Viele Flyer zur Gremienwahl 2012Seit Montag sind wieder Gremienwahlen. Mit Plakaten, Flyern und Internetauftritten versuchen die vielen Hochschulgruppen, Listen oder Einzelpersonen wieder eifrig die Gunst der Wähler zu gewinnen. Überall gibt es Forderungen und Ziele zu lesen oder die Kandidaten präsentieren ihr liebstes Portrait von sich. Wir haben für euch ein paar schöne Exemplare herausgefischt und kommentiert.

 

 

 

Die Wahlaufrufe der AG-Wahlen

Zunächst wären da die Werbemittel der AG-Wahlen. Diese Arbeitsgruppe bereitet schon seit einigen Wochen die Gremienwahlen vor, und hat diese Plakate entworfen, wo der gute alte Mr. Pac-Man als Maskottchen herhalten muss. Jener arme Videospiel-Held aus den 80ern, der sich auf der Suche nach Futter durch ein unendliches Labyrinth quälen muss und dabei von gehässigen Monstern verfolgt wird. Der seltene Glücksmoment auf dieser ziellosen Hatz sind Erdbeeren oder Kirschen, welche ihm für kurze Zeit Unbesiegbarkeit verleihen. Doch worum geht es hier wirklich? Den ziellosen Studenten vielleicht, der sich im Irrgarten der Universität von Semester zu Semester scheuchen lässt? Unterwegs findet er plötzlich eine Gremien-Kirsche, welche ihn kurz verschnaufen lässt, da die Regelstudienzeit verlängert wird. Also Schutz vor dem BAföG-Monstrum, das ihn verfolgt und nur darauf wartet, dass er nicht alle ECTS-Punkte findet. Vielleicht geht die Interpretation zu weit, doch warum musste gerade Pac-Man für die Öffentlichkeitsarbeit herhalten?

Die Vorbilder? Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao

Der Flyer von die Linke.SDS

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Plakate von die Linke.SDS sind wohl die provokantesten und zeigen in eine eindeutige Richtung: Die fünf Kandidaten posieren auf die gleiche Art und Weise wie in einer altbekannten Abbildung kommunistischer Denker und Diktatoren. Hier gibt es ein Konzept. Zwar sind sie nicht so schön der Bartdichte nach sortiert, aber dennoch ist die Ähnlichkeit mit dem Original unverkennbar: Gido Marx, Marian Engels, Marvin Iljitsch Lenin, Martin Stalin und Marco Tse-tung versammeln sich hier oder war das anders herum? Was sollen sich die potentiellen Wähler dabei denken? Den gleichen Führungsstil wie die großen Vorbilder? „Wir sind die Studierenden, die Uni gehört uns!“ ist das Motto vom Quintett aber hätte „Studierende aller Fakultäten vereinigt euch!“ vielleicht auch gepasst?

Das Plakat der Liste "Bürgerliche Allianz"

Die Liberalen Hochschulgruppe (LHG) und der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) treten gemeinsam als Bürgerliche Allianz für den Senat an. Als größtmöglicher Gegenpol zur Gruppe der Neo-Kommunisten erfüllt die Allianz dennoch eine von deren beliebtesten Forderungen, welche der SDS aber mit seinen Kandidaten nicht erfüllen kann: Geschlechtergleichheit. Denn fast die Hälfte der Kandidaten ist weiblich. Alle zusammen lächeln den Betrachter nett in einer bunten Collage an, dass dieser den Rechtschreibfehler in einem ihrer Namen fast verzeihen mag. Alles zusammen sieht so richtig schön altmodisch und undurchdacht aus. Dieses Plakat hätte ohne Probleme schon seit 15 Jahren an der Mensatür kleben können, niemand hätte es bemerkt. „Projekt Zukunft“ (RCDS) sieht anders aus.

