In der Reihe “Kommunal- und Landtagswahlen 2011″ stellt der webMoritz die Kandidatinnen und Kandidaten vor, die aus dem studentischen Spektrum kommen. In den kommenden Wochen sollen dabei alle demokratischen Parteien Berücksichtigung finden. Nach den Kandidaten der SPD bzw. den Jusos ist der Kandidat der LINKEN an der Reihe.

André Berndt studiert Politikwissenschaft im achten und Geschichte im vierten Semester an der Uni Greifswald. Nachdem er im Rahmen seines Studiums und seiner zweijährigen Parteilaufbahn einen Einblick sowohl in die parlamentarische Arbeit, als auch die Kommunalpolitik erhielt, dachte er sich „Das kann ich auch!“. Daher steht er am 4. September 2011 als Kandidat der LINKEN für den Kreistag zur Wahl.Der 23-jährige trat 2009 im Rahmen des B.A.-Praktikums bei dem Kreisverband der LINKEN in die Partei ein. Seitdem ist er auch gleichzeitig Mitglied der Unterorganisationen Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband (SDS) und in der linksjugend [’solid]. André tritt in beiden Greifswalder Wahlbereichen an. In Wahlbereich I steht er als dritter auf der Liste. Dieser betrifft Greifswald bis auf Schönwalde I und II, die unter Wahlbereich II fallen. Dort ist er sechster.  Doch obwohl er in Greifswald zur Wahl steht, liegt Andrés Augenmerk in erster Linie nicht auf der Hanse- und Universitätsstadt, sondern auf der Region. Da er ursprünglich aus Ueckermünde stammt, besteht bei ihm ein starker regionaler Bezug. „Ich kenne mich in der Region aus und kenne die Leute“, meint der Student. Man dürfe die Region nicht vergessen, Greifswald müsse in sie integriert werden. Dies gelte besonders für die kommende Kreisgebietsreform, welche André ablehnt. Der neue Großkreis unter dem Arbeitsnamen „Südvorpommern“ umfasse ein zu großes Gebiet. Die Menschen könnten sich mit diesem nicht identifizieren und so könne kaum eine konstruktive Arbeit der Kommunalpolitiker zustande kommen. Aufgabe der Kreistagsmitglieder werde es daher sein, bestehende  Strukturen nicht aufzulösen und die Aufgaben so zu verteilen, dass niemand benachteiligt wird.

Einer für Alle

André Berndt setzt seinen Schwerpunkt bei Jugend, Arbeitslosen und in der Bildungspolitik.

Eine spezifische Zielgruppe hat André nicht, in erster Linie möchte er alle Menschen ansprechen. Müsste er sich allerdings festlegen, würde er seinen Schwerpunkt bei den Jugendlichen und den Arbeitslosen setzen, da er selbst aus einer Hartz IV Familie stammt. Studenten hingegen sehe er nicht primär als seine Zielgruppe. Dennoch erhofft er sich als studentischer Kandidat auch Stimmen der Kommilitonen zu erhalten. Doch umso klarer ist er sich, was seinen politischen Zielbereich angeht: Die Bildungspolitik.

Sollte er gewählt werden, plant André dafür einzutreten, dass es keine finanziellen Kürzungen in der Bildungspolitik geben wird. „Der Rotstift darf nicht bei der Bildung und der Jugend angesetzt werden.“, betont André. Im Falle seiner Wahl präferiert er eine Position im Sozialausschuss. Von dort aus möchte er Jugendhilfe leisten. Über kurz- und mittelfristige Sicht dürfe es keine Verschlechterung in der Jugendbetreuung geben. Gleiches gilt für die Arbeitlosen. Konkret für Greifswald bedeutet das für André die Kinderarmut zu senken. Diese beträgt in Greifswald nämlich 30 Prozent, in Schönwalde I leben sogar über 50 Prozent der Kinder unterhalb der Armutgrenze. Ein weiteres Ziel Andrés ist es, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu verbessern. Das betreffe zwar auch die Hansestadt Greifswald, doch besonders müsse die Verbindung in die umliegenden Dörfer besser werden. Außerdem möchte Andé den Kultur- und Sozialpass von Greifswald auf die ganze Region ausweiten, um allen Menschen eine Chance auf Kultur zu gewährleisten.

