Gestern Nachmittag wurde bei einer Katastrophenübung geprobt, ob die Arbeitsabläufe im Ernstfall funktionieren. Dabei wurde ein Großbrand in der Alten Universitätsbibliothek simuliert, bei dem die Zusammenarbeit von Universitätsbibliothek, Universitätsverwaltung und der Feuerwehr erprobt werden sollte. Es wurde eine Evakuierung und Löschung erprobt, anschließend wurden wertvolle Bücher gerettet.
Um 14 Uhr wurde der Feueralarm in der Alten Universitätsbibliothek in der Rubenowstraße ausgelöst. In der Bibliothek befand sich zu dieser Zeit ein Student, der sich wie alle Mitarbeiter schnell in Sicherheit bringen konnte. Es gab keine Verletzte. Die Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr setzten sich umgehend in Bewegung und erreichten aufgrund der kurzen Fahrwege schnell den Einsatzort. Innerhalb weniger Minuten war der Brand unter Kontrolle, bis 15 Uhr war das Feuer gelöscht. Da durch das Löschwasser auch wichtige und vor allem unersetzbare Bücher zu Schaden gekommen sind, wurde vom Krisenstab, der sich inzwischen gebildet hatte, beschlossen, dass diese umgehend zu retten seien.
Das Technische Hilfswerk (THW) richtete auf dem benachbarten Innenhof der Universität zwei beheizbare Zelte ein, von denen eins als Arbeitsplatz für ungefähr 30 Bibliotheksmitarbeiter diente. Sie wickelten die nassen Bücher ein und verpackten sie in Folie, um das Aufquellen zu verhindern. Im Anschluss wurde die Literatur durch das THW in ein Gefrierhaus in Stralsund gebracht, damit sie dort schockgefrostet werden konnten.
Soweit zum Szenario, welches durchgespielt wurde. An der Übung waren 39 Feuerwehrleute, 30 Mitarbeiter der Universität und drei Mitglieder des Technischen Hilfswerks beteiligt. Die Feuerwehr war mit zwei Löschzügen und zwei Führungsfahrzeugen vor Ort. Um möglichst reale Bedingungen zu schaffen, wurden wirklich zehn Kubikmeter Bücher zunächst durchnässt und anschließend durch die Universitätsmitarbeiter fachgerecht verpackt. Ihre Aufgabe war es auch, vorher wichtige von unwichtigen Büchern zu unterscheiden. Auch der Transport nach Stralsund fand wirklich statt. Das gerade dieses Kühlhaus für den Notfall bereitsteht, liege an den Vereinbarungen, welche die Universität im Vorfeld getroffen hatte, so Bertold Kuher von der Feuerwehr Levenhagen, der in der Einsatzleitung saß.
Nach dem Abschluss der Übung um 18 Uhr schätzte der Krisenstab diese als erfolgreich ein, teilte die Universität mit. Man schätze, dass ein Teil der Buchbestände im Ernstfall hätte gerettet werden können. Die Übung habe wichtige Praxiserfahrungen geliefert, denn nun könne berechnet werden, „wie viele Bücher mit welchem materiellen und personellen Aufwand im Ernstfall innerhalb von 24 Stunden gerettet werden könnten“, schreibt die Uni-Pressestelle.
Bergungsaktion war Notwendig
Wie weiterhin im Verlauf der Übung mitgeteilt wurde, seien Bergungsaktionen dieser Größenordnung notwendig, um Arbeitsabläufe unter Einsatzbedingungen testen zu können. Schwachstellen in der Notfallplanung sollten erkannt und für spätere Fälle ausgeschlossen werden. Die Erfahrungen sollen in den kommenden Wochen ausgewertet werden, so die Pressestelle weiter. Ähnliche, aber reale Fälle gab es beim Elbhochwasser 2002 oder dem Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar 2004. Um die wertvollen Bücher schützen zu können, sei der schnelle Transport zu dem Ort, wo sie eingefroren werden, besonders wichtig. Dies soll das Aufquellen und die Bildung von Schimmel verhindern, um eine spätere Restauration zu ermöglichen.
Die Bücher, mit denen heute geprobt wurde, werden aber nicht restauriert, sie sind jetzt unbrauchbar. Allerdings soll es sich um alte oder zerlesene Bestände gehandelt haben, die nicht mehr in Verwendung seien. Weitere Leidtragende der Übung waren mindestens ein Geschichtsstudent, der heute nicht weiter an seiner Hausarbeit schreiben konnte, denn die Bibliothek blieb für den Rest des Tages geschlossen. Außerdem hatten die Autofahrer Probleme, da sie nur sehr langsam durch die Rubenowstraße gekommen sind. Ein Fahrer ist mit seinem tiefergelegten Scoda sogar an einem Feuerwehrschlauch hängengeblieben.
Fotos: Simon Voigt