Rostock-Lichtenhagen, August 1992: 20 Jahre ist es her, als mehrere Menschen das „Sonnenblumenhaus“ in Brand steckten, in dem überwiegend Flüchtlinge und Asylbewerbende lebten. Geprägt war die Gewalt von Ausländerfeindlichkeit, was vom Publikum beklatscht wurde, so die Internetseite der „Rock gegen Rechts“-Aktionstage. Die Tage sollen unter dem Motto „Demokratie braucht dich und keine Nazis“ stehen, und findet ab Montag in Stralsund statt. Die gesamte Woche über gibt es verschiedene Veranstaltungen, die über rechte Gewalt aufklären wollen. 

Los geht es am Montag (6. August) mit der Eröffnung einer Ausstellung mit dem Titel „Geschlossene Gesellschaft“, ab 17:30 Uhr in der Volkshochschule Stralsund (Friedrich-Engels-Str. 28). Im Laufe der Woche kann die Ausstellung, in der es um Unterkünfte und Isolation geht,  besichtigt werden. Ab 18 Uhr soll ein Film mit Vortrag und Diskussion zum Thema „Wie und wo leben Flüchtlinge in MV?“ gezeigt werden, der die Lebenswirklichkeit von Flüchtlingen darstellen will. In der Volkshochschule finden auch alle nachfolgenden Veranstaltungen statt. Am Dienstag (7. August) gibt es dort ab 18 Uhr einen Film mit Diskussion zu „Skinhead Attitude„, bei dem die Subkultur der Skins untersucht wird. Bei einer Podiumsdiskussion am Mittwoch ab 19 Uhr geht es um die Frage, ob es ein Deutschland ohne Nazis geben kann. Dabei spielen der Kampf gegen den Rechtsextremismus und präventive Strategien eine Rolle.

Am Donnerstag (9. August) werden die Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen thematisiert, die sich vom 22. bis 26. August 1992 zugetragen haben. Ab 19 Uhr gibt es in der Volkshochschule in einem Vortrag , der die Ursachen und Folgen der Ausschreitungen beleuchten soll. Gleichzeitig soll zu einer Demonstration am 25. August zum Gedenken anlässlich des 20. Jahrestages in Rostock mobilisiert werden. Um die Grauzone von rechten Lebenswelten in Punk, OI und Deutschrock zwischen „unpolitisch“ und „Nazis“ geht es in einem Vortrag mit Diskussion am Freitag (10. August) ab 19 Uhr.

Wie der Anfang so das Ende. Bereits Mitte Juli gab es ein Warmup-Konzert mit fünf verschiedenen Rockbands gegen rechte Gewalt. Den Abschluss bildet am Samstag (11. August) ab 18:30 Uhr ein Konzert in der alten Eisengießerei, Frankenstraße 61. Mit dabei sind die Crushing Caspars (Baltic Sea Hardcore), Haltestelle 27 (Punkrock), Johnnie Rook (Freidenken Rock’n Roll), Charly Noble (Hardcore), Vodka Revolte (Punkrock) und Verwahlost (Punkrock). Der Eintritt kostet fünf Euro. Alle anderen Veranstaltungen sind kostenfrei. Weitere Informationen gibt es auf den Internetseiten der „Rock gegen Rechts“-Aktionstage.

Die Aktionen unter dem Titel „Rock gegen Rechts“ sind in Stralsund entstanden, weil es dort die ersten Kommunalvertreter der NPD gegeben habe und die NPD dort beachtliche Wahlerfolge, bei den Landtagswahlen (2006 und 2011) erreichte, so die Veranstalter. Zu den Unterstützern zählen viele politische und zivilgesellschaftliche Akteure, sowie die Bundestagsabgeordneten Sonja Steffen (SPD) und Dietmar Bartsch (LINKE).

Die Veranstalter setzen auf eine rigide Türpolitik, was die geistige Haltung und die äußere Erscheinung bestimmter Besucher betrifft. Dies geht aus folgendem Hinweis hervor, der für alle Veranstaltungen gelten soll:

Zum Schutz friedlicher Veranstaltungen und deren Besucher sind Menschen mit fremdenfeindlichen, rassistischen, antisemitischen, faschistischen, sexistischen und homophoben Gedankengut auf allen Veranstaltungen der Initiative Rock gegen Rechts Stralsund ausgeschlossen. In dieses Spektrum fallen auch Personen, die neonazistischen Parteien oder Organisationen angehören, der rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit mit den oben genannten Merkmalen aufgefallen oder sonstigen menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind. Personen mit Kleidung von rechtsoffenen Gruppierungen und Bands werden bei uns ebenfalls nicht geduldet. Der Veranstalter behält sich vor, von seinem Hausrecht Gebrauch zu machen und diesen Personen den Zutritt zu den Veranstaltungen zu verwehren oder von diesen zu verweisen.

Bild und Video: Veranstalter