Foto vom Plakat der Solidarischen Universität

Die Liste „Solidarische Universität“ gibt sich da wesentlich moderner. Das Aufgebot von 22 Studierenden welche, ungebunden und aus Hochschulgruppen, gemeinsam für den Senat antreten verspricht, über alle Fakultätsgrenzen hinweg die gesamte Studierendenschaft vertreten zu wollen. „Eine Liste für alle Fakultäten“ lässt darauf schließen, dass hier wirklich auch alle Fakultäten versammelt sind. Und genau diesem Anspruch werden sie nicht gerecht, denn wenigstens ein Vertreter aus der Theologischen Fakultät fehlt in diesem Bündnis, was zwar nicht auf den Flyern aber auf der Homepage auch eingeräumt wird. Dennoch konnte durch die Menge an Kandidaten wohl auch das meiste Geld investiert werden. Das aufwändige Material aus Plakaten, Flyern, Programmheften und einer eigenen Homepage ist am ansprechendsten gestaltet, und im universitären Alltag überall präsent. Mit Twitter-Account und QR-Code wird zudem voll auf den mobilen Studierenden mit exzessiven Smartphone-Dauereinsatz von heute gesetzt.

Flyer der Hochschulpiraten

Auf diese Gruppe setzen auch die Hochschulpiraten. Die Symphatisanten der „Solidarischen Universität“ präsentieren sich mit einem schlichten aber dennoch sauber strukturierten Flyer. Er ist in schwarz-weiß gehalten, das Budget wurde hier nicht zu stark belastet. Dafür heben sich die Piraten auf andere Weise von der Konkurrenz ab, denn ihre „smarten“ Themen Freies WLAN, Online-Abstimmungen und Open Source Software bieten die anderen Wahlkämpfer nicht. Einzig Kultur- und Sportangebote haben die Piraten wie alle anderen auch zu bieten, dafür mit einem Freigetränk. Das spricht die Massen an! Der aufmerksame Wähler weiß jetzt außerdem, wo Pac-Man seinen hübschen Doktor-Hut gefunden hat.

Foto vom Flyer der Jungen Union

Die Junge Union Greifswald gibt sich ähnlich schlicht, setzt dafür aber auf Tradition. Diese wird durch das Stadtwappen, den Greifen, und das Hauptgebäude der Universität vermittelt. Modernes Denken wie bei den Piraten symbolisiert dennoch die Forderung nach einer Studentenwerk-App. Dieses Internet scheint beim Wähler gut anzukommen, auch wenn auf den Hinweis zur eigenen Online-Präsenz verzichtet wurde. Den brauchen sie zum Wahlkampf auch nicht, denn die neun Kandidaten sind sich ihres Sieges so sicher, dass beim Vermerk der Wahlfrist gleich auf zwei Tage verzichtet wurde, obwohl auch für das StuPa angetreten wird.

Flyer der Jusos

Flyer der Jusos

Auch die Juso-Hochschulgruppe Greifswald hat angeblich einen Flyer in Umlauf gebracht, dieser konnte bisher jedoch nicht gefunden werden. Bleibt das digitale Exemplar vom hauseigenen Blog. Schon vom bloßen Angucken fallen hier die aufgestellten Ziele wieder in sich zusammen. Bei den Kandidaten sieht das nicht anders aus, die Namen stürzen einfach nur so dahin, als könnten sie sich nie für eine Position entscheiden. Und auch den Jusos ist die korrekte Schreibweise ihrer Kandidaten weniger wichtig, als auf ein möglichst anstrengendes und verwirredes Design zu achten. Hauptsache alles irgendwie schnell fertig gebracht, so auch die Arbeit im StuPa? Quantität geht vor: Gleich sechs Plätze im Studierendenparlament werden angestrebt, welche aufgrund der geringen Gesamtzahl von Kandidaten jetzt schon fast sicher sind.

Trotz aller Kritik am Äußeren gilt jedoch für jeden Kandidierenden, dass das zählt, was am Ende für Arbeit im jeweiligen Gremium geleistet wird. Wichtig ist es nicht, sich möglichst provokant zu präsentieren, möglichst viele Forderungen aufzustellen oder populär zu sein. Auch wenn das Bild, das man sich gibt, nicht aufregend oder professionell erscheint, so zählt es doch vor allem, die gebrachten Forderungen später in Senat, Fakultätsrat, Studierendenparlament oder Fachschaftsrat glaubhaft zu vertreten und keine falschen Versprechen gegeben zu haben.

Fotos: Simon Voigt

Alle weiteren Flyer wurden den Seiten der jeweiligen Gruppen oder des AStAs entnommen.

Bild „Marx Engels Lenin Stalin Mao“: flickr-user agitprop, Lizenz: CC BY 2.0