Der diesjährige Wolfgang-Koeppen-Literaturpreis ging an die Schriftstellerin Anna Katherina Hahn und ihr Werk „Am Schwarzen Berg“. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird seit 1998 alle zwei Jahre von der Universitäts- und Hansestadt Greifswald verliehen, mit dem Schriftsteller für ihr literarisches Tun geehrt werden. Das Besondere an diesem Preis ist, dass der jeweils letzte Preisträger seinen Nachfolger auswählt und vorschlägt.
Vergangen Samstagabend trafen Literaturbegeisterte im Koeppen-Literaturzentrum aufeinander, um Joachim Lottmann, der den letzten Preis gewonnen hat, zu verabschieden sowie Frau Hahn und ihr Werk willkommen zu heißen. Hahn darf sich nun in die bisher kurze aber feine Reihe von Autoren einreihen, die den Koeppen Literaturpreis gewonnen haben. Unter ihnen sind zum Beispiel Ludwig Fels, Sybille Berg und Joachim Lottmann. Letzterer hat sich in diesem Jahr für das Buch „Am Schwarzen Berg“ von Anna Katherina Hahn entschieden, das 2012 beim Suhrkamp Verlag erschien. Am Abend wurden Reden gehalten, Musik gespielt, geklatscht, am Ende gab es ein Glas Sekt zum Anstoßen.
Zunächst eröffnete Oberbürgermeister Dr. Arthur König mit einer Begrüßung die Veranstaltung. König freute sich, Frau Hahn den Preis verleihen zu können. Er begrüßte Lottmanns Entscheidung, sich für diese Autorin und das Buch „Am Schwarzen Berg“ entschieden zu haben. „Das Buch ist eine Kritik an einer romantischen Existenz, eine Geschichte über das Nicht-Klarkommen mit der Welt“, so der Oberbürgermeister.
Lottmann über Hahn: „Weil ich mag, wie sie schreibt“
Dieser Rede folgte die Laudatio von Lottmann, der hier seine Wahl begründete und detailreich, mit viel Witz, Humor und Anekdoten, den Weg der Entscheidung beschrieb. Auch Frau Hahn ist sich später sicher, dass es „die schrägste und witzigste Laudatio ist, die ich je gehört habe.“ Im Grunde wählte Lottmann sie aus, „weil ich mag, wie sie schreibt.“ Grund genug einen so hoch dotierten Preis an Frau Hahn zu vergeben. Wie er zu dieser Entscheidung kam, beschreibt Lottmann in seinem FAZ-Artikel „Die Suche nach dem preiswürdigen Buch“ vom 21. April 2012 genauer.
Natürlich meldete sich auch die Gewinnerin selbst zu Wort. Nach Bekanntgabe der Verleihung sei sie auf den Spuren Koeppens in Stuttgart gewesen, habe die Verbindung zwischen dem Autor und sich gesucht. „Wir (sie und Herr Lottmann) sind Beobachter unserer Zeit, wir müssen sehen. Ein Schriftsteller muss sich mit seinem ganzen Selbst, der Wahrnehmung widmen. Bei Wolfgang Koeppen spüre ich diese Wahrnehmungskraft in jedem Satz.“ Sie dankte Lottmann vor allem dafür, ein Schriftsteller zu sein und kein Kritiker, der sich für ihr Werk begeistern konnte, das sei ein besonders großes Lob: „Weil sie ein Autor sind, der mich ausgewählt hat und kein Kritiker.“
Ähnlich wie Lottmann will Anna Katherina Hahn nun den nächsten Preisträger auswählen: mit viel Verantwortung viel Lesen und danach aussuchen. Sie ist stolz darauf den Preis gewonnen zu haben, fast etwas schüchtern gesteht sie das. Kein Grund für Schüchternheit! Das Buch ist toll, sehr empfehlenswert. Sie schafft es die heutige Gesellschaft mit all ihren Tiefen und Problemen darzustellen. Frau Hahn hat auch schon einen neuen Roman im Kopf, momentan ist sie aber noch auf Lesungstour und schreibt an einem Theaterstück.
Die Verleihung war der Auftakt zu den Koeppentagen, die noch bis zum 01. September 2012 in Greifswald stattfinden. Hier findet ihr das Programm.
Fotos: Luna Kovac, Archiv