Die Stichwahlen am vergangenen Sonntag brachten einen klaren Sieg für Barbara Syrbe von der Partei Die Linke hervor. Sie erreichte bei einer Wahlbeteiligung von 27 Prozent 59,5 Prozent der Stimmen. Ihre Konkurrentin Uta-Maria Kuder  (CDU) kam auf 40 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen. Der Anteil der ungültigen Stimmen betrug 1,1 Prozent.

In Greifswald hatte Uta-Maria Kuder mit 55,7 Prozent hingegen einen deutlichen Vorsprung vor Syrbe. Die Wahlbeteiligung lag insgesamt jedoch unter der durchschnittlichen des Landkreises bei lediglich 26,1 Prozent. Die ehemalige Justizministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern siegte in den meisten Wahlbereichen mit einem deutlichen Vorsprung. Die Stadtteile Schönwalde I, Schönwalde II und Südstadt entpuppten sich bei der Wahl als „rote Hochburgen“, ganz im Gegensatz zu dem Image, das insbesondere den beiden Schönwalder Stadtteilen zuteil wird. Die Insel Riems war bei dieser Wahl ebenfalls „Rot“: Hier gaben insgesamt 57 Prozent aller Wählenden Dr. Barbara Syrbe ihre Stimme. Nicht unberücksichtigt bleiben darf dabei jedoch die Tatsache, dass von insgesamt 484 Wahlberechtigten auf der Insel lediglich 95 ihre Stimme abgaben. Den absoluten Tiefstand in Sachen Wahlbeteiligung gab es im Wahlbereich 42 („Alexander von Humboldt“ Gymnasium). Hier gaben rund 10 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme ab.

Die CDU-Kandidatin Kuder konnte hingegen in den Stadtteilen Altstadt, Fleischervorstadt, Steinbeckervorstadt, Fettenvorstadt und Stadtrandsiedlung klar gewinnen. Ebenfalls Vorsprung vor Syrbe hatte sie in den Ostseevierteln I und II sowie in Ladebow und Wieck. Kuders Spitzenergebnis war in Greifswald der Wahlbereich 15 „Technologiezentrum“ im Industriegebiet in der Nähe der Stadtrandsiedlung und der Fleischerwiese. Dort erreichte die Konservative ein Ergebnis von 71 Prozent. Syrbe konnte ihr Spitzenergebnis, ebenfalls mit 71 Prozent, im Wahlbereich 26 „Grundschule Greif“ in Schönwalde I holen. Zu beachten gilt jedoch auch an dieser Stelle, dass Kuders Spitzenergebnis im genannten Wahlbereich auf eine Wahlbeteiligung von rund 27 Prozent stützt, Syrbes Spitzenergebnis im genannten Wahlbereich jedoch nur auf eine Wahlbeteiligung in Höhe von rund zehn Prozent.

„Wann wir schreiten Seit an Seit“?

Ein Kommentar von Marco Wagner

Mit dem Scheitern Uta-Maria Kuders hat nicht nur die CDU-Politikerin, sondern auch SPD-Landratskandidat Ulf Dembski faktisch zum zweiten Mal die Wahl verloren. Er hatte sich in den vergangenen Wochen besonders engagiert für Kuder stark gemacht, eigene gemeinsame Plakate, auf denen die Logos von SPD und CDU prangten, wurden aufgestellt. Die Rechnung ging lediglich in Greifswald auf. Und selbst da nicht so, wie es sich der Sozialdemokrat gewünscht hätte. Währen sämtliche SPD-Mitglieder und SPD-Wähler der Empfehlung gefolgt, hätte Kuder haushoch gegenüber Syrbe gewonnen. Doch nicht wenige Sozialdemokraten dürften am Sonntag entweder gar nicht wählen gegangen sein, weil sie weder für Syrbe noch für Kuder waren und auch nicht einschätzen konnten, welcher von beiden Kandidaten nun das „geringere Übel“ wäre und Drittens damit demonstrieren wollten, dass sie sich von der Parteispitze übergangen fühlten. Ebenso wird es SPD-Genossen gegeben haben, die Dr. Barbara Syrbe die Stimme gaben und so Dembskis Empfehlung nicht folgten. Dem Verfasser sind beide genannten Wahl- beziehungsweise Nichtwahlentscheidungen genau so bekannt, wie der Eindruck, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Basis der Wahlempfehlung Dembskis skeptisch bis entschieden ablehnend gegenüber stand.

Gestützt werden kann insbesondere die Ablehnung der Wahlempfehlung durch Nichtwahl durch eine besonders hohe Nichtwahlbeteiligung in Wahlbereichen der Innenstadt, in denen einerseits die SPD sonst relativ gute Stimmenergebnisse erzielte und in denen andererseits gerade aufgrund der dort Lebenden Klientel aus dem studentischen und bildungsbürgerlichen Spektrum eine höhere Wahlbeteiligung als deutlich unter 20 Prozent zu erwarten gewesen wäre (Jahngymnasium zum Teil bei 11 Prozent, St. Spiritus bei 15 Prozent).

Im Gegensatz zum zweiten stellvertretenden Bürgermeister der Stadt scheint die Basis der Partei sowie die Stammwählerschaft, darunter ein Großteil der Studierenden, nicht sehr viel von Konservativ-Sozialdemokratischen Bündnissen zu halten, sondern viel eher zu einer Kooperation mit Grünen oder der Partei Die Linke bereit sein zu wollen. Inwiefern der Konflikt zwischen SPD-Parteibasis und Kreispartei-Spitze für Dembski noch ein bitteres Nachspiel haben wird, bleibt abzuwarten. Fest steht: Angesichts des Wahlergebnisses schritt am vergangenen Sonntag eine Vielzahl von Genossen – auch in Greifswald – nicht mit Dembski „Seit an Seit“.

 

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