Zwischen Hamburg, Wismar und Frankfurt Station in Greifswald machen – nicht gerade das typische Konzertprogramm für einen Musiker. Vor allem nicht, wenn man in Deutschland ziemlich bekannt ist, so wie Tex Drieschner, seines Zeichens Moderator der Musikshow tv noir.
Doch das Café Koeppen Konzert Team (CKKT) hatte sich alle Mühe gegeben und konnte den Greifswalder Freunden von deutscher Singer/Songwriter-Musik am 5. November den charismatischen Sänger und Entertainer präsentieren.
Zehn Minuten nach acht platzte das Café Koeppen beinahe aus allen Nähten. Geprägt wurde das Bild vor allem durch Pärchen oder kleinere Gruppen von Frauen. Gesprächsfetzen und Stühlerücken prägen das akustische Bild von einer Stunde warten. Dann Stille, als Jens Leuteritz, Tex Drieschner und die beiden Musiker Daniel Roth und Marlene Raker der Berliner Band Goldene Jugend die Bühne betreten. Sofort wandern alle Blicke auf den blonden Hünen mit der schwarz gerahmten Brille, der die anderen drei beachtlich überragt.
Kurz bedankt sich Jens Leuteritz, Mitglied des CKKT, noch bei den Technik-Helfern, denn „das war jetzt alles ziemlich spontan zusammengestellt“. Folgen taten der kurzen Ansprache und dem Applaus zwei Stunden, die mit einer guten Mischung aus englischen und deutschen Liedern, tosendem Beifall und drei Zugaben gefüllt waren. Aber der Reihe nach.
So müde der Sänger von „Goldene Jugend“ auch aussah, als er die Bühne betrat, das erste Lied, welches er sang, gab eine Ahnung von seinem musikalischen Talent und seiner klasse Stimme. Dann war es an Tex, nachzuziehen und mit dem Charme, der bereits aus tv noir bekannt ist, sowie seiner Musik gelang es ihm spielend, das anwesende Publikum zu fassen. Dabei war das gesamte Konzert manches Mal auch ein Hindernis-Parcours, etwa, wenn Tex seine Gitarre wechselte und auf der kleinen Bühne, die die Nähe zwischen Künstler und Publikum noch ausbaute, einige Kabel durcheinanderliefen. Doch diese Ehrlichkeit gegenüber kleinen Fehlern machte das Konzert besonders und genau dafür bekam Tex am Ende am Merchandise-Store auch Lob von einer Zuhörerin. Seine Antwort: „Dann brauche ich ja auch gar nicht mehr üben.“ Denn auch Textfehler gehörten in seinen Auftritt.
Der Fangemeinde im Koeppen waren die Lieder natürlich wohlbekannt, die Tex auf Gitarre und Klavier anstimmte: „Von meinem Planeten, „Where is the good in goodbye“ und „Was immer du tust“ seien hier nur beispielhaft genannt. Im ganzen Publikum bewegten sich Lippen und wurde mitgesungen. Und genau dies bewege ihn sehr, erklärte er: „Hätte ich einen anderen Text geschrieben, würdet ihr ja auch etwas anderes singen. Das ist schon irgendwie toll.“
Weiterhin plauderte er ein wenig aus dem Nähkästchen über seinen Job bei tv noir und seine musikalischen Vorbilder. Eines davon ist Bob Dylan, dessen Song „All along the watchtower“ Tex auch zum Besten gab – allerdings auf Deutsch. Neben Dylan, ließ Tex wissen, ist für ihn Rio Reiser eines der ganz großen Idole. Dem zollte er Respekt mit seiner bereits auf diversen Videoplattformen des Internets kursierenden Version von „Stiller Raum“. Auch Daniel Roth – der Sänger von „Goldene Jugend“, Tex und er kennen sich bereits sieben Jahre und auf Tex‘ Vorschlag begleiteten die beiden Bandmitglieder ihn – bekannte seine Vorliebe für Rio Reiser. Trotz Wünschen, die aus dem Publikumsraum nach vorne gerufen wurden, einigten sich die beiden kurz über Akkorde und stimmten dann „Halt dich an deiner Liebe fest“ an. Schlagartig wurde von lauten Vorschlägen auf leises Mitsingen bei den Zuhörern gewechselt.
Das zweite Lied in den Zugaben bekam schon im Vorfeld viel Jubel und Tex adressierte es an die Helferin am Merchandise-Stand: „Hallo Julia“. Ab hier gab es im Publikum keine Zurückhaltung mehr und eher laut als leise wurde mitgesungen. Doch auch nach zwei Zugaben hielten die Greifswalder noch an Tex fest, so dass es noch eine dritte Runde Zugabe folgte. Diesmal ging es ganz nach Wünschen und so folgten „Brenn mit mir“ und „Wenn du jetzt fragst, komm ich noch mit“. Doch danach war wirklich Schluss.
Am Ende bedachte das Publikum sowohl Tex als auch „Goldene Jugend“ mit begeistertem Applaus und Jubel. Wohl auch Jubel darüber, dass sich Tex entschied, trotz Mathematikstudium und diversen anderen Stationen in seinem Leben der Musik den Vorzug zu geben.
Dem Angebot, der kalten Nachtluft noch ein wenig zu entgehen und stattdessen mit dem Musiker ein wenig zu feiern, gingen abschließend viele der anwesenden Gäste nach.
Fotos: Patrice Wangen, Facebook-Auftritt von Tex (Artikelbild) – keine CC-Lizenz