Den Trend zum großen Format unterlaufen zwei junge Künstlerinnen mit ihrer Ausstellung „das erste, was bei mir hing, war die haut unter meinen augen“: Mandy Witt zeigt neue, thematisch ungebundene und formal abstrakte Arbeiten. Eine Auswahl ausgereifter Bilder, die nach fotografischen Anlässen entstanden und zu einer umfangreichen Serie gehören, präsentiert außerdem Franziska Harnisch.
Gemeinsam ordneten die beiden Greifswalder Studentinnen die Malereien nach zwei Aspekten: „Wichtig war uns“, sagt Mandy Witt, „der totale Kontrast “, und „das Spiel mit dem Freiraum“, ergänzt Franziska Harnisch. Der Begrenzung durch die relativ kleine Ausstellungsfläche in der Alten Bäckerei begegneten sie, in dem sie sich auf Minimalformate festlegten und den Raum bei der Hängung der Werke experimentell einbezogen.
Die thematisch auseinandergehenden Bilder ergänzen sich überzeugend durch die spannungsvolle Anordnung der Elemente zueinander. Dass die Präsentation ihre homogene Wirkung dem heterogenen Werk zweier völlig unterschiedlicher Persönlichkeiten verdankt, wird auf den zweiten Blick deutlich.
„Die jibt det Leben selbst!“
Mandy Witt, geboren in Wolgast, absolviert den Masterstudiengang für Bildende Kunst am Caspar-David-Friedrich-Institut. Sie nennt Louise Bourgeoise und Max Uhlig als für sie wichtige Künstler. Die Kunststudentin experimentiert gerne und in ihren neuen Bildern tauchen landschaftliche Aspekte auf: „Oft ergeben sich aber auch während des Malprozesses kuriose Sachen, die zu regelrechten Farbexplosionen führen können.“ Auf anderen Blättern reduziert sie ihren Ausdruck und arbeitet nur mit grafischen Mitteln. Über ihre Inspirationsquellen sagt sie, dass die Auslöser einfach permanent vorhanden sind.
Sie beschreibt ihre Freundin und Kommilitonin Franziska Harnisch, die kurz vor dem Abschluss ihres Studiums der Kunst und Gestaltung steht, als zielstrebig und sehr engagiert. Die aus Berlin stammende Künstlerin arbeitet konzeptionell und beschäftigte sich mit bekannten Künstlern wie Marlene Dumas, Roman Signer und Erwin Wurm. Über ihre eigenen malerische Anlässe sagt Franziska Harnisch: „Die jibt det Leben selbst!“ und lacht. Ihr Markenzeichen sind unterschiedliche, oft ungerade Formate, sowie die Lockerheit der Malereien, die nach Familien- und Freundesfotografien entstanden.
Noch bis Donnerstag in der Alten Bäckerei
Der Titel der Ausstellung entsprang der humorvollen Kommunikation der beiden nimmermüden Studentinnen, die mit einigem Aufwand die Ausstellungsräume herrichteten: „Wir haben ein komplettes Skizzenbuch, voll mit komischen Aussprüchen. Wir könnten jeden Tag eine andere Ausstellung machen!“, erläutert Franziska Harnisch den Hintergrund für diese Überschrift, die vor allem nicht brachial ernst sein sollte.
Dann weist sie auf das Engagement von Stefanie Riech und Stefan Matschuk hin. Beide betreiben die Galerie Alte Bäckerei, die sich in der Feldstraße, Ecke Franz-Mehring-Straße befindet.
Sie geben mit diesem Projektraum Kunstschaffenden eine Möglichkeit, in der südlichen Mühlenvorstadt auszustellen. Noch bis zum Donnerstag, den 16. Juni, können sich Besucher jeden Nachmittag von 15.00 bis 18.00 Uhr die kleine, aber feine Präsentation der beiden Künstlerinnen, die momentan an zwei weiteren Ausstellungsprojekten („INSOMNALE 11“ und „Ausdruck1!“) beteiligt sind, ansehen.
Fotos: Johanna Nikulski-Dirks