Gestern Abend, am 28. November, ging der PolenmARkT 2011 nach zwölf erfolgreichen Tagen zu Ende. Wem trotzdem nach Feiern zu Mute war, ging zum polnischen Kulturabend ins St. Spiritus, denn dort spielte die polnische Band Big Fat Mama. Vorher konnten sich die Gäste über Auslandsaufenthalte im östlichen Nachbarland informieren.

Bevor dieser aber offiziell eingeleitet wurde, informierte Dr. Carola Häntsch vom Akademischen Auslandsamt (AAA) über ERASMUS-Programme und weitere Studienmöglichkeiten jenseits der Odergrenze. Unter anderem berichteten zwei ehemalige „Polengängerinnen“ von ihren Erlebnissen. So wählte Ireen Knoll lieber „die Hardcore-Variante“ und studierte ein Semester über den bilateralen Weg Geschichte in Stettin. Sie genoss nicht die Vorzüge vieler ERASMUS-Studenten und besuchte englischsprachige Vorlesungen, sondern ausschließlich polnische, um die Sprache intensiver lernen zu können.

Kekse

Kekse und Christstollen anstatt kulinarischer Spezialitäten

Judith Brandt dagegen ging als ERASMUS-Studierende für ein Jahr nach Breslau und lernte dort sowohl auf Englisch als auch Polnisch Medizin. Beide schwärmten begeistert von ihren Erfahrungen und empfahlen diese wärmstens weiter. Leider besuchten neben diversen Gastjuroren nur drei Interessierte die Veranstaltung, so dass die erwünschte Fragerunde ausblieb und die angesetzten 45 Minuten schneller verstrichen.

Das im Programmheft angekündigte „bis zur letzten Minute geheim gehaltene Programm“ blieb dann auch aus. Statt selbst zubereiteter kulinarischer Spezialitäten gab es Christstollen, Süßigkeiten, Kekse und Kuchen. Dafür aber von Marek Fiałek ein großes przepraszam (zu Deutsch: Entschuldigung). Es sei zeitlich einfach nicht mehr machbar gewesen. Darauf folgten diverse Lobeshymnen und Dankesreden an alle Mitarbeiter, Helfer, Sponsoren, Praktikanten und jeglichen Mitwirkenden. Man beklatschte sich gegenseitig und verteilte Präsente. Fiałek vertröstete die Gäste dann wieder auf eine kleine Pause und kündigte eine Band an, für die er seine „Hand ins Feuer legen würde“.

Big Fat Mama schmetterten ihre „Universal Love“

Big Fat Mama aus Polen

Big Fat Mama aus Polen

Und dann der Kracher! Gegen 21 Uhr betraten Big Fat Mama die Bühne, die wohl schrillste Funk-Band aus Polen.  Auf ihrer Facebook-Seite beschreiben sich die sechs Musiker selbst als überirdische Erscheinung mit einem Auftrag. Was auch immer es für ein Auftrag war, man hatte das Gefühl, er wurde erfüllt. „I just funk the Beat. Just funk“ oder „Universal Love“ schmetterten sie in den Saal und das rund 50-köpfige Publikum war begeistert. Die Stettiner Band beschwört alte Grooves herauf und interpretiert sie neu.

Viele der Lieder erinnerten sehr an die 70er Jahre oder die Rolling Stones, aber auch den Disco-Pop der 90er. Schon nach kurzer Zeit tippten die ersten Mutigen auf die Tanzfläche und bewegten sich rhythmisch zum Beat. Kurz darauf ließen es sich die Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter des polenmARkT e.V., aber auch der Geschäftsführer des Alfred Krupp Wissenschaftskolleg nicht nehmen und ließen ausgelassen ihre Hüften kreisen. Man konnte beobachten wie Ihnen die Last der letzten Tage von den Schultern viel und sich die ganze Anspannung einfach löste. Von den lockeren Tänzen ließen sich schlussendlich auch die zaghaftesten Gäste anstecken und binnen kurzer Zeit war die Tanzfläche voll.

Die Sängerin von Big Fat Mama

Minerwa, die Sängerin von Big Fat Mama

Die Musik von Big Fat Mama ist eine Mischung aus Funk, Grunge, Soul, aber auch Blues und Psychadelic. Die Kommentare des Publikums reichen von „mal was anderes“ und „interessant“, bis hin zu „abgespacet“ und „wahnsinnig verrückt“. Die vulgären Ausdrücke sowie Ausbrüche zwischen den Liedern wurden aber von keinem für übel genommen. So erfreute sich die Masse eher daran, wie der Keyboarder lauthals ins Mikro schrie und diverse Grimassen zog oder der Gitarrist polnisches Kauderwelsch ohne jeglichen Sinnzusammenhang erzählte.

Das Gesamtpaket stimmte und die Musik begeisterte. „Es gibt kaum noch Bands, die so etwas spielen. Coole Stimmung, tolle Outfits, einfach nur geil“, fand Irina, Studentin der Slawistik und Kommunikationswissenschaft. Auch Vladimir, der einen Polnischkurs bei Marek Fiałek besucht war überrascht: „Zum ersten mal habe ich mir so eine Musik angehört und ich kann nur sagen, sie ist toll. Die Kostüme, die Atmosphäre, die netten Leute, einfach alles stimmt“.

Einen Live-Eindruck von Big Fat Mama bietet dieses Video:

 

 

Und der PolenmARkT war vorbei – vorerst

Nach zwei Zugaben ging um 23 Uhr die Abschlussveranstaltung dem Ende entgegen. Big Fat Mama sind stolz darauf Stettin und Greifswald wieder ein Stückchen näher gebracht zu haben und freuen sich darauf nächstes Jahr wieder dabei zu sein. Viele Gäste nutzten noch die einmalige Gelegenheit und kauften im Anschluss CDs und T-Shirts oder besorgten sich Autogramme. Die Veranstalter feierten noch ein bisschen weiter und luden alle Mitwirkende für nächsten Dienstag in die Tschajka um 21 Uhr zum Anstoßen und Revue passieren lassen ein.

Fotos: Anne Becker
Video: „Promo-Video“ von vimeo-User Sztjopa