Politische Kompetenzen und Chancen auf den Wahlsieg

In seiner zweijährigen Parteilaufbahn sammelte er schon in verschiedenen Ämtern politische Erfahrung.  Bereits kurz nach seinem Beitritt wurde er in den Kreisvorstand der LINKEN gewählt und war 2010 Schatzmeister des Jugendverbandes. Außerdem ist er Mitglied des siebenköpfigen Stadtvorstandes der LINKEN in Greifswald. In der Hochschulpolitik engagierte André sich jedoch nie, da er sich politisch eher mit der kommunalen Politik statt der studentisch-parlamentarischen Arbeit identifizieren kann. Der politische Nutzen sei auf kommunaler Ebene einfach größer.“Ich engagiere mich lieber konkret, etwa durch Teilnahme an einer Demonstration oder Betreuung eine Infostandes, anstatt fünf Stunden im StuPa zu sitzen.“, so Andé.

Da die LINKE  in der aktuellen Legislaturperiode nach der CDU die zweitstärkste Kraft im Kreistag ist, geht André von einem guten Erbenis seiner Partei bei den Kommunalwahlen aus. Er rechnet mit einem Stimmenanteil von mindestens 20 Prozent für die LINKEN. Seinem eigenen Wahlerfolg steht er nicht ganz so zuversichtlich gegenüber. Er sieht es als sein persönliches Manko an, dass er sich nicht in der Hochschulpolitik engagiert hat und somit bei den Studenten keinen großen Bekantheitsgrad hat. Mit einem aktiven Wahlkampf versucht er, sein Defizit auszugleichen

Mit einem angemessenen Wahlkampf stünden seine Chancen gar nicht soschlecht, findet André.

Zwar liege ein großes Stück Arbeit vor ihm, aber durch angemessenen Einsatz sehe er seinen Chancen nicht allzu schlecht. „Ich will unbedingt in den Kreistag und bin bereit viel dafür zu tun,“ sagt André. Seiner Auffassung nach sei er der richtige Kandidat für alle, die keine Kürzungen in der Sozialpolitik wollen. Sein junges Alter sieht er als seinen Pluspunkt. Politik brauche die Jugend. Als junger Mensch will er versuchen, alte Strukturen in der Kommunalpolitik aufzubrechen.

DDR, Kommunismus und Nazis- Andés Ansichten zu zentralen Themen der LINKEN

Das Konzept der DDR betrachtet André zweiseitg.“Die Idee war ja gut und schön, aber die Umsetzung ist nicht so gelungen,“ meint er zu diesem Thema. Zwar war der Gedanke, allen gleiche Chancen auf etwa Bildung, Arbeit und Selbstverwirklichung zu gewähren, durchaus gut, sei aber an dem maroden Wirtschaftssystem der Deutsche Demokratische Republik gescheitert. Auch die mangelnde Meinungs- und Pressefreiheit sei ein großes Defizit gewesen. Dem Kommunismus generall generell stehe er ebenfalls realistisch gegenüber, da dieser seiner Meinung nach nicht realisierbar sei.

Das Problem der Nazi sieht André nicht so akut in Greifswald. In seinen Augen liege das Problem außerhalb der Stadt in den ländlichen Regionen. Die Öffentlichkeit dramtisiere die Greifswalder Situation und erkenne dafür den Ernst der Lage in den den Dörfern nicht. „Wir dürfen das Problem nicht hochputschen und die Nazis in Greifswald nicht stärker machen, als sie sind,“ findet der Kandidat der Linken. Vor allem dürfe man Gewalt nicht mit Gegengewalt bekämpfen. Nazis zielen auf Themen wie ÖPNV, Ärztemangel und Jugendclubs, ab. Dadurch gewinnen sie Sympathien, „Unsere Aufgabe ist es, diese Aufgaben des Kreises so zu gestalten, dass für Nazis keine Anknüpfungspunkte mehr da sind,“ schätzt André die Situation ein. Das sei schwierig, aber machbar. Für die ländlichen Regionen sei dies sogar essentiell.

Fotos: Susanne Große