und Geige. Wir denken, dass ist relativ eindeutig mit langer Beschreibung.
Wie kommt man darauf Geigenklänge mit elektronischen Einflüssen zu verbinden?
S.: Einfach, weil die Geige mein Instrument war. Ich wollte gern Musik machen und habe nicht das klassische Bandinstrument wie Bass, Gitarre oder Schlagzeug gespielt und nur Elektro auf dem Rechner zu machen, war mir dann auch zu Null Acht Fünfzehn. Deswegen habe ich einfach die Geige mit dazu genommen und mich ausprobiert. Ich wusste aber auch überhaupt nicht, wie das ankommen wird. 2009 war der Hype auch gar nicht so groß, Elektronisches mit der Geige zu kombinieren. Das kam dann auch erst später, somit ein günstiger Zufall für uns. Damals habe ich wirklich noch gedacht, dass wir von den Leuten ausgebuht werden.
Wie sieht es aus mit Einflüssen von außerhalb? Gab es irgendwelche Musiker oder Künstler die euch beeinflusst haben?
K: Natürlich, da man viel Musik hört, aber das kann man alles jetzt nicht so deutlich auf die Musik übertragen. Es gibt auch nicht so viele Bands die Geige mit Elektro kombinieren und wenn es so viele geben würde, dann würde ich das wahrscheinlich auch nicht machen wollen. Ich höre relativ viel Musik in der klassischen Bandbesetzung – Drum, Gitarre, Bass, Gesang finde ich super und ich denke man hat dadurch indirekte Einflüsse die dann in die Melodien, Akkorde oder Arrangements einfließen.
S.: Das ist bei mir ähnlich. Natürlich wird man dadurch geprägt, welche Musik man selbst gerne hört. Dadurch beinhaltet die Musik die gemacht wird, auch immer wieder Elemente davon. Wiederum, habe ich oft auch Musik gemacht, um die Musik zu machen, die ich selbst gern hören würde.
Was für Gefühle wollt ihr mit eurer Musik beim Zuhörer auslösen?
S.: Was mich natürlich freut ist, wenn man Reaktionen mitbekommt. Einmal meinte auch jemand, dass wir Melancholie tanzbar machen. Das fand ich eigentlich ein sehr schönes Bild und darüber habe ich mich auch gefreut. Ich finde es gut, wenn es so etwas auslöst.
K.: Ja so sehe ich es auch. Ich finde es ist tanzbar und was mir dabei wichtig ist, dass eine gewisse Melancholie dabei mit schwingt. Wenn es nur hau drauf oder super fröhlich wäre, könnte ich damit selbst auch nichts anfangen.
Wie unterscheidet sich euer Publikum länderübergreifend, da ihr ja auch schon Auftritte in London und Mailand hattet?
S.: Das sind gar nicht so elementare Unterschiede wie sie auch in Deutschland teilweise bestehen. Ich meine damit, von Stadt zu Stadt ist es immer mal wieder ein unterschiedliches Publikum.
K.: Was man vielleicht an kulturellen Unterschieden in den einzelnen Ländern merkt ist, ob das Land so eine Konzertgängerkultur hat oder nicht.
S.: Ja, dass war auch so in Mailand zu spüren. Die Leute haben glaube ich gar nicht so richtig realisiert, dass das gerade live ist. So haben sie teilweise mit dem Rücken zur Bühne getanzt.
K.: Obwohl in Deutschland ist uns das aber auch schon passiert. Deutschland hat auch nicht mehr die große Konzertgängerkultur.
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Seht ihr es als negativ an, dass es viel weniger Live-Auftritte gibt und immer mehr von Band gespielt wird?
K.: Ja auf jeden Fall. Ich meine mal nicht nur weil wir davon ja auch leben, sondern auch so. Ich persönlich bin eher Konzert- anstatt Partygänger.
S.: Ich habe ja die Theorie entwickelt, dass das mit der Musikindustrie zusammenhängt. Dadurch, dass die CD-Verkäufe so weit zurück gegangen sind, gehen die Gagen der Bands in die Höhe und die Eintrittspreise steigen. So entsteht eine gewisse Selektion, wodurch eher kommerziellere Bands Auftritte geben. Dazu ist auch diese Kultur beim Konzertbesucher verschwunden, Unbekannte Bands anzusehen und einfach mal auf gut Glück, etwas Neues anzuhören.
K.: Manchmal glaube ich aber auch, die Leute haben einfach keine Lust mehr, richtig zuzuhören. Heutzutage hat man ja auch viel mehr auf dem Rechner als man eigentlich kennt, da schließen wir uns auch nicht aus. Man ist es einfach gewohnt immer und überall alles zu bekommen und viele bezahlen auch nicht dafür. Dazu hat es auch viel damit zu tun was in den Köpfen drin ist – also ob Musik wert geschätzt wird oder eben nicht. Oder ob es einfach ein Konsumgegenstand wie ein billig Pullover ist, denn man nach einem halben Jahr weg schmeißt.
Wie würdet ihr euch gern anders künstlerisch ausdrücken?
K.: Ich würde gerne mal einen Film machen oder zumindest einen musikalischen Beitrag dazu leisten.
S.: Ja das würde ich auch gern mal machen. Also nicht so eine klassische Filmmusik eines Hans Zimmers, aber die musikalische Gestaltung eines Filmes unterstützen. Einfach um auch mal auszuprobieren, wie man eine bestimmte Stimmung am besten in einem Film musikalisch unterlegt.
Wer macht in dem Zusammenhang eure Musikvideos und in wie weit seid ihr dabei an der Umsetzung und Gestaltung beteiligt?
S.: Das ist unterschiedlich. Gerade haben wir drei fertige Videos, wovon aber erst eines veröffentlicht wurde. Diese werden publiziert, wenn die dazu gehörenden Singles veröffentlicht werden. Bei den beiden Unveröffentlichten ist die Idee von den beiden Filmemachern entstanden und bei Woody (dem Veröffentlichten) kam die Idee von mir und wurde in Kooperation mit dem Regisseur umgesetzt.
Wie kamst du auf die Idee mit dem Wald und der anfänglichen Vogelperspektive die in den Wald eindringt?
S.: Eigentlich, durch die Bedeutung des Songs. Ein Typ der Woody heißt wird besungen und durch die naheliegende Doppelbedeutung findet das ganze im Wald statt. Im übertragenen Sinne ist der Wald gleichzeitig auch die Verbildlichung, dass Woody den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.
Das Gespräch führte Ulrike Günther.
Fotos: imnotaband.de (ohne CC-Lizenz)