Das Ende des diesjährigen Nordischen Klangs naht. Doch sang- und klanglos verschwindet er nicht – ganz im Gegenteil: Mit drei Deutschlandpremieren verabschiedet sich das Festival auf seinem Abschlussfest II am 12. Mai ab 20 Uhr im St. Spiritus.
Musikalisch bunt wird es am letzten Abend des Nordischen Klangs, die Ohren werden verwöhnt mit Musik, die von Swing, Soul, HipHop oder Dub beeinflusst ist. Zum Abschluss wurden eine Dänin, Isländer und Finnen geladen. Für sprachliche Vielfalt wird also gesorgt sein: Die Isländer Moses Hightower singen in ihrer Landessprache, die Finnen The Irrationals bedienen sich des Englischen und die aus Dänemark stammende Mademoiselle Karen wartet mit Dänisch, Französisch, Englisch und Polnisch auf.
Los geht es mit Mademoiselle Karen. Die Dänin, ihr richtiger Name lautet Karen Duelund Guastavino, tourte unter anderem mit dem Hauptact der POP-Nacht am Freitag, Czeslaw Spiewa, durch Polen. Auch sie besuchte wie Czeslaw und seine Bandkumpane das Königlich-Dänische Musikkonservatorium. Während der Tour war sie von Polen umringt, mit ihrem französischen Freund telefonierte sie in dessen Landessprache – Karen bekam „lost in translation“. Und erfand daraufhin die Mademoiselle. 2010 kam ihr Debütalbum „Attention“ raus, auf dem das Französische dominiert. Ob also „Creme Brûlée“ ein gesungenes Rezept ist, kann nur der sagen, der des Französischen mächtig ist. Die Musik lädt definitiv zum Im-Takt-Wiegen ein, ist recht gediegen und erinnert an alte französische Chansons; (tänzerisch) verausgaben kann man sich aber nicht.
Ruhe vor dem Sturm
Ruhig geht es auch weiter mit den Isländern Moses Hightower. Das aus Reykjavík stammende Quartett hat sich dem Soul verschrieben – und kam auf Island damit sehr gut an. Rás 2, ein isländischer Radio- und Fernsehsender etwa meint: “Lyrics of the year […] A wonderful band.” Lässig kommen Andri Ólafsson, Daníel Friðrik Böðvarsson, Magnús Trygvason Eliassen sowie Steingrímur Karl Teague mit ihrer Musik daher, mitwippen kann man auch; wer allerdings richtig loslegen will mit tanzen, der muss sich noch gedulden. Mit ihrem 2010 erschienenen Debütalbum fordern die Jungs: „Los, lasst uns Kinder machen“ – denn das bedeutet „Búum til börn“ auf Deutsch. Die Musik kann da ganz hilfreich sein, denn ihr entspanntes Tempo und die ungezwungenen Arrangements lassen beim Stelldichein mit der oder dem Liebsten romantische Stimmung aufkommen. Hauptsache, nach dem Auftritt verschwinden nicht alle Zuschauer und –hörer nach Hause, um der Aufforderung auch nachzukommen.
Dann würden sie nämlich The Irrationals verpassen. In Greifswald sind sie vorerst wahrscheinlich nur durch ihre verrückten Obstsalatfotos aufgefallen, doch das wird sich ändern. Denn spätestens nach dem Abschlussabend werden sie auch durch ihre verrückte Musik bekannt sein. Mit ihrem im September 2011 erschienenen Album „hold your horses“ werden sie die Bühnen des St.Spiritus stürmen. Ob die Jungs sich darauf freuen und wie sie so für tolle Sachen in ihrem Tourbus haben, kann man am Samstagmorgen lesen, denn dann veröffentlicht der webMoritz ein zweisprachiges Interview mit der Band – finnisch und deutsch.
Die Songs am Samstag allerdings sind auf Englisch. Still stehen wird bei ihnen wohl auch keiner, der Beat kriecht einem förmlich in die Beine. Was als Hip Hop-Duo begann, entwickelte sich mit der Zeit zur einer sechsköpfigen Band, die nun mit Musikern aus den Stilen Jazz, Blues und Rock’n’Roll besetzt ist. Wer wissen will, wie sich Hip Hop mit Foxtrott und Death Metal anhört oder was Spagettiwestern, KebabRock und Rautalanka ist, der sollte unbedingt kommen.
Alle drei Bands kann man am 12. Mai ab 20 Uhr im St. Spiritus auf dem Abschluss II erleben. Es kostet 10 beziehungsweise 8 Euro ermäßigt und kann auch mit dem Festivalpass besucht werden. Will man das vorher stattfindende Abschlussfest I (beginnt 15 Uhr) auch besuchen, bezahlt man für beide Veranstaltungen 16 beziehungsweise 10 Euro ermäßigt.
Fotos: Nordischer Klang e.V. (Aufmacher); myspace Mademoiselle Karen ( Albumcover „Attention“), Moses Hightower Homepage (Albumcover „Búum til börn“), djshop.de (Albumcover „Hold your horses) (alle drei keine CC-Lizenz)