„Ich verstehe ihre Frage so, dass es Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer zu errichten. Mir ist nicht bekannt, dass eine solche Absicht besteht, weil sich die Bauarbeiter der Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigen und ihre Arbeitskraft dort voll eingesetzt wird. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ – mit diesen Worten trat Walter Ulbricht, Staatsratsvorsitzender der DDR am 15. Juni 1961 an die Öffentlichkeit. Annähernd zwei Monate später erhält der Bundesnachrichtendienst aus Ostberlin die Information, dass „die Lage des ständig steigenden Flüchtlingsstroms“ es erforderlich mache, „die Abriegelung des Ostsektors von Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone in den nächsten Tagen durchzuführen und nicht, wie eigentlich geplant, erst in 14 Tagen.“
In der Nacht vom 12. zum 13. August begannen schließlich die Bauarbeiten zur Abriegelung der Grenze zwischen dem Sowjetischen Sektor Berlins und dem Britischen, Französischen sowie Amerikanischen Sektor der Hauptstadt. Die Mauer, die niemand zu errichten vorhatte, wurde gebaut. Immerhin hat der Staatsratsvorsitzende nicht ganz gelogen, sondern nur ein bisschen: Die Mauer wurde tatsächlich nicht von Bauarbeitern der Hauptstadt der DDR errichtet, sondern von Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA), der Deutschen Grenzpolizei, sowie durch Angehörige der Betriebskampfgruppen.
Dokumentarfilm „Schranken“ am Donnerstag im Audimax
Der Mauerbau, der propagandistisch von Seiten der DDR-Regierung als „antifaschistischer Schutzwall“ aufgeladen wurde, und in der kommenden Zeit nicht nur Berlin, sondern insgesamt die DDR von der Bundesrepublik Deutschland trennte, riss tiefe Wunden in zahlreiche Familiengeschichten, vor allem in Familien Berlins. Der Mauerbau jährt sich nunmehr zum 50igsten Mal. Aus diesem Grund veranstaltet der Demokratieladen Anklam in Kooperation mit der Stasi-Unterlagenbehörde Mecklenburg-Vorpommerns, der Landeszentrale für Politische Bildung und dem Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Greifswald am Donnerstag, 23. Juni, um 20 Uhr im Hörsaal 5 (Achtung! Raumänderung!) des Audimaxes eine Filmvorführung mit anschließender Diskussion. Gezeigt werden soll der Dokumentarfilm „Schranken“ (Link zum Trailer). Der Eintritt ist frei, der Filmregisseur Gerd Kroske wird im Anschluss für Gespräche zur Verfügung stehen. Die Inspiration für das Drehen dieses Filmes bekam der Regisseur von Fotos eines Militärgeländes, auf dem Schranken für die innerdeutsche Grenze sowie die Berliner Mauer getestet wurden. Zum Filmtitel erklärt Kroske:
Vor ein paar Jahren fand ich Photographien. Schwarz-Weiß Aufnahmen von Tests auf einem Militärgelände. Wenn man die Fotos in eine Reihung brachte erzählten sie eine Geschichte. Getestet wurden darauf Schranken, bestimmt für Grenzübergänge. Die sinnbildliche Destruktion darauf faszinierte mich Anfangs. Es waren Karambolagen für den Ernstfall, die durch die wirklich ernsten Fälle zur tragischen Wahrheit werden konnten.
Die Begegnung mit Beteiligten heute ist das Wiedersehen mit einer deutschen Mentalität, die offenbar zeitlos scheint. Für mich hat das alles die Dimension einer tragischen Parabel, die weiter, bis in unser heutiges Leben hineinreicht.
Doch der Film sowie die anschließende Diskussion sollen sich nicht nur mit dem Mauerbau im Allgemeinen befassen, sondern vielmehr mit ethischen Fragestellungen. Schließlich ist eine Grenzanlage, so die Veranstalter, „zunächst einmal ein Bauwerk, das von Fachleuten geplant und errichtet werden muss. Ingenieure und Metallarbeiter führten hierbei gewissenhaft, mit viel Erfindergeist und technischem Geschick ihre Aufträge aus.“ In diesem Kontext stellt sich zwangsläufig die Frage, ob sich die Beteiligten des Mauerbaus der Konsequenzen ihres Tuns bewusst geworden sind. „Handelten sie aus Überzeugung oder aus Pragmatismus und was denken sie heute, 20 Jahre nach der Wiedervereinigung, darüber?“ Mit dieser Frage wird sich der Film auseinander setzen.
Foto: Florian Schäffer/ wikimedia commons (Mauerbau)
Hinweis (23.6., 12:45 Uhr): Auf Hinweis der Veranstalter haben wir die Raumangabe geändert. Die Veranstaltung findet in Hörsaal 5 und nicht in Hörsaal 3 statt.
Wie hier: http://www.lpb-mv.de/cms2/LfpB_prod/LfpB/de/ver/V…
nachzulesen ist
beginnt die Filmvorführung bereits um 19 Uhr. 😉
Die Vorführung fängt um 20 Uhr an!!!
Ulbricht trat damit nicht an die Öffentlichkeit sondern antwortete auf einer Pressekonferenz so auf eine Frage einer Reporterin. Desweiteren war die KVP zur Zeit des Mauerbaus meines wissens nach schon komplett in der NVA aufgegangen…
Naja, wenn es Ulbricht auf einer Pressekonferenz einer Reporterin der Frankfurter Rundschau sagt, dann tritt er mit diesen Aussagen an die Öffentlichkeit. Was die KVP/ NVA anbelangt: Das ist mir auch aufgefallen. Ich habe jetzt noch mal nachgelesen. Offiziell wurde die KVP 1956 in die NVA umgewandelt. Eigentlich kann es zu diesem Zeitpunkt keine KVP-Einheiten mehr gegeben haben, bestenfalls Soldaten in Uniformen der KVP. Jedenfalls nehme ich die KVP raus.
PR