Noch zeigt sich der Greifswalder Herbst von seiner strahlend-goldenen Seite und lockt nach draußen. Aber auch das kommende Wochenende gibt keinen Anlass, die Zeit in der Unibibliothek oder in den eigenen vier Wänden zu vergeuden. Von herbstlicher Folklore bis hin zu Singer/Songwritern von nationalem und internationalem Format herrscht besonders auf den musikalischen Fluren großes Treiben. Dazu gesellen sich noch die Ausstellung einer jungen Künstlerin und die Lesung des Sohnes eines Propagandaregisseurs während des Nationalsozialismus. Und da das Wochenende schon mit der am Donnerstag einsetzenden Vorfreude beginnt und am Montag ausklingt, geben wir euch einen Überblick über die Veranstaltungen der kommenden fünf Tage.

Eröffnet wird der heutige Donnerstag (20. Oktober) um 15.30 Uhr im St. Spiritus mit einem kräftigen „Horrido!“, wenn das St. Spiritus Freunde musikalischer Herbst- und Jagdfolklore in die Lange Straße 49/51 zum Liedernachmittag unter dem Motto „Im Wald und auf der Heide“ lädt. Wer weniger im volkstümlichen Liedgut verwurzelt ist, sich aber dennoch für die Zukunft von Wald und Heide in Mecklenburg-Vorpommern interessiert, der kann ab 19 Uhr ebenfalls im St. Spiritus vorbeischauen. Hier wird Dr. Mignon Schwenke (Die Linke) über die Regionalentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern über das Jahr 2020 hinaus referieren und anschließend zum Gespräch bereitstehen. Der Vortrag wird von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisiert und ist kostenlos.

Im Anschluss an Franziska Harnischs Ausstellung gibt es noch "Piratenblues" von den Stormbirds

Kennern der Greifswalder Kunstszene ist Franziska Harnisch längst ein Begriff, stellt die Greifswalder Kunststudentin doch schon seit mehreren Jahren regelmäßig in der Stadt aus. Ab 19 Uhr präsentiert sie ihre neue Ausstellung „gefundstückt“ in der Kulturbar in der Langen Straße 93. Vom 20. bis 25. Oktober werden Harnischs Werke jeweils zwischen 18 und 21 Uhr zu sehen sein. Im Zuge der Vernissage werden am Donnerstag ab 20.30 Uhr außerdem The Stormbirds ihren Piratenblues zum Besten geben und zur Kaperfahrt durch die seelengetränkten Gewässer des Blues laden. Der Eintritt ist kostenlos.

Am Freitag, den 21. Oktober, begrüßt das Koeppenhaus in der Bahnhofstraße 4 ab 20 Uhr den Journalisten Jean-Pierre Stephan, dem Thomas Harlan seine Biographie anvertraute, zu einem Abend über Thomas Harlans Biographie „Veit“. Als Sohn des in NS-Kreisen hochgeschätzten Regisseurs Veit Harlan („Jud Süß“) verkehrte Thomas Harlan bereits früh in den hohen Kreisen des Nationalsozialismus um Joseph Goebbels. Neben Filmen, Theaterstücken und Gedichten zur Aufarbeitung der NS-Zeit widmete sich Harlan als Privatperson den Nachforschungen über Vernichtungslager und Kriegsverbrechen während des Nationalsozialismus. Seine Recherchen leiteten über 2000 Ermittlungen gegen deutsche Kriegsverbrecher ein und waren ein wichtiger Impuls zur juristischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Deutschland. Der Eintritt beträgt drei Euro ermäßigt und fünf regulär.

Muss sich vor Clueso, Pohlmann und Co. nicht verstecken: Maxim

Ab Samstag, den 22. Oktober, beginnt dann im Koeppenhaus in der Bahnhofstraße 4 ein abwechslungsreicher und hochkarätig besetzter Konzertdrilling. Am Samstag wartet das Literaturzentrum im Koeppenhaus ab 21 Uhr mit einer Jazzerfahrung der etwas anderen Art auf. Gemeinsam mit drei weiteren Mitstreitern wird der Saxophonist Philipp Gropper in seinem Projekt PHILM Kinofilme in musikalische Erfahrungen überführen.

Weiter geht es am Sonntagabend, den 23. Oktober, ab 21 Uhr mit dem talentierten Singer/Songwriter MAXIM und seiner Band. Ergänzt durch Marc Horlas gefühlvolle Gitarre und warme Stimme gibt der Kölner Songwriter seine Geschichten in einem Gewand aus Pop, Reggae und Rock zum Besten und lässt Reminiszenzen an Clueso und Pohlmann durchscheinen. Der Einlass beginnt ab 20 Uhr und kostet zehn und sechs Euro. Doch nicht nur das Koeppenhaus hat sich für das Wochenende musikalischen Glanz in die eigenen vier Wände geholt. Auch das St. Spiritus kann am Sonntag ab 19 Uhr mit feinem Ohrenschmaus aufwarten. Mit Mo’Blow beehrt eines der heißesten Quartette aus der Hauptstadt das Kulturzentrum. Dass Mo’Blow aber mehr mitbringen, als nur den Verweis aus der größeren Stadt im Süden wird schnell klar. Ihr geniales Zusammenspiel aus markantem Saxophon, groovendem Bass, lebendigem Rhodes-Piano und präzisem Schlagzeug brachte ihnen bereits den Blues- und Jazz-Award 2008 ein. Wer sich von der Energie des Quartetts überzeugen möchte, hat dazu am Sonntag die Chance. Der Eintritt beträgt zehn und acht Euro.

Muss sich vor John Mayer, Ryan Adams und Co. nicht verstecken: Bobby Long

Nach so viel Musik steht dann am Montag, den 24. Oktober, zunächst wieder Bildung auf dem Programm. Im Rahmen der Vortragsreihe „Universität im Rathaus“ wird Professor Mathias Niendorf ab 17 Uhr die Versailler Verträge, die das Ende des Ersten Weltkrieges beschlossen, unter die Lupe nehmen und fragen, ob durch die Spaltung Preußens und Entstehung eines eigenen polnischen Staates ein Konfliktverhältnis entstand, das zwangsläufig in den Zweiten Weltkrieg münden musste.

Den Schmuckstein der Konzerttriplette bildet allerdings am Montagabend, um 20.30 Uhr der Auftritt des international renommierten Bobby Long. Feinfühliges Fingerpicking in Harmonie mit einer rauen Bluesstimme verschafften dem britischen Songwriter bereits Auftritte in Jay Lenos „Tonight-Show“ und Lobeshymnen in der New York Post, die ihn im selben Atemzug mit John Mayer und Damien Rice nannte. Aber auch Ryan Adams und Johnny Lang drängen sich nach kurzem Hören auf. Als Support bringt Long seinen britischen Songwriter-Kollegen Alex Starling mit. Der Einlass beginnt ab 20 Uhr und kostet zwölf und acht Euro.

Fotos: Grafik/Artikelbild – Jakob Pallus; gefundstückt – Franziska Harnisch (keine CC-Lizenz); Maxim – Thomas Schermer bereitgestellt vom Veranstalter (keine CC-Lizenz); Bobby Long – James Minchin (keine CC-Lizenz)